KUNST

KunstBrigitte Werneburgschaut sich in Berlins Galerien um

Sich bei Guido W. Baudach an Jürgen Klauke zu erinnern, der bereits Ende der 1960er Jahre den eigenen Körper ins Zentrum seiner künstlerischen Arbeit gestellt und dabei die gängigen Geschlechterrollen problematisiert und lustvoll-destruktiv vorgeführt hatte, ist heilsam hinsichtlich der möglichen Überschätzung des subversiven Potenzials heutiger Kunst.

Mit Klauke begegnet man einem echten Pionier. Als einer der Ersten nutzte er die Fotografie als künstlerisches Ausdrucksmedium und zeigte, wie fruchtbar mit den genuin fotografischen Mitteln der Sequenz und der Serie gearbeitet werden kann. Performance und inszenierte Fotografie waren für ihn von Anfang an eins, wobei er die zwölf Aufnahmen von REIN-RAUS (1976), dem Anzug- bzw. Kleidertausch mit einer jungen Frau in das damals ungewöhlich große 180 x 120 cm messende, gemäldegleiche Fototableau zusammensetzte. Ganz toll: „Selbstfindung“ (1988/91), eine zweiteilige Fotoarbeit, für die er sich von einem Gepäckscanner am Flughafen durchleuchten ließ. Mehr böses Wissen über unsere Existenz im 21. Jahrhundert geht nicht (bis 10. .6., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 85).

Auch ein Klassiker: Teresa Burga. Wie der Name sagt, eine Künstlerin, 1935 in Iquitos in Peru geboren, in den 1960er Jahren Mitglied der Gruppe Arte Nuevo (1966–68) und eine maßgebliche Figur der peruanischen Kunstszene. War sie damals noch stark von Op art, Happening und vor allem Pop art beeindruckt, wandte sie sich nach einem Aufenthalt am Chicago Art Institute Anfang der 70er Jahre konzeptuellen Strategien zu. Die daraus entstandenen Kompositionen, Listen und Diagramme, sei’s zum Herzschlag und anderen Messungen und Inventarisierungen, sind jetzt bei Barbara Thumm zu sehen.

Die Installation „Work that Disappears when the Viewer Tries to Approach it (Proposal III)“, die im Zentrum der Schau steht, repräsentiert aufs Sinnfälligste den Übergang vom Pop zum Konzept. Bunte Glühbirnen an der Stirnwand eines dunklen Raums leuchten auf oder erlöschen, je nachdem wie nah man an das Lichtbild herantritt. Es braucht Distanz, um das Kunstwerk zu erfahren. Still und devot davor stehen führt aber auch in die Dunkelheit. Es braucht den Tanz, das ständige Vor- und Zurückschreiten, damit das Werk existiert (bis 29. 7., Di.–Fr. 11–18, Sa. 11–16 Uhr, Markgrafenstr. 68).

Und wer dann noch einen Klassiker in Bestform erleben will, muss zu Hillaneh von Kories, die neben vielen anderen wunderbaren Schwarzweißabzügen großer Fotografen, wie Walde Huth oder Mario Marino, drei wunderbare Abzüge von Ara Gülers Istanbulfotos zeigt (bis 31. 8., Di.–Fr. 14–19 Uhr, Belziger Str. 35).