Die Werbepause
: Die ham ’nen Lackschaden

Die Schnittstelle zwischen Frau und Auto ist: Nagellack, na klar Foto: Renault

Eigentlich geht Autowerbung eher so: Bub sitzt im schnellen Auto, packt den Schaltknüppel wie ein Holzfäller die Axt (obwohl er alles andere als ein Holzfäller ist, sondern eher so der geschniegelte Typ) und kurvt sich durch eine ruppige Landschaft nach Wahl – Wüste, Felsen oder beides.

Nicht so im neuesten Clip von Renault. Fuchsige PR-Beratende des französischen Autoherstellers hatten nämlich die Eingebung, ihre Zielgruppe um eine Minderheit auszuweiten: Frauen. Auch in Damengeldbeuteln steckt schließlich Geld. Und das da rauszuholen mit Targeted Advertising ist eine prächtige Idee!

Was tun also, damit frau sich mit dem Vierräder identifiziert?

Zuerst mal einen poppigen Girly-Sound aussuchen, der dem Filmchen, hihi, den Drive gibt.

Dann die Protagonistin: Am besten eine schön groß gewachsene Blondine, behängt mit Einkaufstaschen vom Shoppen. Ganz traurig steht die Arme vor ihrem blassblauen Renault-Twingo. Hat sie sich doch, wer kennt es nicht, im Stadtverkehr ein paar Kratzer im Autolack eingefangen. Und dann kommt der Clou – man möchte die PR-Abteilung dankbar mit Roséchampagner begießen für ihren innovativen Einfall: Aus ihrer Handtasche zückt die Gute ein Fläschchen mit Nagellack. Blassblau, wie ihr Auto.

Auf dieses einzigartige Produkt haben Genderbeauftragte lange gewartet. Endlich lassen sich mit ein und demselben Pinsel nicht nur der Damen Finger, sondern auch der Autos Lackschäden aufhübschen.

„Perfekt für die Nägel – und für die Kratzer“, säuselt die französische Stimme ins Ohr. Während die Hände der Protagonistin farblich Ton in Ton die Kühlerhaube kraulen.

Das praktische Helferlein gibt’s übrigens in vier verschiedenen Couleurs, für jeden Look das Passende – von „Étoilé Black“ bis „Eclair Yellow“. Ein echtes Must-have der Saison.

Ehe wir der Renault-Innovationsabteilung jedoch den goldenen Inklusionsigel verleihen, bleiben einige kritische Fragen zu stellen: Was passiert eigentlich, wenn der Nagellack leer ist? Gibt’s zur Farbe der Saison auch immer ein neues Auto mit dazu? Und was macht eigentlich mann, wenn sein Auto einen Kratzer hat? Doch nicht etwa Nagellack kaufen!

Kathrin Müller-Lancé