Punkermord vor Gericht

In Dortmund beginnt der Prozess gegen einen 17-jährigen Neonazi wegen „heimtückischen Mordes“. Der legt sofort ein Geständnis ab: „Es tut mir leid“

BERLIN taz/dpa ■ Am Ostermontag stach ein 17-jähriger Neonazi in einem Dortmunder U-Bahnhof einen Punk nieder. Der 32-jährige Thomas S. starb im Krankenhaus an den Folgen des Messerstichs. Gestern begann am Landgericht Dortmund der Prozess wegen heimtückischen Mordes. Der Jugendliche hat gleich am ersten Tag gestanden, den Mann umgebracht zu haben. Er soll erklärt haben, dass ihm die Tat leidtue. Er habe sich von dem späteren Opfer verbal angegriffen gefühlt.

Das Verfahren findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, da der Angeklagte noch minderjährig ist. Das höchstmögliche Strafmaß liegt bei zehn Jahren Haft.

Die Tat löste in Dortmund und Umgebung Entsetzen und Empörung aus. Mehrere hundert Dortmunder kamen zu Gedenkveranstaltungen. Das lokale Bündnis gegen rechts sprach von „politischem Mord“ und warf Polizei und Stadt vor, die Probleme mit Neonazis zu verharmlosen. Nach dem Mord an dem dreifachen Vater habe es mindestens ein halbes Dutzend weiterer Übergriffe von Rechten gegeben, berichtete Jan Tacke vom Linken Bündnis Dortmund.

Polizeisprecher Peter Schulz dagegen hielt den Fall für eine „ungeplante Einzeltat“. Die Situation sei „absolut ruhig. Die rechtsextremistisch motivierten Straftaten sind sogar rückläufig“, sagte Schulz. Die Staatsanwaltschaft, für die der Täter kein Unbekannter war, sieht dies anders. „Er hatte Kontakte zu Jugendgerichten“ und gehöre zur rechten Szene. Unter Verfassungsschützern gilt die Dortmunder Neonaziszene als größte in Nordrhein-Westfalen. SARAH MERSCH