Die Wiese soll grün bleiben

Naturschutz Bremen will mehr Grünflächen mit Wohnungen bebauen. Der BUND protestiert und sieht das Stadtgrün und die Artenvielfalt in Gefahr

2016 wurden in Bremen insgesamt 1.618 Wohneinheiten fertig gebaut

Der BUND lehnt die Rückkehr zum Bauen auf der grünen Weise „entschieden“ ab. Das sagte der Geschäftsführer des BUND Martin Rode gestern. Seiner Auffassung nach kann der aktuelle Bedarf an Wohnbauflächen „auch durch Innenentwicklung“ erbracht werden.

Das neue Flächenbauprogramm der Stadt Bremen sieht über 100 Gebiete vor, auf denen neuer Wohnraum geschaffen werden soll. Zwar seien die meisten davon „relativ unproblematisch“, so Rode. Jedoch finden sich darunter auch Grünflächen. Deren Bebauung ist auch in der rot-grünen Koalition umstritten. Hier würden nicht nur Naherholungsgebiete zerstört, argumentiert der BUND, sondern auch der Erhalt von Biodiversität bedroht.

Betroffen sind vor allem zwei Bauvorhaben in Huchting und Oberneuland. „Das ist nicht viel“, sagt Rode, „doch umso problematischer.“ Den neuen Wohnanlagen sollen Bäume weichen, die über 200 Jahre alt sind. Zudem ständen die Bauvorhaben für eine Stadtplanung, die „nicht nachhaltig“ ist.

Der BUND verweist stattdessen auf 10.000 Baulücken allein in Bremen, die für eine Wohnbebauung in Betracht kämen. Außerdem plädiert Rode dafür, leerstehende Bürogebäude für Wohnbedarf umzunutzen.

Doch auch bei der Innenentwicklungen drohen Konflikte mit dem Naturschutz. Ein Beispiel dafür ist die Planung des neuen Hulsberg-Quartiers auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Mitte, die einen großen Verlust innerstädtischen Altbaumbestands vorsieht. So soll zwar neues Grün gepflanzt werden, doch der Bestand im Klinikpark würde weitestgehend verloren gehen – darunter sind auch Bäume, die unter Artenschutz stehen. Rode plädiert für eine Planung, die bestehende Grünflächen zu Beginn von Bauvorhaben inte­griere.

Dafür hält er ein anderes Baurecht für nötig: In Bremen verfällt eine Baugenehmigung nicht, wenn trotz Bewilligung nicht gebaut wird. „Das spielt Spekulanten in die Hände“, sagt Rode und sorge dafür, das Flächen teilweise über Jahre als urbane Brache erhalten blieben.

Das könnte erklären, warum auf den über 2.000 Baugenehmigungen, die das Bauressort letztes Jahr bewilligt hat, nur wenige Fertigstellungen folgten. 2016 sind laut dem Statistischen Landesamt 1.618 Wohneinheiten neu fertiggestellt worden, was eine Steigerung um 180 Wohneinheiten gegenüber dem Vorjahr bedeutet. „Wir hatten gehofft, dass die meisten Wohngebäude schon innerhalb von zwei Jahren nach Erteilung der Baugenehmigung fertig werden“, sagt der grüne Bausenator Joachim Lohse FLORIAN SCHLITTGEN