heute in hamburg
: „Moralisierender Bibel-Fuzzi“

SpendenDas Stück „Benefiz“ ist Gutmenschen-Parodie und Hilfe für eine Schule in Afrika zugleich

Bjarne Mädel

Foto: Promo

49, hat in Kalifornien kreatives ­Schreiben studiert, spielt u.a. in der ARD-Serie „Der Tatortreiniger“ Heiko „Schotty“ Schotte.

taz: Herr Mädel, was passiert im Stück „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“?

Bjarne Mädel: Da kommen fünf Leute zusammen, um einen Benefiz-Abend für eine afrikanische Schule zu proben: die Betroffene, der Lebemann mit Halbwissen, der Naive, die Diva als Zugpferd und ich als moralisierender Bibel-Fuzzi. Es geht um die Frage, was ist künstliche Betroffenheit, was echte.

Gelingt diese Probe?

Ich will nicht zu viel verraten, aber Befindlich- und Eitelkeiten, Debatten über politische Korrektheit schaukeln sich hoch, und man kann uns lachend beim Scheitern zusehen.

Es ist ja auch eine Satire.

Was ist Satire? Sicher, die Autorin und Regisseurin Ingrid Lausund überspitzt vieles. Aber insgesamt ist das Stück, mit dem wir seit einigen Jahren touren, ein ehrlicher Versuch, diese Art der Benefiz-Veranstaltung unter die Lupe zu nehmen.

Aber immer auf Distanz.

Nein, es gibt zwei Ebenen. Einerseits wird im Stück darüber geredet, ob und warum man spenden soll. Andererseits steht am Ausgang eine reale Spendenbox für eine Schule in Guinea-Bissau.

Also doch ein Benefiz-Abend.

Nein, das ist komplizierter. Wir bringen die Leute zum Lachen, zum Nachdenken, zum Schlucken – und am Ende tun wir auch noch Gutes. All die Reflexionen und inneren Mechanismen finden später nochmal an der Spendenbox statt. An der muss jeder Zuschauer vorbei und kann sich fragen: Bin ich jetzt genötigt, da etwas hineinzuwerfen, möchte ich das überhaupt?

Die Leute zahlen Eintritt und sollen dann noch spenden?

Ja. Wir könnten die Karten natürlich teurer verkaufen und fünf Euro davon automatisch in die Spendenkasse geben. Bei uns soll aber jeder selbst entscheiden, ob er gibt. Und es ist schon erstaunlich, wie wenig Gedanken man sich über einen T-Shirt-Kauf macht – und wie stark man überlegt, ob man vielleicht übers Ohr gehauen wird, wenn man dieselben zehn Euro für eine gute Sache spenden soll.

Was spenden die Schauspieler?

Wir bekommen eine sehr geringe Gage, kein Probengeld und haben das Bühnenbild mitfinanziert. Interview PS

„Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“: 20 Uhr, Schauspielhaus, Kirchenallee 39