Betr.: kinotaz nord

A

Affären à la carte Frankreich 2009, R: Dani Thompson, D: Karin Viard,Dany Boon

“Die Scheidungsanwältin ML und ihr arbeitsloser Ehemann laden eine Gruppe von Freunden zum Dinner. Genüsslich wird nicht nur gespeist, sondern auch Sticheleien und Provokationen ausgetauscht, bis handfeste Streitereien die Brüchigkeit der wohlgepflegten Fassaden sichtbar werden. Ein Jahr später trifft die Runde, nun in anderen Konstellationen, wieder zusammen. Eine spitzzüngige, intelligente Gesellschaftskomödie, die ihren Charakteren Entwicklungen zugesteht. Die pointierten Dialoge entwerfen ein ebenso unterhaltsames wie entlarvendes Sittengemälde heutiger Großstädter.“ (Rheinischer Merkur) HH

All inclusive USA 2009, R: Peter Billingsley, D: Vince Vaughn, Jason Bateman

„Vier Mittelstandspaare fahren in eine Art Robinson Club für Ehen in der Krise. Drei von ihnen wollen nur Urlaub machen, müssen aber auch am Therapieprogramm teilnehmen. Was folgt, ist Dauergequatsche über Beziehungsprobleme. Ohne Sinn, ohne Dramaturgie - und ohne Lösung. Am Ende kommen sich die zerstrittenen Paare beim Ausflug auf eine Ferieninsel für Singles wieder näher. Abspann.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Amores perros Mexiko 2000, R: Alejandro González Inárritu, D: Gael Garcia Bernal, Goya Toledo / Originalfassung mit Untertiteln

“,Die mexikanische Antwort auf Pulp Fiction‘ - so charakterisierte die New York Times ,Amores Perros‘ (zu deutsch etwa ,Hundeliebe‘). Der Vergleich liegt nahe. Wie bei Tarantinos Kultfilm zeigt auch Alejandro González Inárritu gewaltgeladene Einzelschicksale, die er episodenhaft in Vor- und Rückblenden miteinander verknüpft. Doch während Tarantino Gewalt hauptsächlich als ästhetisches Stilmittel einsetzt, wirkt sie bei Inárritu schonungsloser und realer. Die alltägliche, blutige Gewalt, der die Protagonisten ausgesetzt sind, wird zudem als Metapher auf die Hunde projiziert, die in sämtlichen Episoden präsent sind. Ob als abgerichteter Kampfhund, als süßes Schoßhündchen oder als Menschenersatz für einen desillusionierten Landstreicher, überall bekommen die Vierbeiner als schwächstes Glied die von Menschen erzeugte Gewalt besonders grausam zu spüren.“ (film.de) HB

Andrej Rubljow UdSSR 1966-69, R: Andrej Tarkowski, D: Anatoli Solonizyn, Iwan Lapikow

„Tarkowskijs Monumentalwerk schildert den Lebensweg des legendären Ikonenmalers Andrej Rubljow etwa 1360 - 1430 in acht Kapiteln: Rubljow, an humanistisch-aufklärerischen Ideen orientiert, wird Zeuge der menschenverachtenden Macht- und Kriegspolitik seiner Auftraggeber; Verantwortungsbewußtsein, Schuldgefühle und Selbstzweifel stürzen ihn in eine schöpferische Krise, bilden zugleich jedoch die Triebfeder für eine jahrelange Auseinandersetzung mit der problematischen Position des Künstlers in Politik und Gesellschaft. Der facettenreiche Film, dessen Bilder zugleich von realistischer Schärfe und poetischer Vielschichtigkeit sind, verweigert sich einer voreiligen Ideologisierung, meditiert vielmehr differenziert über die Zusammenhänge von Kreativität und Spiritualität - was dem Regisseur das Mißfallen der sowjetischen Behörden einhandelte, die den Film als „künstlerisch unausgereift“ bis Ende 1971 zurückhielten.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Die Anwälte - Eine deutsche Geschichte Deutschland 2009, R: Birgit Schulz

„Porträt der einst befreundeten, linken Anwälte Christian Ströbele (Die Grünen), Otto Schily (SPD) und Horst Mahler (heute rechtsradikal) und ihrer unterschiedlichen Entwicklungen in den vergangenen vier Jahrzehnten. Ein Film zur deutschen Geschichte, der die Aussagen der drei eindrucksvoll mit historischem Material verbindet.“ (tip) HH

As, Grafinjata - Ich, die Gräfin Bulgarien 1989, R: Petar Popzlatew / Originalfassung mit Untertiteln

„Bulgarien 1968: Sybilla, genannt „die Gräfin“, gerät in einen Kreislauf von Drogen, Psychiatrie und Gefängnis, ihr Freiheitsdrang bleibt ungebrochen. Stilistisch eindrucksvoller und sehr ungewohnter Einblick in die Randzonen des Sozialismus.“ (Metropolis) HH

Auf der Suche nach dem Gedächtnis – Der Hirnforscher Eric Kandel Deutschland 2008, R: Petra Seeger

„Dokumentarfilm über den Hirnforscher Eric Kandel und seine mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Arbeiten zur Wirkungsweise des Gedächtnisses. Dem kurzweiligen Film gelingt eine erstaunlich homogene Verbindung zwischen Wissenschaft und Erfahrung, wobei der humorvolle Intellektuelle freimütig und spannend aus seinem Leben und seinen Forschungen erzählt. Die Einblicke ins neuronale Synapsensystem verströmen eine überdies ästhetisch-mysteriöse Faszination.“ (filmdienst) HH

Away We Go - Auf nach Irgendwo USA 2009, R: Sam Mendes, D: John Krasinski, Maya Rudolph

„Away We Go - Auf nach Irgendwo“ kann als Friedensangebot des britischen Regisseurs und Oscar-Preisträgers Sam Mendes verstanden werden: Offenbar sind doch nicht alle amerikanischen Familien so hoffnungslos verkorkst wie in Mendes‘ Filmen „American Beauty“ und „Zeiten des Aufruhrs“. Verona (Maya Rudolph) und Burt (John Krasinski), die Helden seiner neuen Komödie lieben sich wirklich. Allerdings sind die beiden, Mitte 30, bisher noch nicht richtig aus dem Quark gekommen. Sie wohnen in einer Bruchbude und leben von obskuren Jobs. Als Verona schwanger wird, beginnt das Paar mit der Suche nach dem perfekten künftigen Wohnort - einer Reise quer durch Nordamerika zu Freunden, Verwandten und ehemaligen Arbeitskollegen. Dabei erkundet Mendes zugleich die Abgründe des American Way of Life. Komischer Höhepunkt: Maggie Gyllenhaal als esoterisches Muttertier.“ (Der Spiegel) HH

B

Berlin - Auguststraße DDR 1979, R: Günter Jordan

„Im Fokus des Dokumentarfilms steht u.a. der unkonventionelle Lehrer Bodo Jäger, der seine Schüler zu Diskussionen auffordert, Widerstand provoziert, aber zugleich Disziplin und Pflichtbewusstsein verlangt. Ihm geht es vornehmlich um demokratische Freiheiten und individuelle Selbstbestimmung. Gezeigt wird ebenfalss Jordans verbotener Kurzfilm „Einmal in der Woche schrein“.“ (B-Movie) HH

Berlin Calling Deutschland 2008, R: Hannes Stöhr, D: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel

“Feines Porträt eines Technomusikers, gedreht an Original-Schauplätzen der Clubszene von Berlin. Drogen, Liebe, Wahnsinn - alles ist drin in dem dritten Film von Regisseur Hannes Stöhr (,Berlin is in Germany‘, ,One Day in Europe‘). Technomusiker Paul Kalkbrenner, der hier neben Filmgrößen wie Corinna Harfouch sein Schauspieldebüt gibt, spielt den Musiker Ickarus, der zwischen Albumproduktion und geschlossener Anstalt steht. Nicht nur ein Film für Clubgänger.“ (tip) H

