Tödliche Messerattacke

GEWALT In Saarbrücken ersticht ein syrischer Flüchtling nach einem Streit einen DRK-Berater

SAARBRÜCKEN taz | Der junge Mann wollte den Opfern von Flucht und Vertreibung helfen, ihnen in ihrer neuen Heimat Hoffnung geben. Am Mittwoch wurde er selbst Opfer. Ein syrischer Klient erstach bei einem Beratungsgespräch im psychosozialen Beratungszentrum für Flüchtlinge und Migranten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Saarbrücken einen Betreuer vom Projekt „Hope“.

Nach ersten Ermittlungen der Polizei waren der 27-jährige Syrer und sein 30-jähriger Berater während eines Gesprächs am Vormittag in Streit geraten. Dabei soll der Syrer mit einem Messer auf den DRK-Mann eingestochen haben.

Der mutmaßliche Täter floh, die übrigen Mitarbeiter informierten Polizei und Rettungskräfte. Sie hätten vergeblich versucht ihren Kollegen wiederzubeleben, hieß es. Die Polizei fasste kurz darauf auf der Straße den Flüchtigen. Der kam – selber verletzt – zunächst ins Krankenhaus. Der Auslöser des Streits war zunächst unklar. „Terror ist überhaupt nicht im Spiel“, sagte ein Polizeisprecher.

Der DRK-Verband hatte „Hope“ – Hilfe bei Orientierung und PsychoEdukation – Mitte 2015 gestartet. Dabei soll Flüchtlingen geholfen werden, belastende, teils traumatisierende Erlebnisse, die sie zu Hause und auf ihrer Flucht erlebt haben, zu verarbeiten. Bisher haben die vier Psychologen und zwei Dolmetscher über 230 Flüchtlinge mit Bleiberecht in Saarbrücken und im zentralen Landesaufnahmelager Burbach betreut.

DRK-Landespräsident Michael Burkert zeigte sich zutiefst betroffen: Ein Mensch, der anderen Menschen helfen wollte, sei Opfer geworden. Auftrag des DRK sei es, in Not Geratenen zu helfen. Das werde seine Organisation auch weiter tun.

Welche Konsequenzen die Bluttat für die Arbeit und Sicherheit von Flüchtlingshelfern haben wird, blieb vorerst offen. Die Aufklärung steht noch am Anfang. Die Tat dürfte aber noch für hitzige Diskussionen sorgen. Jörg Fischer