Der Bestatter

Wie machen Sie das?

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Klaus-Uwe Mecklenburg, 55, leitet die Kiez-Bestattungen Berlin.

taz.am wochenende: Herr Mecklenburg, in Ihrem Beruf als Bestatter müssen Sie jeden Tag Mitgefühl aufbringen. Wie machen Sie das?

Klaus-Uwe Mecklenburg: Das kommt von innen. Ich war das älteste Kind in einer Großfamilie. Da war es normal, sich um andere zu kümmern. Wenn Menschen in mein Geschäft kommen, vermittle ich ihnen das Gefühl, für sie da zu sein. Ich trage kein weißes Hemd mit schwarzer Krawatte oder setze eine traurige Miene auf. Und ich sage auch nicht: „Mein Beileid“. Das wirkt abgedroschen, und Angehörige merken in dieser Situation genau, wenn etwas nicht von Herzen kommt. Stattdessen wünsche ich ihnen viel Kraft.

Wie wird man Bestatter?

Es gibt in Süddeutschland eine Schule für Bestattungsfachkräfte. Die Ausbildung ist aber nicht zwingend notwendig. Es gibt keine Voraussetzungen wie bei anderen Berufen. Man meldet sich bei den Behörden an und ist es einfach.

Wie sind Sie dazu gekommen?

Als ich 14 war, ist mein Vater gestorben. Das war die erste Begegnung mit dem Tod. Andere lebten sich aus, ich habe mir Fragen gestellt wie: Was passiert, wenn du tot bist? Zehn Jahre später habe ich meine Mutter beerdigt, dann schon bewusster. Unsere Räumlichkeiten im K-Salon wurden oft für den Leichenschmaus gebucht, da wir direkt gegenüber der Friedhöfe im Berliner Bergmannkiez liegen. Da habe ich gedacht, was die können, kann ich auch.

Wie erleben Sie die Bestattungen in Deutschland?

Es wird sich keine Zeit genommen. Deswegen arbeite ich hier in Berlin mit dem Netzwerk Porta Dora zusammen, das einen angemessenen Umgang mit Verstorbenen und den Angehörigen fordert. In Deutschland ist es erlaubt, den Toten 36 Stunden zu Hause aufzubahren. Viele Menschen wissen das nicht und nehmen die Zeit nicht in Anspruch. Auch haben sie oft Angst vor toten Körpern. Sie sind jedoch weder gruselig noch ekelig.

INTERVIEW Anna-Theresa Bachmann