Brügge sehen und sterben? Großbritannien 2008, R: Martin McDonagh, D: Colin Farrell, Brendan Gleeson

“Nach einem Mord mit tragischen Nebenwirkungen schickt Gangsterboss Harry seine beiden Killer Ray und Ken zum Abtauchen nach Brügge. Die irischen Wurzeln von Theaterautor Martin McDonagh sind auch in seinem Filmdebüt sichtbar. Seine Komödie ist eine Liebeserklärung an das irische Naturell, das vor allem Colin Farrell fluchend, flirtend, trinkend und schlagend verkörpert, aber auch an den Schauplatz Brügge. Surreale Szenen reichern die Story an, die im Hitmen-Genre einen amüsanten Ableger zeugt. Ein moralisches Märchen über Mörder, die Charakter zeigen.“ (Blickpunkt:Film) H

C

Chiko Deutschland 2007, R: Özgür Yildirim, D: Denis Moschitto, Moritz Bleibtreu

“,Chiko‘, ein türkischer Kleinganove, und sein Kumpel Tibet träumen davon, eines Tages im weißen Mercedes über das harte Pflaster ihres Viertels zu gondeln und der Kiezgröße Brownie das Revier streitig zu machen. Mit viel Schmackes hat Özgür Yildirim diesen von Fatih Akin produzierten Hamburger Gangsterfilm inszeniert, rüde und ungestüm wie seine Helden. Auch ein wenig Protzgehabe ist dabei, wenn Yildirim dem Zuschauer in den Dialogen ständig Slangausdrücke um die Ohren haut, um zu beweisen, wie gut er die Straße kennt, oder wenn er bei Gewaltszenen das zeigt, was besonders weh tut. Doch mit genauem Blick, zupackender Inszenierung und viel Humor erschafft er schillernde Figuren, die ihre Herkunft aus anderen Filmen wie Martin Scorseses ,Hexenkessel‘ immer mehr vergessen lassen.“ (Der Spiegel) HH

Coming Out DDR 1988/89, R: Heiner Carow, D: Matthias Freihof, Dagmar Manzel

„Ein engagierter Lehrer erkennt während seines Zusammenlebens mit einer Kollegin seine verdrängte Homosexualität und flüchtet sich in ein doppeltes, vor beiden Partnern verheimlichtes Verhältnis. Der einfühlsam gespielte und weitgehend sensibel gestaltete Film zeigt nicht nur die innere Zerrissenheit von Menschen, die auf Grund gesellschaftlicher Normen diskriminiert werden, sondern versteht sich auch als Plädoyer für Toleranz gegenüber Minderheiten.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

The Cove - Die Bucht USA 2009, R: Louie Psihoyos

„Ric O’Barry kennt man nicht, aber den „Star“, den er einst betreute: In den 1960er-Jahren arbeitete O’Barry als Tiertrainer für die Serie „Flipper“. Später fühlte er sich deswegen mitschuldig am Boom von Delfinarien und kämpft seitdem gegen die Quälerei der Meeressäuger. Der Dokumentarfilm begleitet den Tierschützer bei seinen Versuchen, bei einer jährlich in Japan stattfindende Delfin-Auktion die Abschlachtung der nicht verkauften Tiere zu verhindern und die Öffentlichkeit aufzurütteln. Dabei baut Regisseur Louie Psihoyos durch Anleihen beim Thriller geschickt Spannung auf, das engagierte Anliegen wird dadurch packend vermittelt.“ (Rheinischer Merkur) H

D

Disney‘s Eine Weihnachtsgeschichte USA 2009, R: Robert Zemeckis, D: Jim Carrey

„Wenn schon Dickens mit drastischen Effekten nicht sparte, der neue Film geht weiter: Er benutzt ausführlich den Lieblingskniff zeitgenössischen Kids-Entertainments: die rasende Bewegung. Während Scrooge im Buch versucht, das Licht, das einer der Geister verströmt, mit einem Auslöscher für Kerzen zu tilgen – das Licht breitet sich natürlich ungerührt aus –, befreit sich der helle Schein in der jetzigen Kinoversion mit solcher Macht, dass Scrooge gleich ins Weltall fliegt.“ (Die Presse) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

District 9 Südafrika 2009, R: Neill Blomkamp, D: Sharlto Copley, Jason Cope

„20 Jahre ist es her, dass zigtausend notgelandete Außerirdische in einem südafrikanischen Auffanglanger untergebracht wurden. Als die Besucher umgesiedelt werden sollen, infiziert sich der unbedarfte Beamte Wikus (Sharlto Copley) mit Alien-DNA und gerät zwischen die Fronten. Gedreht im „Cloverfield“-Augenzeugenstil und gespickt mit superben Computertricks wirkt das bizarre Flüchtlingsszenario in „District 9“ völlig realistisch - sogar beim alienwaffenstarrenden Actionfinale. Die Geburt eines Genreklassikers!“ (Cinema) OS

Drachenfutter Deutschland 1987, R: Jan Schütte, D: Bhasker, Ric Young

„Ein pakistanischer Flüchtling, der in Hamburg sein Glück sucht, und ein chinesischer Kellner finden über ihre Träume von einer eigenen Existenz in einer neuen Heimat zueinander. Am Tag der Eröffnung des gemeinsamen Restaurants wird der Flüchtling abgeschoben. Ein gleichermaßen poetischer und dokumentarischgenauer Blick auf das Leben und Schicksal von Flüchtlingen.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Durst Südkorea/USA 2009, R: Park Chan-Wook, D: Song Kang-ho, Kim Ok-Vin

„Ein katholischer Priester, der in einer tiefen Glaubenskrise steckt, stirbt an den Folgen eines medizinischen Experiments, ersteht aber als mit übernatürlichen Kräften ausgestatteter Vampir. Er verliebt sich in eine Frau. Als auch diese zur Blutsaugerin wird, steigert sich das Verlangen des Paares nach einander und nach Blut in unkontrollierbare destruktive Gewalt. Visuell und inszenatorisch ausufernder Vampirfilm, der mit großem Raffinement Genreelemente und -klischees benützt, um in freier Variation eines Zola-Stoffes eine Geschichte um Schuld und Sühne zu erzählen. Eine anspielungsreiche, intelligente Studie über Moral.“ (filmdienst) HH

E

Eine Perle Ewigkeit Spanien/Peru 2008, R: Claudia Llosa, D: Magaly Solier, Susy Sanchez

„“Eine Perle Ewigkeit“ leuchtet verheißungsvoll im Leben der jungen Peruanerin Fausta. Um die Beerdigung ihrer gerade verstorbenen Mutter zu finanzieren, arbeitet sie im Haushalt einer Pianistin und wird von dieser mit Perlen entlohnt. Die märchenhafte Tragikomödie von Claudia Llosa, die auf der letzten Berlinale den Goldenen Bären erhielt, ist die Fortsetzung des magischen Realismus mit den Mitteln des Kinos. Leichthändig erzählt Llosa von den Sagen und Mythen ihres Landes und von dessen gewalttätiger Geschichte, die seine Bewohner bis heute prägt. Ein Film von großer Zartheit und bezwingendem Aberwitz, der seiner so spröden wie anmutigen Heldin auf dem Weg in die Freiheit folgt.“ (Der Spiegel) BS, H, HB, HH, KI

