Kein Wort zu den Anschlägen

Reaktion Außenminister Gabriel empfängt am Tag der Attentate seinen saudischen Amtskollegen. Um Iran geht es nur indirekt

BERLIN taz | Das Thema der Anschläge in Teheran schneidet Adel al-Dschubeir nicht einmal an. Der saudische Außenminister, ein ruhiger Mann mit säuselnder Stimme, ist am Mittwoch in Berlin zu Gast. Am Mittag tritt er nach einem Gespräch mit seinem Amtskollegen Sigmar Gabriel im Auswärtigen Amt vor die Presse, er redet über den Streit mit Katar und den Kampf gegen den IS. Die mutmaßlichen Angriffe der Terrormiliz in der Hauptstadt des Erzfeinds Iran erwähnt Al-Dschubeir aber mit keinem Wort.

Sein Gastgeber hält sich ebenfalls zurück. Einen kurzen Rat erteilt er dem Saudi: „Wir glauben, dass eine reine Konfronta­tions­politik mit dem Iran nicht zu einer Lösung führen wird“, sagt Gabriel. Nötig seien im Umgang mit der Regierung in Teheran sowohl Kritik als auch Gesprächsbereitschaft. Ansonsten kommt auch von ihm kein Wort zum Iran oder den Anschlägen.

Und das, obwohl der Iran während des Treffens der beiden Außenminister eigentlich das zentrale Thema war – zumindest indirekt: In Berlin rangen al-Dschubeir und Gabriel um die Zukunft der Beziehungen zu Katar. Bei der Blockade der Saudis und anderer arabischer Staaten gegen das Emirat geht es offiziell zwar um die Finanzierung islamistischer Terrorgruppen. Kein Geheimnis ist aber, dass sich die saudische Regierung mindestens ebenso stark an den soliden Beziehungen Katars mit Teheran stört.

In Berlin drängt Gabriel seinen saudischen Kollegen, die Blockade schnell wieder einzustellen. „Die diplomatischen Beziehungen zu einem Land abbrechen, Überflüge in das Land zu stoppen, das ist natürlich ein ausgesprochen harter Konflikt“, sagt er. Zumal das Argument der Terrorfinanzierung aus dem Mund des saudischen Außenministers nicht wirklich ziehe: Dass private Stiftungen im Ausland Terrororganisationen finanzieren, habe man in der Vergangenheit ja „zum Beispiel auch aus Saudi-Arabien“ gehört.

Dieses Argument lässt al-Dschubeir kalt. „Saudi-Arabien hat Terrorfinanzierung unter Strafe gestellt“, sagt er. Erst wenn die Katarer nachziehen, könne die Blockade aufgehoben werden: Das Emirat müsse sich „auf unsere Forderungen einlassen, damit wir zu normalen Beziehungen zurückkehren können“.

Und nun? Gabriel versucht, die Golfstaaten über den gemeinsamen Feind wieder zusammenzubringen. „Wir haben ein großes Interesse daran, dass die Koalition gegen den IS erhalten bleibt“, sagt der Außenminister. Zumindest bisher sind in dieser Militärkoalition sowohl die Saudis als auch Katar Mitglied. Tobias Schulze