Schleichfahrt mit der Bilanz

Hapag-Lloyd

Wer zu spät kommt, den … und so weiter und sofort … Die Hamburger Frachtreederei Hapag-Lloyd wollte ihre Halbjahreszahlen eigentlich schon vor drei Wochen veröffentlichen. Nun soll es am Dienstag so weit sein. Begründet wurde die Verspätung von einer Sprecherin der Aktiengesellschaft mit der unüberschaubaren Zahlenwüste, welche der neue Partner aus Kuwait, die United Arab Shipping Company (UASC), in den Zusammenschluss der beiden Reedereien im Mai eingebracht hätte. Offenbar haben die Hamburger die Katze im Sack gekauft.

Solche Schleichfahrten mit ihren Bilanzzahlen erlauben sich börsennotierte Aktiengesellschaften nur sehr, sehr selten – und nie sind sie ein gutes Zeichen. Für zusätzliche Spannung sorgte kürzlich Hamburgs Finanzsenator Peter Tschen­tscher (SPD), der Spekulationen über einen Ausstieg der Stadt nährte. Von den 52 Euro Kaufpreis, zu denen die Hansestadt 2009 bei der größten deutschen Reederei als Ankeraktionär eingestiegen war, ist die Aktie mit 38 Euro heute allerdings noch weit entfernt: Es wäre ein herbes Minusgeschäft für den hanseatischen Steuerzahler.

Immerhin gewann der Börsenkurs wie wohl auch das maritime Logistikgeschäft von Hapag im Sommer mehr Wasser unterm Kiel. Der Containerumschlag-Index des Wirtschaftsforschungsinstituts RWI signalisiert eine „kräftige Ausweitung“ des Welthandels. Somit konnten Reeder im ersten Halbjahr auch höhere Frachtraten von ihren Kunden verlangen. Davon sollte auch der Mercedes unter den Reedereien profitiert haben.

Anderseits macht die Konkurrenz einen flotteren Eindruck. Der dänische Weltmarktführer Maersk hat sein milliardenschweres Ölgeschäft verkauft und investiert unter anderem in die Übernahme von Hamburg-Süd. In China entsteht durch Fusionen gerade die drittgrößte Reederei der Welt. Und weltweit wachsen bis 2019 wieder die Überkapazitäten: Von den in der Hochkonjunktur bestellten Containerfrachtern mit mehr als 18.000 Boxen wurde laut NordLB erst die Hälfte ausgeliefert. Weitere Verspätungen bei der Umsetzung ihrer strategischen Neuausrichtung mit UASC könnten Hapag und Hamburg also teuer zu stehen kommen. hape