Dauerbaustelle Akademie der Künste: Kleiner BER hinter Glas

Die Akademie der Künste am Pariser Platz wurde 2005 eröffnet, vollendet ist sie nicht. Seither wird gebaut, die Kosten steigen.

Akademie der Künste

Sieht von außen gar nicht wie eine Baustelle aus: die Akademie der Künste am Brandenburger Tor, links das Hotel Adlon Foto: dpa

Wenn von einer unendlichen Bauskandalgeschichte die Rede ist, denkt man in Berlin an den Flughafen BER. Eine noch längere Leidenszeit kann die Akademie der Künste (AdK) am Pariser Platz vorweisen.

2005 wurde das neue Akademiegebäude eröffnet, hinter der schicken Glasfassade residiert die Präsidentin, es finden Veranstaltungen und Künstlertreffen statt. Doch das Haus ist seit über 12 Jahren unvollendet und seit 2014 wieder eine Baustelle – inklusive der üblichen steigenden Kosten, Rechtsstreitigkeiten und Skandale, der offenen Rechnungen sowie vagen Fertigstellungstermine. Zuletzt war hierfür der Anfang dieses Jahres im Gespräch.

Die Bauherrin der Akademie, die Senatsbauverwaltung, hat nun einen erneuten vorläufigen Fertigstellungstermin ausgegeben. Dieser sei „für das vierte Quartal 2017 geplant“, so Katrin Dietl, Sprecherin von Berlins Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke), gegenüber der taz. Danach sollten die vielen Mängel an den Klimaanlagen und andere „Alt- und Kleinmängel in erheblichem Umfang“ beseitigt sein, hofft die Sprecherin. 2018, damit rechnet man in der Akademie, könnte das Gebäude wieder für große Ausstellungsprogramme genutzt werden.

Zusätzlich zu der Verzögerung steigen die Baukosten. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher musste in einem Bericht an den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses einräumen, dass sich die Gesamtkosten 2017 noch einmal um 5,2 Millionen auf rund 75 Millionen Euro er­höhen werden. Kalkuliert hatte der Senat in den 1990er Jahren zirka 35 Millionen Euro für den außergewöhnlichen Entwurf des Architekten Günter Behnisch.

Noch teurer könnte es kommen, sollten weitere Mängel zu Buche schlagen. Denn nach wie vor in der Schwebe sind be­stehende Missstände an der Glasfassade. Diese Bauarbeiten und -kosten stünden angesichts offener Gerichtsverfahren, die klären sollen, wer für die Schäden verantwortlich ist, noch aus, betonte Lüscher. Dennoch glaubt sie, den Kostenrahmen halten zu können.

Schuld an der jetzigen Kostensteigerung und der verlängerten Bauzeit haben nach Auskunft der Senatsbaudirektorin der Rückzug des einstigen Generalunternehmers und dessen Schlampereien am Bau: So musste die Klima- und Haustechnik für die Bibliothek im Obergeschoss, die vier Ausstellungssäle sowie für die „Black Box“, die Magazin- und Archivräume in den vier Untergeschossen, die seit 2005 nicht genutzt werden konnten, in Höhe von über 3 Millionen Euro saniert und erneuert werden.

Hinzugekommen seien Investitionen für die „Ertüchtigung des Mauerwerks in den historischen Ausstellungshallen“, für Malerarbeiten und Dachabdichtungen sowie für Baunebenkosten von fast 2 Millionen Euro.

2005 wurde das neue Akademiegebäude eröffnet, seit 2014 ist es wieder eine Baustelle – inklusive der üblichen steigenden Kosten, Rechts­streitigkeiten und Skandale

Nötig war das alles deshalb, weil für die Akademienutzung eine gute Klimatisierung unerlässlich ist. So muss für die Archivalien und die Funktionstüchtigkeit weiterer Räume ein besonderes Raumklima herrschen. Das Archiv im Untergeschoss etwa war speziell für die große Baukunst-Sammlung konzipiert worden. Es sei von großer Bedeutung, dass dieses „nach Jahren seines eher verborgenen Daseins am Spandauer Damm“ endlich an den Pariser Platz Nummer 4 einziehen kann, findet Jeanine Meerapfel, Präsidentin der AdK.

Neben den Terminen und Kosten bleiben für das Land Berlin noch zwei weitere Risiken: Zum einen soll im Rahmen des neuen Hauptstadtfinanzierungsvertrages zwischen Berlin und dem Bund das Akademiegebäude 2018 in die Obhut der Bundesregierung übergehen. Voraussetzung dafür ist, dass die Mängel beseitigt sind und ein „bestimmungsgemäß nutzungsfähiges Gebäude“ übergeben kann.

Zum anderen droht der Streit mit dem Exunternehmer über die Glasfassade sich zum Dauerkonflikt auszuweiten. Schon 2010 sei ein „gerichtliches Beweisverfahren zur Klärung der Ursachen“ eingeleitet worden, so Katrin Dietl. „Hier ist weiterhin kein Abschluss des Verfahrens erkennbar, sodass mit den entsprechenden Baumaßnahmen noch nicht begonnen werden konnte.“

Sollte die Akademie 2018 wieder eröffnen, was ihr zu wünschen wäre, sind also noch Rechnungen offen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.