Die Metalldetektoren werden wieder entfernt

Jerusalem Israel hat im Streit über den freien Zugang zu den Moscheen eingelenkt. Dennoch hält der Waqf am Boykott fest

Israelische Sicherheitskräfte in der Altstadt von Jerusalem außerhalb des Tempelbergs Foto: Oded Balilty/ap

Aus Jerusalem Susanne Knaul

Wer glaubte, dass die Proteste gegen die Metalldetektoren am Tempelberg in Jerusalem aufhören würden, sobald die Detektoren entfernt werden, ist erst einmal enttäuscht worden. Obwohl die israelische Polizei am frühen Dienstagmorgen mit dem Abbau der umstrittenen Sicherheitsanlagen begonnen hat, weigerten sich fromme Muslime zur Al-Aksa-Moschee zu gehen, sondern knieten sich stattdessen auf die Straße zum Gebet. Die Detektoren waren nach dem tödlichen Anschlag auf zwei israelische Polizisten am 14. Juli in der Altstadt errichtet worden. Vertreter der muslimischen Organisation Wakf, die den Tempelberg verwaltet, erklärten, dass sie den Boykott erst aufheben würden, wenn die Lage genauso wie vor dem 14. Juli wiederhergestellt sei.

Um sicherzustellen, dass keine Waffen auf den Tempelberg geschmuggelt werden, erwägt Israels Polizei, moderne Techniken einzusetzen wie Kameras, die Gesichter oder Waffen identifizieren, oder Systeme, die auf Sprengstoff reagieren. Außerdem solle das Sicherheits­personal in der Altstadt von Jerusalem insgesamt aufgestockt werden. Die Regierung veranschlagt Kosten von rund 25 Millionen Euro für das „smarte“ Überprüfungssystem. Damit sollen die Zugänge zum Tempelberg offen bleiben, sodass Staus ausbleiben, auch wenn viele Gläubige zur selben Zeit zum Gebet strömen.

Israels Sicherheitskabinett war sich bei der Entscheidung über die Metalldetektoren uneins. Minister der Siedlerpartei Das jüdische Haus stimmten gegen die Entfernung der Anlage, was der Abgeordnete Bezalel Schmotrisch (Das jüdische Haus) als „Kapitulation vor dem Terror“ bezeichnete. Der Knessetabgeordnete Masud Ganaim von der arabisch-antizionistischen Vereinten Liste lobte hingegen die „Hartnäckigkeit der religiösen Führung, des Wakf und der politischen Führung“ vor allem in Jerusalem, die zu einem „Sieg in der Schlacht“ geführt hätten.

Die Entscheidung Israels gegen die Metalldetektoren fiel nahezu zur selben Zeit wie die Ankündigung Jordaniens, das Botschaftspersonal nach dem Zwischenfall vom Vortag, bei dem zwei Jordanier erschossen wurden, nach Israel ausreisen zu lassen. Die Regierung in Jerusalem stritt zwar einen Zusammenhang der beiden Entscheidungen ab. Tatsache ist, dass Jordaniens König Abdullah II. im Vorfeld der Kabinettsentscheidung telefonisch von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu forderte, die neuen Sicherheitsmaßnahmen am Tempelberg rückgängig zu machen.

Jason Greenblatt, US-Sondergesandter im Nahen Osten, dürfte entscheidend mit zur Beilegung der Krise zwischen Israel und Jordanien beigetragen haben.

Der Abgeordnete Bezalel Schmotrisch spricht von Kapitulation vor dem Terror

Greenblatt kam am Montag nach Jerusalem, um in dem Streit über die Sicherheitsmaßnahmen am Tempelberg zu vermitteln, als der Zwischenfall an der israelischen Botschaft in Amman bekannt wurde. Ein junger Jordanier hatte den israelischen Wachmann mit einem Schraubenzieher angegriffen. Der Wachmann erschoss den Angreifer und mutmaßlich aus Versehen den Eigentümer des von Israel gemieteten Hauses auf dem Botschaftsgelände.

Nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds sind seit dem 14. Juli, dem Tag des Anschlags, über eintausend Menschen im Verlauf von Demonstrationen verletzt worden. Fünf Palästinenser wurden im Laufe der Proteste von israelischen Soldaten erschossen. Der UN-Nahostgesandte Nicholay Mladenov warnte in New York, dass die „Gefahr weiter eskalieren werde, wenn es noch einen Freitag ohne Lösung gibt“. Tausende Palästinenser kommen dann zum Freitagsgebet nach Jerusalem. Der UN-Sicherheitsrat war auf Initiative Schwedens, Frankreichs und Ägyptens am Montag zu Beratungen über die Krise in Jerusalem zusammengekommen.

Die radikale rechtsreligiöse Partei Otzma Jehudit kündigte infolge der israelischen Regierungsentscheidung an, vor den Obersten Gerichtshof zu ziehen, sollten die Metalldetektoren nicht auch am Zugang über die Mughrabibrücke, über die Juden und Christen den Tempelberg betreten, entfernt werden. Es ginge nicht an, so hieß es, „dass die Muslime nicht kontrolliert werden, Juden aber doch“.