heute in hamburg
: „Geflüchtete als Sexobjekt“

Gespräch Im Hein & Fiete diskutieren Schwule aus anderen Kulturen über den Umgang in der Szene

Daria Majewski

Foto: privat

30, hat einen Master in Westslawistik, moderiert Veranstaltungen, arbeitet als Autorin und Diversity Trainerin.

taz: Frau Majewski, wie ist es für schwule Geflüchtete, nach Deutschland zu kommen?

Daria Majewski: Es ist unterschiedlich und kommt darauf an, wo jemand herkommt. Schwule Männer aus Polen haben deutlich weniger Reibungspunkte mit Deutschen als beispielsweise Bekannte von mir, die aus Saudi-Arabien oder Syrien kommen.

Wen haben Sie zur Diskussion eingeladen?

Auf dem Podium werden Wanja, ich und noch ein bis zwei weitere Gäste von ihren Erfahrungen erzählen. Wanja ist von Quarteera aus Berlin, einem Verein für russischsprachige LGBT-Geflüchtete in Deutschland und kommt aus Kasachstan. Ich habe einen polnischen Hintergrund und kann als Ex-Schwule (lacht) und Transfrau von den solidarischen Strukturen innerhalb der schwulen Szene in Deutschland berichten.

Welche kulturellen Unterschiede gibt es?

Zum Beispiel den Stellenwert vom Coming-out. In Deutschland wird das Öffentlichmachen der eigenen sexuellen Orientierung meistens als Empowerment wahrgenommen. Bei Leuten aus anderen Kulturkreisen funktioniert das aber oft nicht. Da hängt oft viel mehr dran als bei uns. Da sind teilweise ganze Familiennetzwerke betroffen. Daher ist es schwierig, denen zu sagen, dass sie sich doch einfach trauen sollen oder sie zu verurteilen, wenn sie es nicht tun.

Tauschen sich Schwule nicht darüber aus?

Doch, den Austausch gibt es schon. Projekte wie Quarteera leisten sehr wichtige Vermittlungsarbeit. Aber das Problem, das viele Geflüchtete kritisieren, ist häufig, dass sie fetischisiert oder exotisiert werden, auf ihre dunkle Haut reduziert werden und als Sexualobjekt wahrgenommen werden.

Woran liegt das?

Hauptsächlich daran, dass die schwulen Szenen über Sexualität funktioniert. Gleichzeitig haben sich schwule Szenen in Deutschland natürlich in ihrem spezifischen Kulturkreis mit spezifischen historischen Erfahrungen entwickelt und eigene Codes etabliert. Treffen schwule Männer aus verschiedenen Kulturen zusammen, müssen sie erst mal lernen, einander zuzuhören und herauszufinden, womit sie sich wohlfühlen. Doch sexualisierte Orte wie Darkrooms sind nicht für alle so normal, wie für viele europäische oder amerikanische Schwule. Und natürlich auch sich selbst zu reflektieren.

Interview Katharina Kücke

Podiumsgespräch „Für Männer die mehr wollen“: 19 Uhr, Hein & Fiete, Pulverteich 21