Endstation der Sehnsüchte Deutschland 2009, R: Sung-Hyung Cho

„Vom Rockfestival in Wacken nach Korea: „Full Metal Village“-Regisseurin Sung-Hyung Cho erzählt in ihrer Dokumentation vom Schicksal deutscher „Langnasen“ in der koreanischen Fremde. Ein Heimatfilm der anderen Art, dessen süßsaure Alltagsbeobachtungen zum Schmunzeln einladen, aber auch voll süffiger, zärtlicher Melancholie stecken: Den Deutschen im Ausland erkennt man an der Bratwurst.“ (Cinema) HH

Die Entführung der U-Bahn Pelham 123 USA 2009, R: Tony Scott, D: John Travolta, Denzel Washington

„Mehrere bewaffnete Männer überfallen mitten am Tag die New Yorker U-Bahn und entführen den Zug Pelham 123. Geschickt entkoppeln sie zwei Wagen und platzieren sie mitten im Tunnel auf einer Anhöhe. Keine Chance also für die Polizei, die Geiseln unblutig zu befreien. „The Taking of Pelham 123“ ist das gleichnamige Remake des Walter Matthau-Thrillers aus den Siebziger Jahren. Regisseur Tony Scott und Drehbuchautor Brian Helgeland nahmen sich dieser Story wieder an und transformierten sie zeitgemäss ins heutige New York. Letztlich ist dies ein akzeptabler Hollywood-Thriller, dem ein bisschen mehr Eigenheit und Mut gut getan hätte, um wirklich einzuschlagen. Aber alleine für den dauerfluchenden John Travolta und die beachtliche Nebendarstellerriege lohnt sich ein Kinobesuch allemal.“ (outnow) H, HB, OS

F

Final Destination : The Death Trip USA 2009, R: David R. Ellis, D: Krista Allen, Nick Zano

„Der neuerliche Aufguß der Final Destination-Reihe ist alles andere als originell. Das »Malen nach Zahlen«-Schema tauscht bloß Initiationsunfall und Todesarten der späteren Opfer aus, ansonsten erzählt „Final Destination 4“ die altbekannte Mär von ein paar Schablonencharakteren, die dem Tod von der Schippe springen und dann nach und nach bei bizarren Unfällen dran glauben müssen. Immerhin nutzt der Film von David R. Ellis die 3D-Technologie ausgiebig, um dem Zuschauer etwas fürs Geld zu bieten, was vor allem in der gelungenen Auftaktsequenz für Stimmung sorgt, doch schnell wünscht man sich, daß das Drehbuch zumindest ansatzweise soviel Aufmerksamkeit bekommen hätte.“ (schnitt.de) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, SN

(500) Days of Summer USA 2009, R: Marc Webb,D: Joseph Gordon-Levitt, Zooey Deschanel

„(500) Days of Summer“ zerreißen dem Grußkarten-Texter Tom fast das Herz: Summer heißt Toms neue Kollegin, in die er sich hoffnungslos verliebt. Ein Gefühl, das nur bedingt erwidert wird. Zwar gehen die beiden Endzwanziger schnell miteinander ins Bett und zu Ikea, beide zelebrieren ein sympathisches Semi-Hipstertum in Downtown Los Angeles. Doch ihre Beziehung scheitert, wie Regisseur Marc Webb gleich zu Beginn des Films verrät. In virtuos montierten Rückblenden zeigt der Kino-Debütant, warum Tom und Summer nicht so seelenverwandt sind, wie der junge Mann glauben will. Webb und seinen Drehbuchautoren gelingt das Kunststück, die Leiden ihres Helden anrührend und komisch zugleich darzustellen. „(500) Days of Summer“ ist Hollywoods wohl raffinierteste romantische Komödie des Jahres, und ein bisschen Trost gegen Liebeskummer spendet sie auch: Jede Summer geht einmal vorbei.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, KI, OS

Fräulein Stinnes fährt um die Welt Deutschland 2008, R: Erica von Möller, D: Sandra Hüller, Bjarne Henriksen

„Die deutsche Industriellentochter Clärenore Stinnes war 1927 die erste Frau, die um die Welt reiste. Der Film von Erica von Moeller (“Hannah“) kombiniert Teile einer Stinnes-Doku aus dem Jahr 1931 mit nachgestellten Spielszenen, die Stationen der strapaziösen Expedition zeigen. Der Mix aus Liebesgeschichte und Porträt einer Frühemanzipierten erinnert an den thematisch verwandten Jeanette-Hain-Film „Die Reise nach Kafiristan“.“ (Cinema) BHV

G

Gangs Deutschland 2008, R: Rainer Matsutani, D: Jimi Blue Ochsenknecht, Emilia Schüle

„Ein Teenager, Mitglied einer Berliner Gang, wird durch seinen älteren Bruder, der gerade aus dem Knast entlassen wurde, in gefährliche Konfrontationen mit anderen Gangs verwickelt. Gleichzeitig verliebt er sich in eine Tochter aus gutem Hause. Blutleer-synthetischer Film um jugendliche „Bad Boys“, der Klischees und Posen des Genres variiert, aber weder mit guten Darstellern noch mit einer originellen Handlung aufwartet und auch kein Gespür für sein Berliner Setting erkennen lässt.“ (filmdienst) GÖ, H, HB, HH, KI, OL

Ganz nah bei dir Deutschland 2009, R: Almut Getto, D: Katharina Schüttler, Bastian Trost

Ein verschrobener Sonderling verliebt sich in eine blinde Cellistin. „Zu gut“, glaubt Phillip, „ist auch nicht gut. Denn dann besteht die Gefahr, dass es bald wieder schlechter wird.“ Und so bemüht sich der schrullige Banknotenprüfer, der mit einer Bügelmaschine und einer Schildkröte zusammenlebt, nach Kräften, dem eigenen Glück im Wege zu stehen. Die kunstvoll komponierten Bilder und die fantasievoll konstruierte Geschichte verleihen Almut Gettos imaginärem Liebesfilm einen wundersam-verführerischen Reiz.“ (Cinema) H, HB, HH

Gesetz der Rache USA 2009, R: F. Gary Gray, D: Gerard Butler, Jamie Foxx

„Als der Mörder seiner Familie von der Justiz verschont wird, erklärt ein verzweifelter Einzelkämpfer dem Rechtssystem der USA den Krieg. Gerard Butler (“300“) und Jamie Foxx (“Operation Kingdom“) liefern sich ein perfides Katz-und-Maus-Spiel“ (Cinema) FL, HB, HH, HL, LG, OS

G-Force - Agenten mit Biss USA 2009,R: Hoyt Yeatman jr.,D: Bill Nighy, Will Arnett

„Effektkonzentriert, actionlastig, massentauglich - auch wenn Jerry Bruckheimer kinderkompatibles Entertainment produziert, bleibt er seinen Blockbustermaximen treu. Die 3D-Real-Animationsfilm-Mischung schickt Meerschweinchenspione auf Weltrettungsmission und versucht dabei, vor allem mit Oberflächenreizen vergessen zu lassen, dass es sich um einen sinnentleerten Formelfilm handelt.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Die großen Ferien (De grote Vakantie) Niederlande 1999, R: Johan van der Keuken / Originalfassung mit Untertiteln

“Ein großer Wurf des holländischen Dokumentaristen und Essayisten Johan van der Keuken. In der Auseinandersetzung mit seinem sich verschlimmernden Krebsleiden und dem absehbaren Tod bereiste van der Keuken mit seiner Frau Nosh van der Lely nochmals die Welt, in deren unterschiedlichsten Regionen er auf fast magische Weise Resonanzen zu entdecken versteht. Sein Film lädt ein zum Nachdenken über die eigene Sterblichkeit und enthält dennoch eine positive Wendung.“ (Neue Zürcher Zeitung) HB

Das große Rennen Irland/Deutschland 2009, R: André F. Nebe, D: Niamh (filmdienst)McGirr, Colm Meaney

