Maisproduktion verdrängt Schmetterlinge

Artenvielfalt Forscher warnen vor einem Aussterben der Schmetterlinge in Norddeutschland. Industrielle Landwirtschaft und zu viel Gülle machten den Tieren zu schaffen

Die Schmetterlinge in Deutschland verschwinden: Sowohl die Artenvielfalt als auch die Anzahl der Tiere ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Das erklärte am Mittwoch der Biologe Josef Reichholf in Hamburg. Für die Deutsche Wildtier Stiftung hat er einen Statusbericht über die Tiere erarbeitet. Demnach gab es vor 40 Jahren knapp fünfmal so viele Schmetterlinge wie heute.

Reichholf warnte vor dem Schmetterlings-Rückgang auch im Norden. Seine Beobachtungen aus Bayern seien hierher übertragbar: Grund für den Rückgang sei vor allem der landwirtschaftliche Wandel und der habe auch Niedersachsen und Schleswig-Holstein stark verändert. Durch eine auf Masse und Profit ausgerichteten Landwirtschaft habe sich der Lebensraum für Schmetterlinge extrem verkleinert. Es gebe nicht nur weniger Brachflächen, auch die Überdüngung verdränge jene Pflanzen, auf denen Schmetterlinge leben.

Reichholf sprach von einem „Alarmsignal“: „Die Funktion von Schmetterlingen im Ökosystem wird oft unterschätzt.“ Sie seien nicht nur Nahrungsquelle für Vögel und Säugetiere, sondern befruchteten auch Pflanzen.

„Das ist ein riesiges Problem im Norden“, sagte auch Karsten Heinecke, Schmetterlingsforscher beim Naturschutzbund Niedersachsen in Oldenburg. „Die Artenvielfalt geht schon seit längerer Zeit deutlich zurück“, sagte Heinecke, der heutige Bestände mit alten Daten über Schmetterlingsvorkommen verglichen hat. Schmetterlinge, die vor 20 Jahren noch vielerorts durch die Luft flatterten, seien in Niedersachsen heute weitestgehend ausgestorben.

Fritz Vahrenholt, Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung, fordert deshalb, die Förderung von Biogaserzeugung durch Nutzpflanzen wie Mais zu stoppen: „Wir sollten den Naturerhalt fördern und nicht Überproduktion oder E10-Biosprit“.Morten Luchtmann