Einwurf
: Getümmel im Wochentakt

Per Saldo werden die Hamburger das alles stoisch erdulden: Denn die Gastronomen verdienen gut

Eigentlich hätten Donald Trump, Vladimir Putin, Xi Jinping und Tayyip Erdoğan nach G20 noch ein bisschen bleiben können – wenigstens bis zu Schlagermove und Triathlon. Die kredenzt uns Hamburg ja an diesem Wochenende. Klug haben Bezirksämter und Verwaltungen nämlich vorausgesehen, dass den Hamburgern spätestens fünf Tage nach G20 ohne Straßensperren und HVV-Ausfälle langweilig würde.

Außerdem wurde die Stadt jetzt schon eine geschlagene Woche nicht im Fernsehen gezeigt. Das kann nicht hingenommen werden; am Ende vergisst man noch, dass es uns gibt; ganz schlecht fürs Tourismus-Marketing. Und da Motorrad-Gottesdienst und Harley Days – gleichfalls im Wochentakt – schon durch waren, mussten zwei weitere Events her – am besten gleich parallel.

Feinsinnig haben die Stadtväter erspürt, dass den Hamburgern Feier- und Sporttouristen lieber sein würden als der störungsfreie Besuch der Innenstadt. Ist ja auch nicht so wichtig, in der Mönckebergstraße shoppend herumzuschlendern. Das können wir immer noch im November machen, dann will eh keiner her. Hochsommerlich anregend dagegen wirkt die Begegnung mit Verkleideten, Tanzenden, Betrunkenen oder mit Sprintern und Schwimmern an und in der Alster.

Scharfsinnig war es auch, der Hamburger Polizei gleich nach ihren umstrittenen G20-Aktionen einen zweiten Großeinsatz zu bescheren, dann kommen die Beamten nicht aus der Übung. Und mal sehen, ob man nicht auch die Schlagermove-Demo im Keim ersticken kann – sei es wegen unzulässig bunter Vermummung, sei es wegen mangelhafter Bekleidung; irgendein Grund wird sich schon finden.

Auch könnten die Beamten versuchen, die Schlagermove-Leute mit Konsequenz und Härte vom bedrohlich leistungsorientierten Sportler-Block zu trennen. Das kann ein lustig-temperamentvolles Gerangel geben. Besonders, wenn man außerdem die Touristen vor Hamburgern schützen muss, die ihre Stadt endlich wieder für sich haben wollen.

Aber per Saldo werden die Hamburger das alles wohl stoisch erdulden. Denn immerhin, die Gastronomen verdienen gut an dem Getümmel. Und für das lukrative Geschäft des Innenstadt-Wirts nimmt der Bill­stedter das bisschen Verkehrs- und Freizeitbehinderung gern in Kauf. Da ist er ganz solidarischer Hanseat. Petra Schellen