„In den 90er-Jahren drehte Colm Meaney regelmäßig mit Stephen Frears (“Die Commitments“, „Fisch & Chips“, „The Snapper“). In André F. Nebes Regiedebüt spielt er einen verarmten irischen Bauern, dessen Tochter unbedingt an einem Seifenkistenrennen teilnehmen will. Ein zeitlos schöner Kinderfilm, der durch seine einfache Geschichte und den erfrischenden Charme seiner jungen Darsteller besticht.“ (Cinema) BHV, HB, HH

Günter Wallraff: Schwarz auf Weiß Deutschland 2009, R: Pagonis Pagonakis, Susanne Jäger

„Während sich Günter Wallraff in den Somalier Kwami Ogonno verwandelt - oder besser: schwarz angesprüht wird, die Maskerade wirkt ein wenig halbherzig -, sagt er: „Jede Gesellschaft lässt sich daran messen, wie sie auf Fremde reagiert. “Der Filmtitel „Schwarz auf weiß“ pointiert Wallraffs Ansatz: Ob bei den Fußballfans in Cottbus, einer Wandergruppe in Gummersbach oder einfach irgendwo auf der Straße - Wallraff sucht permanent die Gesellschaft, die ihn nicht will, und dokumentiert deren Ablehnung in Bildern grenzenloser Einsamkeit. Doch hat er es nicht allein auf den offenen, unverhohlenen Rassismus abgesehen - beleidigen, wegsetzen, anpöbeln -, sondern auch auf den unterschwelligen, verdrucksten, der sich hinter aufgeklärt klingenden Vokabeln wie „Mentalität“ verbirgt oder hinter den in Deutschland so beliebten „Vorschriften“.“ (taz) HH

H

Hachiko USA 2009, R: Lasse Hallström, D: Richard Gere, Joan Allen

„Ein Professor, dessen Tochter gerade von zu Hause ausgezogen ist, nimmt sich eines Akita-Welpen an. Zwischen Hund und Herrchen entwikkelt sich eine innige Beziehung, die auch mit dem Tod des Professors nicht endet. Noch Jahre später läuft der Hund Tag für Tag zum Bahnhof und wartet auf dessen Rückkehr. Betuliches Melodram nach einem japanischen Spielfilm von Kaneto Shindô (1987). Nur ansatzweise scheinen im Hintergrund die existenziellen Dimensionen des Stoffs auf.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

I

Ich bin ein Elefant, Madame Deutschland 1968, R: Peter Zadek, D: Wolfgang Schneider, Margot Trogger

Als „Ich bin ein Elefant, Madame“ damals in die Kinos kam, waren viele Zuschauer und Kritiker in Bremen gar nicht begeistert. Als einen „politischen Regiefehler“ verrissen seinerzeit etwa die „Bremer Nachrichten“ den Film. Heute wirkt er dagegen so nostalgisch wie die Wiederholungen vom „Beat Club“ im Fernsehen. Die Frisuren, Kleider und Provokationen der Schüler sehen aus der zeitlichen Distanz so harmlos und komisch aus, dass man kaum noch nachvollziehen kann, was an all dem mal so revolutionär gewesen sein soll. (hip) HH

Der Informant USA 2009, R: Steven Soderbergh, D: Matt Damon, Melanie Lynskey

„“Der Informant!“ ist ein notorischer Lügner, der mit der Verbreitung von Halbwahrheiten für Chaos sorgt. In Steven Soderberghs Schelmenkomödie spielt Matt Damon den windigen Manager einer Lebensmittelfirma, der das FBI über Kartellabsprachen seines Arbeitgebers (des-)informiert. Der überaus vergnügliche Film, der auf einem realen Fall aus den neunziger Jahren basiert, zeigt mit sardonischem Humor, wie der in jeglicher Hinsicht mittelmäßige Held alle und jeden narrt: die Ermittlungsbehörden, seine Vorgesetzten und am Ende auch den Zuschauer. Sogar dem Off-Kommentar, mit dem sich der Held ständig kumpelhaft an das Publikum wendet, ist nicht zu trauen.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, HL, LG, KI, LG, OS

Inglourious Basterds USA/ Deutschland 2009, R: Quentin Tarantino, D: Brad Pitt, Christoph Waltz

„Ein als „Judenjäger“ gefürchteter SS-Offizier ermordet 1941 in Frankreich eine jüdische Familie. Die einzige Überlebende, eine junge Frau, betreibt drei Jahre später in Paris ein Kino, in dem sie die gesamte NS-Spitze inklusive Hitler vernichten will, die zur Premiere eines Propagandafilms anreist. Das gleiche Ziel verfolgt ein Killerkommando der Alliierten, die mit blutigen Attacken hinter den deutschen Linien für Angst und Panik sorgen. Ein eigenwilliger, grellbunter Kriegsfilm in fünf Akten, der unter Rückgriff aufs Genrekino die Paradoxien des Historienfilms souverän unterläuft. In der für Quentin Tarantino typischen Mischung aus Autorenkino und B-Movie wird dabei die Geschichte des Zweiten Weltkriegs mit den Mitteln des Kinos entscheidend umgeschrieben. Virtuosität und burleske Theatralik halten sich beim Versuch, den Zweiten Weltkrieg als popkulturelles Spiegelkabinett zu etablieren, ungefähr die Waage.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, LG, OL

It Might Get Loud USA 2009, R: Davis Guggenheim

„Unterhaltsamer Dokumentarfilm über drei sehr unterschiedliche E-Gitarristen und ihren Umgang mit dem Instrument: Jimmy Page (Led Zeppelin), The Edge (U2) und Jack White (The White Stripes) erzählen von ihren Vorbildern, ihrem musikalischen Werdegang und treffen sich zum gemeinsamen Musizieren. Laut und spaßig.“ (tip) HH

J

Jahrgang 45 DDR 1965/90, R: Jürgen Böttcher, D: Rolf Römer, Monika Hildebrand

Ein junges Paar aus dem Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg steht kurz vor der Scheidung. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und dem eigenen Ich finden beide wieder zueinander. Präzise, fast dokumentarisch anmutende Schilderung eines Ehealltags unter nicht gerade idealen Bedingungen. Durch das freie Spiel der Darsteller und eine ungewöhnliche Kameraführung formal interessant. Einziger, noch vor der Premiere 1966 als „nihilistisch und skeptizistisch“ gebrandmarkter und verbotener Spielfilm des Dokumentaristen und Malers Jürgen Böttcher „Strawalde“.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Jennifer‘s Body - Jungs nach ihrem Geschmack USA 2009, R: Karyn Kusama, D: Megan Fox, Amanda Seyfried

„Megan Fox (“Transformers“) darf ihr Image als verruchtes Sexidol genüsslich ausleben. Durch ein okkultes Ritual zu teuflischen Kräften gelangt, vernascht sie als Cheerleader-Queen Jennifer die Jungs einer Kleinstadt. Wobei der Begriff Maneater wörtlich zu verstehen ist. Als sie selbst den Partner ihrer besten Freundin Needy (Amanda Seyfried aus „Mamma Mia!“) nicht verschont, gibt es Widerstand - und damit ein unerwartetes Finale. Trotzdem kommt das erotisch aufgeladene Schlachtfest nicht über den Durchschnitt hinaus.“ (Cinema) H, HH

K

Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte USA 2009, R: Michael Moore / Originalfassung mit Untertiteln

„Dokumentarfilm von Michael Moore, der das Wirtschaftssystem der USA angreift und das immer extremere Auseinanderklaffen der sozialen Schere zwischen Arm und Reich anhand aktueller sozialer Ungerechtigkeiten im Zuge der weltweiten Finanzkrise, aber auch im Blick auf ökonomische und politische Entwicklungen seit den 1960er-Jahren anprangert. Der Filmemacher präsentiert seine polemische Kritik einmal mehr als Mischung aus Interviews, Reportage, populistischer Satire und Sentiment, ohne allerdings eine überzeugende Argumentationslinie zu finden. Eher oberflächlich bleibt so auch der Optimismus, in den der Film mit Blick auf den Regierungswechsel hin zu Präsident Obama mündet.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS

