Ein Umweltpreis für den „Leopard 2“

Ökologie Ein Pressefrühstückzum Bienensterben und der wachsende Widerstand gegen Naturschützer

Gestern lud die Restaurant- und Catering-Unternehmerin Sarah Wiener mit der Deutschen Umwelthilfe zu einer Pressekonferenz. Es gab von ihren Köchen zubereitete Pilzschnittchen und Pflaumenkuchen. Diesen wird es im Gegensatz zu jenen wohl bald nicht mehr geben, wenn das „Bienensterben“, die Vergewaltigung der Bienenvölker aus Profitgründen und das Artensterben vor allem unter den Wildbienen, wegen der Ausbreitung von Monokulturen anhält. Pflaumenblüten müssen von Insekten bestäubt werden, um Früchte zu entwickeln.

Sarah Wiener ist die Tochter von Oswald Wiener, der mit seinem Antiroman „die verbesserung mitteleuropas“ (1969) und seiner Kreuzberger Ösi-Kneipe „Exil“ berühmt wurde, sie selbst lernte dort kochen. Heute engagiert sie sich für eine ökologische Landwirtschaft und als Imkerin für eine Rückkehr zur Haltung selbst organisierter Bienenvölker, das heißt keine Bestückung mit fremden Bienenköniginnen, keine Unterdrückung ihres Schwarmverhaltens und nur maßvollen Honigraub.

Das brachte sie mit der ­Verbraucherschutzorganisation „Deutsche Umwelthilfe“ zusammen, die von den Pflanzen aus argumentiert: So setzt sie sich für eine „nationale Stickstoff-Strategie“ ein, um die Überdüngung der Felder zu reduzieren, die viele Nahrungspflanzen der Insekten vernichtet. Der Bundesregierung wirft sie vor, die 1991 verabschiedete „Nitrat-Richtlinie“ der EU nicht konsequent umzusetzen, um die industrielle Landwirtschaft mit ihrer Massentierhaltung zu schonen.

Im Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie verhält sich das Kapital und sein geschäftsführender Ausschuss, die Politik, wie das „Diesel-Kartell“: Die Öffentlichkeit wird mit immer mehr Umweltgesetzen und ökologischen Begriffen wie „Nachhaltigkeit“ und „Bio“ eingenebelt, um dahinter business as usual zu betreiben. Kürzlich wurde sogar dem Panzer „Leopard 2“ ein Umweltpreis verliehen.

Derzeit sterben allein in Berlin wieder Tausende Jungvögel von Fassadenbrütern wie Spatz, Star, Mauersegler, weil die Häuser just zur Brutzeit energetisch verdämmt werden – von verrohten Bauunternehmern, obwohl diese Singvögel (wie auch Fledermäuse) streng geschützt sind und ihr absichtliches Töten mit Gefängnis bestraft werden kann. Aber weder die Umweltschutzbehörden noch die Polizei noch BUND und Nabu sind willens, diese Ökoverbrecher zu stoppen.

Ähnliches gilt für die Grünämter in den Bezirken, die kaum noch Personal haben und stattdessen Aufträge an Firmen vergeben, die die „Grünpflege“ von schlecht gelaunten Niedriglohnarbeitskräften mit schwerem Gerät erledigen lassen. Der Flurschaden, den sie mit ihren Laubbläsern und Motorsägen hinterlassen, ist enorm. Der Ökologe Josef Reichholf erwähnt zudem: Zwar gebe es immer mehr Ornithologen und „Bürgerwissenschaftler“, die sich für den Naturschutz einsetzen, „aber die Widerstände gegen sie sind auch gewaltig gewachsen, sodass die Ergebnisse oft nur recht faule Kompromisse sind (Europäische Vogelschutzrichtlinie und die inzwischen praktizierten „Ausnahmen“ mit regulärer Jagdzeit auf Krähenvögel!). Insbesondere in Westdeutschland wurden die Naturschutzgebiete zu Aussperrgebieten für die Naturfreunde, während die Nutzer darin ungehindert und unkontrolliert mehr oder minder tun und lassen können, was sie wollen.“ Gemeint sind Angler, Jäger und Holzkonzerne: Sie können weiter ihrem Hobby bzw. ihrem Raubbau in den Naturschutzgebieten nachgehen, während Naturwissenschaftler eine Genehmigung brauchen, um dort zu forschen. Helmut Höge