heute in hamburg
: „Die AfD ist ein kleines Licht“

PARADE Der CSD zelebriert Gleichberechtigung. Stefan Mielchen erklärt, was noch umkämpft ist

Stefan Mielchen

Foto: Stephanie Paepke

52, ist Erster Vorsitzender des Vereins Hamburg Pride und seit 1994 Aktivist. Er arbeitet als Journalist.

taz: Herr Mielchen, was will die Pride Week mit dem Motto: „Kommt mit uns! Diskriminierung ist keine Alternative“ zum Ausdruck bringen?

Stefan Mielchen: Das Motto hat zwei Botschaften. Es soll zeigen, dass Rechtspopulismus und Diskriminierung keine Alternative sind, auch wenn eine Partei diesen Begriff im Namen führt. Das richtet sich an die Bundestagswahl. „Kommt mit uns!“ ist eine Einladung an die Stadt, sich bei der CSD-Parade nicht nur an den Rand zu stellen, sondern unsere Anliegen auch zu den eigenen zu machen. Nur wenn eine Gesellschaft Minderheiten stärkt, ist sie tatsächlich stark.

Ist die AfD bedrohlich für die LGBTIQ-Community?

In Hamburg ist sie ein kleines Licht. Aber zwei AfD-Bürgerschaftsabgeordnete haben die „Magdeburger Erklärung zur Frühsexualisierung“ unterzeichnet. Darin soll das traditionelle Familienbild, also Vater, Mutter und Kind, festgeschrieben werden. Sexuelle Vielfalt wird als „Frühsexualisierung“ diffamiert. Die Partei wird im nächsten Bundestag sitzen und auch ihre LGBTIQ-Themen einbringen. Dagegen stemmen wir uns.

Wie hilft die Pride Week beim Erreichen dieser Ziele weiter?

Wir haben mit der Demonstration am 5. August eine große Wirkung. Da werden voraussichtlich 150.000 Menschen an der Straße stehen und 15.000 Teil der Parade sein. Wahrscheinlich sogar mehr, wir hatten noch nie so viele Anmeldungen von Gruppen und Trucks.

Was wird noch passieren?

Es gibt Veranstaltungen im Pride House, die politische Themen haben. Da schließen sich Organisationen und Parteien an, mit Veranstaltungen im Rathaus an. Hamburg Pride macht zwei Veranstaltungen: Eine Talkshow mit AktivistInnen verschiedener Generationen und eine Veranstaltung mit AktivistInnen aus unterschiedlichen Ländern wie die Ukraine, Dänemark und Malta.

Wie ist die Lage hier?

Man merkt, dass bald Wahl ist, wir werden dieses Jahr oft ins Rathaus eingeladen. Aber die Ehe für alle hatte nicht immer hohe Priorität. Die Parteien haben entdeckt, dass damit Wählerstimmen zu holen sind. Wünschenswert wäre, wenn das Interesse auch nach der Wahl anhält.

Interview Philipp Steffens

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