Die Kinder von Golzow DDR 1986 R: Barbara und Winfried Junge

„Die Chronik der Kinder von Golzow berichtet von Menschen der Jahrgänge 1953 -1955, die in der DDR geboren wurden, hier aufwuchsen und, nun schon jenseits der Mitte ihres Lebens, Bürger der Bundesrepublik Deutschland sind.Als Langzeitbeobachtung ist sie eine Innovation, die - laut einer internationalen Umfrage der Stiftung Deutsche Kinemathek - mit „Lebensläufe“ (1980) einen der hundert wichtigsten Filme in hundert Jahren deutschen Kinos hervorbrachte.“ (Kommunalkino) H

Kuddelmuddel bei Pettersson & Findus Schweden/Deutschland/Dänemark 2009, R: Jorgen Lerdam

„Kater Findus träumt davon, endlich groß zu sein - ein Wunsch, der auf ungewöhnliche Weise in Erfüllung geht. Der vierte Kinofilm verbindet bekannte Geschichten (“Wie Findus zu Pettersson kam“) und neue Episoden zu einer liebenswerten, kindgerecht animierten Handlung, die auch die kleinsten Kinogänger nicht überfordert.“ (Cinema) H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

L

Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Niani Deutschland 2009,R: Piet de Rycker

„Laura fliegt mit ihren Eltern zum Neujahrsfest nach China, wo sie zusammen mit der gleichaltrigen Ling-Ling ein aufregendes Abenteuer erlebt. Die liebevoll gestalteten Animationen und die Pianoklänge des Chinesen Lang Lang verzaubern nicht nur die kleinen Zuschauer, sondern auch ihre Eltern. Für die jüngsten Laura-Fans ist die aufregende und in manchen Szenen sogar recht unheimliche Handlung dagegen kaum geeignet.“ (Cinema) FL, H, HB, HH, KI, OL, OS, SN

Liebe Mauer Deutschland 2009, R: Peter Timm, D: Maxim Mehmet, Felicitas Woll

„Schon der dämliche Titel suggeriert: die Komödie von Peter Timm (“Go Trabbi Go“) surft auf der Jubiläumswelle zum Mauerfall. Die Liebesgeschichte zwischen DDR und BRD versucht Stasi und CIA auszutricksen, hat jedoch wenig Potential. Fade Gags, dünne Story, dafür Nachhilfeunterricht über Grenzkontrollen und Sättigungsbeilagen.“ (tip) HB, HL, OL

Lippels Traum Deutschland 2009, R: Karl Alexander Seidel, Anke Engelke

„Während sein Vater auf einer Geschäftsreise ist, sieht sich der elfjährige Lippel dem strengen Regiment der neuen Haushälterin ausgesetzt. Er träumt sich in die Märchenwelt des alten Orients hinein, wo er lauter Doppelgängern der Menschen aus seinem Alltag wieder begegnet und einem Geschwisterpaar hilft, die schurkischen Pläne ihrer Tante zu vereiteln. Ein Plädoyer für die Mut machende Kraft der Träume nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Paul Maar.“ (hip) H, HB, HH, KI, OL, OS, SN

Looking for Eric Großbritannien 2009, R: Ken Loach, D: Steve Evets, Eric Cantona

„Er ist ganz unten. Seine zwei Ehen sind gescheitert, seine Stiefsöhne verachten ihn, nur die Liebe zum Fußball ist ihm geblieben, doch auch die lässt nach. Bis aus heiterem Himmel die Rettung naht - in Gestalt seines Fußballidols Eric Cantona. Nach den bedrückenden Dramen „It‘s a Free World“ und „The Wind That Shakes the Barley“ hat Ken Loach einen einen entspannten Film über die Kraft der Fantasie und die Solidarität der Herzen gedreht.“ (Cinema) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Louise Hires A Contract Killer Belgien 2009, R: Gustave de Kervern, Benoît Delépine, D: Yolande Moreau, Bouli Lanners

„Eine ätzende Burleske über aufgebrachter Arbeiterinnen, die einen amateurischen Auftragskiller engagieren, um sich an ihrem Ex-Boss zu rächen. Effektvoll werden die Perversionen eines total aus dem Ruder gelaufenen Wirtschaftsliberalismus mit schwarzem Humor denunziert.“ (tip) BHV, HH

Love Happens USA/Kanada 2009, R: Brandon Camp, D: Aaron Eckhart, Jennifer Aniston

„Tragisch eingefärbte Romanze um einen Coach und Buchautor, der anderen predigt, wie sie mit Verlusterfahrungen fertig werden, der sich selbst aber nach dem Tod seiner Frau ins emotionale Schneckenhaus zurückgezogen hat bis er einer seltsamen jungen Frau begegnet. Ungewöhnlich ausführlich behandelt der Film die inneren Verletzungen seiner Figuren und verquickt das romantische Genremuster einer Suche nach dem Leben und der Liebe mit einer Beschäftigung mit dem Tod, die sentimental-pathetische Ausrutscher abfedert und berührt.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

M

Männerherzen Deutschland 2009,R: Simon Verhoeven, D: Nadja Uhl, Florian David Fitz

„Männerherzen“ ist ein Liebesreigen, in dem deutsche Schauspielprominenz von Til Schweiger bis Christian Ulmen dem großen Glück und der Frau des Lebens nachjagt. In seinem munteren Regiedebüt will der Schauspieler Simon Verhoeven (“Mogadischu“) der etwas angejahrten deutschen Beziehungskomödie Flügel verleihen, flüchtet sich aber immer wieder ins Klischee, sobald ihm die Ideen ausgehen. Trotz origineller Einfälle ist es auf Dauer ermüdend, Schweiger abermals in der Rolle des abgezockten Frauenaufreißers und Ulmen erneut als stammelnden Liebestrottel zu sehen.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Maria, ihm schmeckt‘s nicht! Deutschland/Italien 2009, R: Neele Vollmar, D: Christian Ulmen, Mina Tander

„Einen jungen Deutschen verschlägt es mit Hochzeitsabsichten nach Süditalien zur Familie seiner halbitalienischen Freundin, deren Vater einst als Gastarbeiter in Deutschland seine große Liebe fand. Die albern-schöne Sommerkomödie nach dem gleichnamigen Besteller jongliert mit lieb gewonnenen Italien-Klischees und gewitzten Alltagsbeobachtungen, wobei sich der von einem gut aufgelegten Schauspielerensemble getragene Film auch nachdenkliche Ecken und Kanten erlaubt, ohne die Genre-Konventionen zu brechen.“ (filmdienst) GÖ, HB, HH, HL

Das Massaker von Katyn Polen 2007, R: Andrzej Wajda, D: Andrzej Chyra, Maja Ostaszewska

„Fast zwei Stunden lang hält der Film, der von dem historischen Massaker der Roten Armee an zwölftausend polnischen Offizieren im Zweiten Weltkrieg erzählt, die Spannung zwischen dem, was er zeigt (die Familien der Opfer und ihren Kampf um die Wahrheit), und dem, was er ausblendet (die Erschießungen, von denen schon der Vorspann berichtet hat). Doch dann, in den letzten fünf Minuten, stellt Wajda das Gemetzel nach. Er reißt das Entsetzliche aus unseren Köpfen, in denen es gerade erst zu arbeiten begonnen hat, und knallt es auf die Leinwand. Am Ende von „Katyn“ gibt es für unsere Vorstellung nichts mehr zu tun. Der Film hat seine Geschichte mit einer Gründlichkeit erledigt, die selber zum Fürchten ist. Nicht nur im Kino.“ (Frankfurter Allgemeine) H

