Israel und Hamas mal einig:
IS steckt nicht hinter Anschlag

Jerusalem Bei einem Angriff am Damaskustor sterben die drei Angreifer und eine Polizistin

Israelische Grenzpolizisten auf Patrouille am Damaskustor Foto: reuters

JERUSALEM taz | Israel und die Hamas sind sich einig, dass der „Islamische Staat“ (IS) nicht für die Attentate in Jerusalem verantwortlich zu machen ist. In einer über die Internetseite Amaq am Wochenende verbreiteten Mitteilung hatte der IS erklärt, dass „Löwen des Kalifats“ eine Versammlung von Juden angegriffen hätten, aus „Rache für Gottes Religion“. Und die Urheberschaft dieses Anschlags für sich reklamiert.

Eine 23-jährige israelische Grenzpolizistin war am Freitagabend in Jerusalem bei einem Messerangriff so schwer verwundet worden, dass sie kurz darauf ihren Verletzungen erlag. Zwei weitere Attentäter hatten fast zeitgleich und in unmittelbarer Nähe des Damaskustors das Feuer auf Sicherheitsleute eröffnet. Alle drei Angreifer wurden bei der Tat erschossen. Laut Geheimdienst Schin Bet stimmten die von Amaq verbreiteten Namen jedoch nicht mit den tatsächlichen Namen der Attentäter überein. Laut Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri handelte es sich bei zweien um Anhänger der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) und bei dem Dritten um ein Mitglied der Hamas.

Die israelische Polizei geht hingegen davon aus, „dass es sich um eine lokale Terrorzelle handelt, die keiner Organisation angehört“, wie Polizeisprecher Micky Rosenfeld auf telefonische Anfrage der taz sagte. Zwei der Männer seien den Sicherheitsbehörden bekannt gewesen. Israel reagierte mit der Abriegelung des unweit von Ramallah gelegenen Heimatdorfes der drei Männer und erklärte die Arbeitsgenehmigungen von Familienangehörigen für ungültig. Die Familienhäuser der drei Attentäter sollen in Kürze dem Erdboden gleichgemacht werden, außerdem ließ die Regierung über 250.000 Sondereinreisegenehmigungen anlässlich des Fasten­monats Ramadan streichen. „Der Ramadan verlief bis zum letzten Freitag sehr ruhig“, so Polizei-Sprecher Rosenfeld. Besondere Anzeichen, dass ein Attentat bevorstehen könnte, „haben uns nicht vorgelegen“. Israel hatte sogar Busse mit Frauen und Kindern aus dem Westjordanland zum Freitagsgebet nach Jerusalem einreisen lassen. Seit dem Wochenende bestehe eine erhöhte Sicherheitsstufe. „Wir gehen kein Risiko ein.“

Der IS hat sich in der Vergangenheit wiederholt für Raketenangriffe, die aus dem Sinai gegen Israel ausgeführt wurden, für verantwortlich erklärt. Regierungschef Benjamin Netanjahu, hatte zudem gesagt, dass der palästinensische Lastwagenfahrer, der Anfang des Jahres in eine Gruppe von Soldaten in Jerusalem raste und vier junge Wehrpflichtige tötete, vom „Islamischen Staat“ inspiriert gewesen sein soll. Dass der IS sich zu einem Attentat in Israel bekennt, ist hingegen neu. Tatsächlich gehen die palästinensischen Parteien und der IS auf Abstand zueinander.

„Der Ramadan verlief bis zum letzten Freitag sehr ruhig“

Polizeisprecher Micky Rosenfeld

Nach dem Anschlag in Jerusalem forderte Netanjahu Palästinenserpräsident Mahmud Abbas erneut auf, den Terror zu verurteilen. Bislang hat aber nur seine Organisation Fatah in einer Mitteilung das Verhalten der israelischen Grenzpolizisten verurteilt, die „drei Palästinenser töteten“. Ähnlich titelte BBC: „Drei Palästinenser nach tödlichen Messerstichen in Jerusalem gestorben.“ Susanne Knaul