Feuer und ein deutscher Sonntag

Keine PokalÜberraschung Der Viertligist BFC Dynamo hat zu wenig Mumm und Fortune, um Schalke 04 aus dem DFB-Pokal zu werfen, bekommt aber dafür neue Strafen vom DFB. Für Schalke wird es wieder schwer

Kratzen, kämpfen, beißen, aber am Ende reicht es nicht: Francis Adomah und Marcel Rausch vom BFC Dynamo ringen mit Bastian Oczipka und dem Schicksal Foto: reuters

aus Berlin René Hamann

Es reichte nicht. Immerhin: Das Geld langte, um ein bisschen Pyrotechnik abzufackeln kurz nach Anpfiff der zweiten Halbzeit – was die branchenüblichen Reaktionen hervorrief: Der Stadionsprecher meldete sich umgehend, der Sicherheitsdienst beeilte sich. Der Schiedsrichter jedoch, Arne Aarnink aus Nordhorn, ließ sich von dem weinrot leuchtenden Feuer nicht weiter beeindrucken und leitete das Spiel weiter.

Das war es dann auch. Diesmal gab es keine Ausschreitungen rund um das Pokalspiel des BFC Dynamo gegen den FC Schalke 04; obwohl relativ schnell klar war, dass sich beide Anhängerschaften nicht gerade grün waren. „Schalke“ wurde sofort zu „Scheiße“, sobald sich die zahlreiche, aber pyrotechniklose blau-weiße Anhängerschaft zu Wort meldete. Die ihrerseits konterte mit „Scheiß Dynamo!“-Rufen, bevor sich die Gegenseite wiederum mit dem allseits beliebten „Nie Deutscher Meister! Ihr werdet nie Deutscher Meister!“ revanchierte.

Das Spiel gab derart kindische Ablenkung aber auch weitgehend her. Nach einer kurzen Drangperiode der Schalker hatte der weiß gekleidete Klub aus der Regionalliga Nordost das Spiel weitgehend im Griff und kam seinerseits kurz vor Ende der ersten Halbzeit zu den ersten, noch zaghaften Abschlüssen (Philip Schulz und zweimal Matthias Steinborn zwischen der 37. und 40. Minute). So liefen die beiden ungleichen Mannschaften mit einem 0:0 in die Pause. Für den BFC bereits ein Teilerfolg: Sie hatten zeigen können, dass sie kämpferisch, aber auch taktisch mithalten konnten. Ein Dreiklassenun­terschied war nicht auszumachen.

Das änderte sich auch nach der Pause und dem Feuerwerkseinsatz nicht. Es wurde klar, dass beide Teams über eine ähnliche Spielanlage verfügen: In einem dicht gestaffelten Mittelfeld den Gegner empfangen und dank technischer Versiertheit auf Tempogegenstöße hoffen, das war die Idee. Der BFC hatte auch nach der Pause noch zahlreiche Chancen, um in Führung zu gehen – eine Pokalüberraschung lag durchaus in der Luft. Doch wiederum Steinborn (46.) sowie Haider Kamm Al-Azzawe (50.) vergaben selbst größte Möglichkeiten. Auf der anderen Seite zeichnete sich besonders BFC-Torhüter Bernhard Hendl mit einigen Glanzparaden gegen Schalker Chancen aus, die hauptsächlich aus schnellen Vorstößen von Yevhen Konoplyanka bestanden.

Tedesco zeigte an der Seitenlinie mehr Einsatz als so mancher Königsblaue

Der FC Schalke 04 wird es auch in dieser Saison schwer haben. Der neue Trainer Domenico Tedesco („deutscher Sonntag“) zeigte an der Seitenlinie mehr Einsatz als so mancher Königsblaue auf dem Spielfeld. Die Nationalspieler Max Meyer und Leon Goretzka wurden erst spät eingewechselt; Spielmacher Johannes Geis blieb genauso draußen wie Exkapitän und Weltmeister Benedikt Höwedes, der es nicht mal in den Kader schaffte. Neue Hierarchien und ein neues Spielsystem, das aber noch wenig durchschlagkräftig wirkte und in der Defensive zu anfällig – wie gesagt, hätte der BFC Dynamo mehr Mumm gezeigt und auch mehr Fortune gehabt, wäre hier durchaus was möglich gewesen.

So gab es dann aber doch noch das erlösende Tor für die Gäste, natürlich durch einen Konter, der von Konoplyanka abgeschlossen wurde (78.). Der Gastgeber hatte nichts mehr hinzuzusetzen; wiederum Konoplyanka, schon jetzt ein Gewinner des Trainerwechsels, sorgte in der Nachspielzeit für die Entscheidung. 2:0 Schalke, die kommenden Aufgaben werden schwerer für Königsblau. Für den BFC heißt es, mit erneuten Strafen vom DFB und dem Los des ewigen Pokalverlierers umzugehen. Die Pokal-Niederlage gegen Schalke war bereits die sechste gegen einen Profiklub ohne eigenes Tor. Mittelfristig könnte man in Berlin-Hohenschönhausen und im Jahnparkstadion allerhöchstens daran arbeiten, in die 3. Liga aufzusteigen – in dieser Saison stehen die übermächtigen Cottbusser im Weg. Und die Konkurrenz aus Leipzig – Lok und Chemie spielen in derselben Liga – schläft auch nicht. Bis dahin wird man sich mit den inoffiziellen Titeln „Könige des Ostens und Meister der DDR“ sowie „Letzter Hooligan-Club Deutschlands“ begnügen müssen. Aber das mit den inoffiziellen Titeln, das kennen sie auf Schalke ja auch.