Memento USA 2000, R: Christopher Nolan, D: Guy Pearce,Carrie-Anne Moss

“Konsequent zwingt uns Regisseur Christopher Nolan in den defekten Kopf seines Helden: Leonard Shelby hat gerade einen schen erschossen, aber weder er noch wir wissen, warum. Wir wissen es nicht, weil der Film gerade angefangen hat. Er weiß es nicht, weil sein Kurzzeitgedächtnisnicht existiert. Ein Meisterwerk, angesiedelt irgendwo zwischen Filmnoir und Erkenntnistheorie.“ (tip) HL

Michael Jackson‘s This is it USA 2009, R: Kenny Ortega

„Der am 28. Oktober startende Film zeigt den verstorbenen Popstar bei seinen letzten Konzertproben. Die Doku wird nur zwei Wochen lang im Kino zu sehen sein.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Mitgefühl, Weisheit und Humor Deutschland/Niederlande 2009, R: Boris Penth

„Dokumentarfilm über den Buchautor und Lehrer Sogyal Rinpoche, der einem westlichen Publikum den Buddhismus zu vermitteln versucht. Das Porträt krankt an der allzu kritiklosen Verehrung Rinpoches, wie die Dokumentation überhaupt eher wie eine „Light“-Variante der östlichen Religion wirkt. Von der Tiefendimension des Buddhismus ist so wenig zu spüren wie von Spannungen, die mit der Übertragung buddhistischer Ansätze auf westliche Lebenswelten einhergehen.“ (filmdienst) HB, HH

N

Die nackte Wahrheit USA 2009, R: Robert Luketic, D: Katherine Heigl, Gerard Butler

„Romantische Komödie mit simpel gestrickten Geschlechterrollen: Fernsehproduzentin Abby glaubt an den einfühlsamen Traummann, TV-Kommentator Mike scheint hingegen überzeugt, dass Männer vor allem mit dem Schwanz denken. Aus dem dünnen Plot ist die Luft nach einer Stunde raus, doch die sympathischen Hauptdarsteller überzeugen und der Umgang mit Sexualität ist erfrischend unverblümt.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Nefes - Der Atemzug Türkei 2008, R: Levent Semerci

„Die wahre Geschichte einer 40-Mann Einheit und ihrem Hauptmann, die auf dem 2365 m hohen Berg Karabal stationiert ist, und dort ihren Militärdienst leisten. Sie erleben den schmalen Grad zwischen Leben und Tod, ebenso wie Leid und der Freude und einen Überlebenskampf in der einsamen und unmenschlichen Umgebung.“ ( spielfilm.de) BHV, H, HB, HH, KI, OS

Niko - Ein Rentier hebt ab Finnland/Dänemark 2008, R: Michael Hegner

„Die (vornehmlich) finnische Animationsproduktion erzählt von einem kleinen Rentier, das seinen ihm unbekannten Vater in der Schlittentruppe des Weihnachtsmannes vermutet, und sich auf den Weg macht, ihn zu suchen. Design und CGI-Animation des Films wirken recht attraktiv, doch der für kleine Zuschauer gedachte Film vermittelt sich vornehmlich über massive Bedrohungsszenarien - und die bösen Wölfe, die Niko verfolgen, wirken wirklich bedrohlich.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Die Noobs - klein, aber gemein USA 2009, R: John Schultz, D: Robert Hoffman, Carter Jenkins

„Fiese Außerirdische, die die Erde erobern wollen, kennt man aus Science-Fiction-Filmen zur Genüge, selten aber dürften sich Aliens mit Weltherrschaftsambitionen trotteliger angestellt haben als die titelgebenden Noobs. Der Trupp kniehoher, krötenähnlicher Wesen vom Planeten Noobia landet just auf dem Dachboden des Ferienhauses, in dem die Kinder der Familie Pearson samt Cousins ihre Ferien verbringen. Und diese stellen sich den Möchtegern-Eroberern mit Mut und Einfallsreichtum entgegen. Dem Film geht es mehr um Lacher als um Gänsehaut-Effekte; er thematisiert Pubertätsnöte und Familienkonflikte, die für die nötige emotionale Basis sorgen.“ (Rheinischer Merkur) H, OS

O

Oben USA 2009, R: Peter (Pete) Docter

„Ein alter Mann bricht mitsamt seinem Haus in das größte Abenteuer seines Lebens auf. Mit diesem wunderschönen modernen Märchen haben sich die Trickser von Pixar selbst übertroffen. Die in San Francisco beheimatete Firma Pixar liefert ja schon seit 1995 regelmäßig Trickhighlights. Mit „Toy Story“ fing es an, viele ihrer weiteren Produktionen wie „Findet Nemo“, „Ratatouille“ oder zuletzt „Wall-E“ wurden moderne Klassiker. Aber „Oben“ toppt sie alle. Diesem grandiosen Abenteuermärchen gelingt es, die Zuschauer gewissermaßen intravenös an das Gefühlsleben seiner Figuren anzuschließen. Ein Effekt, der schon in der Normalfassung prima funktioniert, aber in der 3-D-Version noch intensiver wirkt.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN

Orlacs Hände Deutschland 1924, R: Robert Wiene, D: Conrad Veidt, Fritz Kortner / Stummfilm

“Dieser Film ist Vorbild und Modell zu allen Horror-Filmen, die die schrecklichsten Möglichkeiten der Organ-Transplantationen ausspekulieren. ,Orlacs Hände‘ sei einer der besten Filme der letzten Jahre, schreibt der Kritiker Béla Balázs 1924: ,Er ist nicht von der ganz feinen Sorte der seelisch differenzierten, intimen Filmkunst, die wir von Wiene und Veidt eigentlich erwartet haben. Er ist eher auf derbe Kriminalromantik und geheimnisvolle Komplikationen der Handlung eingestellt. In seiner Art, als Kolportage wenn man will, ist er aber hervorragend.‘“ (Lexikon des Horrorfilms) FL

Orphan - Das Waisenkind USA 2009, R: Jaume Collet-Serra, D: Jimmy Bennett, Isabelle Fuhrman

„In der Ehe von Kate Coleman (Vera Farmiga) und ihrem Mann John (Peter Sarsgaard) kriselt es schon lange; und auch die Beziehung zu den beiden Söhnen lässt zu wünschen übrig. Durch die Adoption eines Kindes hofft die Familie nun, zu neuem inneren Zusammenhalt zu finden. Doch die kleine Waise Esther (Isabelle Fuhrman) entpuppt sich als diabolische Bedrohung. Ein spannender, weitgehend stimmiger Horrorfilm, der das bekannte „Teufelskind“-Motiv dank einer ambitionierten Dramaturgie, die auf interessante Charaktere setzt, und wegen ihrer eindringlich realitätsnahen Inszenierung in gelungenes, nervenkitzelndes Spannungskino verwandelt.“ (Rheinischer Merkur) FL, H, HB, HH, OL, OS, SN

P

Pandorum USA 2009, R: Christian Alvart, D: Dennis Quai, Ben Foster

„Zwei Astronauten erwachen an Bord eines Raumschiffs. Sie wissen nicht, wer sie sind, wo sie herkommen und worin ihre Mission besteht. Sie erforschen ihre Umgebung und stellen fest, das sie nicht allein an Bord sind. Der deutsche „Antikörper“-Regisseur Christian Alvart legt mit „Pandorum“ den Mittelteil einer geplanten Trilogie vor. Im Dezember kommt sein bereits 2007 gedrehter Horrorthriller „Fall 39“ mit Renée Zellweger ins Kino.“ (Cinema) H

Die Päpstin Deutschland 2009, R: Sönke Wortmann, D: Johanna Wokalek, David Wenham

