Traditionsschiffe: maritimes Erbe gefährdet

Schifffahrt Seit Jahren gib es Diskussionen um neue Sicherheitsstandards auf historischen Schiffen. Sie könnten die Eigner finanziell überfordern

Der Dachverband der deutschen Traditionsschiffe (GSHW) hat kurz vor Beginn der Rostocker Hanse Sail auf die massive Gefährdung durch eine geplante Verordnung des Bundesverkehrsministeriums hingewiesen. Mit der Verordnung sollen die Sicherheitsstandards der teils mehr als 100 Jahre alten Schiffe an die Maßstäbe der Berufsschifffahrt angepasst werden. Dazu gehöre neben baulichen Veränderungen auch die Ausbildung des meist ehrenamtlich arbeitenden Personals, sagte der GSHW-Vorsitzende Jan-Matthias Westermann am Donnerstag in Rostock.

Die Veränderungen seien für Eigner mit so hohen Kosten verbunden, dass befürchtet werde, viele müssten ihr kostspieliges Hobby aufgeben. „Das maritime Erbe ist in großer Gefahr“, sagte Westermann.

Eine der Forderungen des Verbandes ist die Einrichtung verschiedener Fahrgebiete und verschiedener Schiffsklassen. Die neue Verordnung sehe dagegen vor, die Schiffe beim Transport von Personen gleichzustellen. „Es werden alle über einen Kamm geschert“, sagte GSHW-Vize Nikolaus Kern. „Irgendwann einmal wird es noch Museumsschiffe geben, die an der Pier liegen, aber nur noch sehr wenige Schiffe, die unter deutscher Flagge auf der Nord- und Ostsee unterwegs sind.“

Laut GSHW gibt es noch 110 deutsche Traditionsschiffe, die über ein entsprechendes Sicherheitszeugnis verfügen. Kern geht davon aus, dass mindestens 60 bis 70 Prozent durch die Neuordnung gefährdet sind und innerhalb der kommenden fünf Jahre verschwinden könnten.

Wichtigstes Kriterium sei die Personalsituation: Den Betreibervereinen würden künftig die Menschen fehlen. Denn auch die Leute, die nur wenige Tage an Bord sind, bräuchten Zeugnisse ihrer Seediensttauglichkeit. Wenn die Besatzungen aus Hauptberuflichen bestünden, müssten Passagiere Preise wie auf einem Kreuzfahrtschiff zahlen, sagte Kern. (dpa)