„Diese spektakuläre Story erzählt Sönke Wortmann (“Das Wunder von Bern“) in seinem historischen Monumentalepos „Die Päpstin“, das auf dem gleichnamigen Bestseller der US-Autorin Donna Woolfolk Cross basiert. Es ist die Geschichte einer frühen Jeanne d‘Arc, einer unerschrockenen Kämpferin gegen verkrustete Machtverhältnisse und bigotte Autoritäten. In Johanna Wokalek, der Gudrun Ensslin aus „Der Baader Meinhof Komplex“, hat Wortmann seine ideale Johanna von Ingelheim gefunden. Sie verkörpert die Figur mit der nötigen Mischung aus emanzipatorischem Ehrgeiz, Stolz und Verletzlichkeit.“Die Päpstin“ ist ein spannendes, atmosphärisch stimmiges Kinoerlebnis, dem man die Handschrift eines Regisseurs mit Blick für stilsichere Details und straffe Handlungsführung ansieht.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, HL, LG, Ol, OS, SN

R

Résiste – Aufstand der Praktikanten Deutschland 2009, R: Jonas Grosch, D: Katharina Wakkernagel, Hannes Wegener

„Praktikant Till gründet eine Praktikantenberaterfirma, die für die Rechte Unbezahlter eintritt. Seine Jugendliebe Sydelia aber ruft zum Praktikanten-Streik auf. Erzählt wird die Geschichte der Generation Praktikum mit grotesk überzeichneten Figuren und zackigen Dialogen zwischen Sozialistin Sydelia und Kapitalist Till.“ (tip)

S

Schande Australien/Südafrika 2008, R: Steve Jacobs, D: John Malkovich, Jessica Haines

„Coetzees Roman kreist um einen südafrikanischen Literaturprofessor (Malkovich), der mit seiner Tochter Opfer einer brutalen Attacke durch schwarze Jugendliche wird. Eine hochkomplexe Erzählung über die Transformationen im Post-Apartheid-Südafrika.“ (tip) HL, SN

Seelenvögel Deutschland 2009, R: Thomas Riedelsheimer

„Der deutsche Dokumentarfilm begleitet Kinder und Jugendliche, die an Krebs leiden, wobei vor allem drei junge Patienten im Mittelpunkt des ergreifenden Films stehen, deren Krankheitsverläufe mittels Parallelmontagen nebeneinander gestellt werden. Dabei wird den Patienten, aber auch ihren Eltern Raum gegeben, um über ihr Erleben, ihre Ängste und Hoffnungen zu reden. Trotz etwas aufdringlich mystifizierender Zwischenschnitte auf Bilder, die das Werden und Vergehen in der Natur zeigen, entsteht daraus ein mutmachender Film, der vor allem durch den unbändigen Lebenswillen der Protagonisten überzeugt.“ (Rheinischer Merkur) HH

Sonnabend, Sonntag, Montag früh & “ Wozu denn über diese Leute einen Film? DDR 1979, 80, R: Hannes Schönemann, Thomas Heise

„Zwei Dokumentarfilme der Hochschule für Film und Fernsehen der DDR „Konrad Wolf“. Ein Porträt über Jugendliche in der nordostdeutschen Provinz und eines über das kleinkriminelle Milieu Ost-Berlins, eingefangen in kühnem Cinéma-vérité-Stil. Die Filme wurden für die von der Kulturstiftung des Bundes initiierten Reihe „Winter adé - Filmische Vorboten der Wende“ ausgewählt.“ (b-movie) HH

Die Standesbeamtin Schweiz 2008, R: Micha Lewinsky, D: Marie Leuenberger, Dominique Jann

„Eine Standesbeamtin, die längst den Glauben an ihren Beruf und auch an die Ehe verloren hat, soll ausgerechnet jenen Mann vermählen, mit dem sie einst in einer Band spielte und den sie schon immer anhimmelte. Sie beißt in den sauren Apfel, letztlich fordert das Gefühl aber sein Recht ein. Eine gut gelaunte und inszenierte Komödie, die zwar ein wenig zu vorhersehbar ist, was aber die überzeugenden Darsteller, allen voran die einprägsam-markante Hauptdarstellerin, spielend wett machen.“ (filmdienst) HB, HH, LG, Ol, OS

Sunshine Barry und die Discowürmer Dänemark/Deutschland 2008, R: Thomas Borch Nielsen

„Vor Charme und Witz strotzende Animationskomödie um eine Gruppe von Regenwürmern, die sich mit viel Begeisterung an die Gründung einer Discoband macht. Nur: Niemand will eine Combo namens „Sunshine Barry & Die Discowürmer“ sehen. Da gilt es, noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten.“ (tip) HB, OL

T

Time Code USA 2000, R: Mike Figgis, D: Evan Watz, Onyx Richardson / Originalfassung ohne Untertitel

“Sex, Drogen, Esoterik und Karriere in Los Angeles - und das in vier simultan projizierten Filmbausteinen. Mike Figgis unternimmt in ,Time Code‘ den Versuch, die klassische Parallelmontage durch optische Vierteilung der Leinwand zu überwinden. Sein experimenteller Ansatz wird jedoch durch den banalen Plot unterlaufen. - Figgis Experiment erweist sich als digital aufgepeppte Pose. Der Film ist dennoch sehenswert - vor allem durch die selbstironische Darstellung der Traumfabrik Hollywood.“ (Berliner Zeitung) HB

Tortuga – Die unglaubliche Reise der Meeresschildkröte Großbritannien/Österreich/Deutschland 2008,R: Nick Stringer

„Tierfilm über ein Karettschildkrötenweibchen, das nach dem Schlüpfen auf einer langen (Lebens-)Reise beim Umrunden des Atlantiks begleitet wird, bis es schließlich selbst Mutter wird. Getragen von einer omnipräsenten Erzählerstimme, zielt der Film mehr auf eine wohlig-betuliche Poetisierung des Tierlebens ab als auf die Vermittlung von Fakten. Bis auf einige kritische Spitzen gegen die Umweltverschmutzung durch den Menschen nutzt der Film sein Sujet für bildgewaltige, aber weder dramaturgisch spannend aufbereitete noch erkenntnisfördernde Unterhaltung.“ (filmdienst) HH

Das Treibhaus Deutschland 1987, R: Peter Goedel, D: Christian Doermer, Laila-Florentine Fréer

„Verfilmung von Wolfgang Koeppens 1953 erschienenem Roman, der zur Wiederbewaffnung, zur Teilung Deutschlands und zur politischen Moral Stellung nimmt. An Hand der fiktiven Geschichte eines hoffnungsvoll-idealistischen Bundestagsabgeordneten spannt der Spielfilm einen Bogen von der Nachkriegsgeschichte und der Debatte über den deutschen Wehrbeitrag bis zur rhetorischen Bekräftigung des NATO-Doppelbeschlusses durch die Regierung Kohl. Dabei gestaltet er sich als ein Dokument des privaten wie politischen Scheiterns in einer Atmosphäre von Opportunismus und Verrat, als ein hellhöriges Gedächtnis, dessen filmischer Erzählfluß freilich durch allzu platte und belanglose Querverweise zur Gegenwart gestört wird.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

U

Unter Bauern - Retter in der Nacht Deutschland 2009, R: Ludi Boeken, D: Veronica Ferres, Armin Rohde

„Angelehnt an die Autobiografie der heute 96-jährigen Marga Spiegel setzt der Ensemble-Film dem leisen Widerstand westfälischer Bauern gegen die Judenverfolgung der Nazis ein Denkmal. In einer Mischung aus Charakterstudie, Heimatfilm und absurder Komödie schildert der holländische Regisseur Ludi Boeken, wie zwei westfälische Bauern den Pferdehändler Menne Spiegel, dessen Frau Marga und ihre Tochter zwei Jahre lang auf ihren Höfen verstecken und die Familie trotz großer Gefährdung und makabrer Umstände am Ende retten können.“ (tip) GÖ, OS

V

Verblendung Schweden/Dänemark/Deutschland 2009, R: Niels Arden Oplev, D: Noomi Rapace, Lena Endre

„Ein smarter Enthüllungsjournalist und eine verschrobene Hackerin versuchen nach über 40 Jahren das Verschwinden einer jungen Frau zu klären. Ihre Nachforschungen bringen hässliche Familiengeheimnisse ans Licht und scheuchen einen psychopathischen Mörder aus seinem Versteck. Gelungene Verfilmung des Bestsellers von Stieg Larsson.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen Deutschland 2009,R: Margarethe von Trotta, D: Barbara Sukowa, Hannah Herzsprung

„Hildegard von Bingen gehört zu den bedeutendsten Gestalten der Kirchengeschichte. Filmemacherin Margarethe von Trotta widmet ihr eine Filmbiografie, die Hildegard (Barbara Sukowa) vom Eintritt ins Kloster bis zum Sterbebett begleitet. Dabei ist erfreulich, dass die Regisseurin ihrer Figur die Ecken und Kanten belässt; allerdings wird für die Würdigung ein hoher Preis gezahlt: Dramaturgisch bekommt der Film die Facetten seiner Hauptfigur nicht in den Griff und bleibt ohne Fokus, sodass es ihm schwer werden dürfte, außerhalb der Kreise, die sich für die prominente Frauengestalt interessieren, neuen Zuschauern ihr Wirken nahezubringen.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, KI, LG

W

Das weiße Band Deutschland/Frankreich/Italien/Österreich 2009, R: Michael Haneke, D: Christian Friedel, Ulrich Tukur

„Das weiße Band“ ist ein filmisches Exerzitium von Michael Haneke, dem wohl protestantischsten aller Autorenregisseure. In schwarzweißen, meist starren Bildern inszeniert der Österreicher das Leben in einem norddeutschen Dorf am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Haneke entwirft eine lebensfeindliche Welt, in der ein strenger Glaube und eine strikte soziale Rangordnung den Alltag bestimmen. Selbst in grandiosen Totalen, in denen sich nicht mal die Wolken bewegen, herrscht beklemmende Enge. Haneke, der für diesen Film bei den Festspielen in Cannes die Goldene Palme gewann, erzählt von einer Rebellion. Die Kinder des Dorfs, die unentwegt gemaßregelt und gezüchtigt werden, begehren heimlich gegen ihre Eltern auf. Doch befreiend ist dieser Aufstand nicht: Selten waren Kinder auf der Leinwand furchterregender als in diesem Film.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Whisky mit Wodka Deutschland 2009,R: Andreas Dresen, D: Henry Hübchen, Corinna Harfouch

„Weil die Produktionsfirma von seinen Ausfällen die Nase voll hat, engagiert man mit dem deutlich jüngeren Arno Runge kurzerhand einen Ersatzschauspieler, mit dem - für alle Fälle - Ottos Szenen fortan stets noch einmal gedreht werden. Großes unterhaltsames Kino von Andreas Dresen, brillant geschrieben von Wolfgang Kohlhaase: witzig, anrührend und immer haarscharf auf der Schneide zwischen Komik und Tragik balancierend.“ (tip) H

Wickie und die starken Männer Deutschland 2009, R: Michael Bully Herbig,D: Jonas Hämmerle, Waldemar Kobus

„Winnetou, Raumschiff Enterprise und Kaiserin Sissi waren schon dran; jetzt hat Regisseur Michael Bully Herbig den Zeichentrickwikinger Wickie zum Kinostar erkoren. Wickie, ein Kinderheld seit Mitte der siebziger Jahre, ist der Sohn des Wikingerchefs und klüger als alle Erwachsenen zusammen; immer wieder rettet er sie vor Gefahren. So weit, so Grundschüler-kompatibel. Herbig, selbst in einer Nebenrolle als spanischer Chronist zu sehen, verzichtet diesmal auf jede parodistische Zuspitzung: Er hat einfach nur einen sehr braven Kinderfilm inszeniert, der erwachsene Bully-Fans schnell ermatten lassen dürfte. Wie klagte schon der weiße Held im „Schuh des Manitu“: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.“ (Der Spiegel) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Willkommen bei den Sch‘tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad Merad, Dany Boon

„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch‘tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) BHV

Wüstenblume Großbritannien/Deutschland 2009,R: Sherry Horman,D: Liya Kebede, Timothy Spall

„“Wüstenblume“ beruht auf dem gleichnamigen Bestseller der Somalierin Waris Dirie, die Ende der siebziger Jahre ihre Heimat verließ, in London eine Karriere als Model machte und später von der Uno zur Sonderbotschafterin gegen die Verstümmelung weiblicher Genitalien ernannt wurde. Leider strengt sich die Regisseurin Sherry Hormann etwas zu sehr an, aus der harten Lebensgeschichte von Dirie ein Feel-Good-Movie zu machen. Auf schnellstem Weg rast sie nach London und holt die afrikanische Vorgeschichte ihrer Heldin dann in sperrigen Rückblenden nach. Zwar macht der Film schon früh klar, dass Waris (gespielt von dem Model Liya Kebede) als Kind beschnitten wurde, dann mag er aber eine gute Stunde lang nicht mehr daran denken, um am Ende pathetisch gegen die Genitalverstümmelung aufzurufen.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, HL, LG, OL, OS

Z

Zuhause ist der Zauber los USA/Deutschland 2009, R: Karey Kirkpatrick, D: Eddie Murphy, Thomas Haden Church

„Eddie Murphy sollte es endlich lassen: Seine Gags wirken immer krampfiger, seine Grimassenschneiderei nervt. Sein neuer Film „Zuhause ist der Zauber los“ kommt wenigstens ohne Fäkal- und Pupswitze aus, aber die Familienkomödie von Karey Kirkpatrick (“Ab durch die Hecke“) ist Retortenkino der ödesten Sorte.Abgesehen davon, dass der Film auf geradezu unverschämte Weise Schleichwerbung für einen modischen Energy-Drink betreibt, dürfte die inspirationslose Ansammlung von Klischees und faulen Witzen allenfalls Eddie Murphys Selbstdemontage vorantreiben.“ (Cinema) GÖ, H, HB, HH

2012 - Der Film USA/ Kanada 2009, R: Roland Emmerich, D: John Cusack, Woody Harrelson

„Im Jahr 2012 geht mal wieder die Welt unter. Das allein wäre nicht weiter beunruhigend. Aber die Begeisterung, mit der Apokalypse-Routinier Roland Emmerich (“Independence Day“, „The Day After Tomorrow“) in seinem neuen Science-Fiction-Spektakel Millionen von (computergenerierten) Statisten massakriert, irritiert dann doch. Ein technisch perfekter Overkill im Wortsinn: Erdbeben verschlingen ganze Städte, Vulkane explodieren wie Atombomben, eine riesige Flutwelle spült einen Flugzeugträger bis nach Washington, wo er das Weiße Haus und den schwarzen Präsidenten unter sich begräbt. Da erscheint es nur konsequent, dass der Terrorpilot Mohammed Atta offenbar als künstlerischer Berater in Hollywood weiterlebt: In einer Szene stürzen zwei Hochhäuser in sich zusammen wie am 11. September 2001, ein Flugzeug jagt vorbei. In diesem Chaos versucht ein Schriftsteller seine Familie zu retten, ein Geologe will die Menschheit warnen, Queen Elizabeth bringt ihre Corgis in Sicherheit. Und wenn sie nicht gestorben sind - Emmerichs nächster Weltuntergang kommt bestimmt.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN