Der Kampf um das Karpatengold

Seit sechs Jahren kämpft eine Bürgerinitiative im rumänischen Rosia Montana gegen den Versuch, die größte Goldmine Europas zu bauen. Und hofft jetzt auf Brüssel

BERLIN taz ■ Es ist ein idyllisches Dorf mitten in den Westkarpaten: In dem von vier Bergen eingerahmten Tal im westlichen Transsylvanien wurde die älteste Siedlung Rumäniens gefunden, viele Häuser stammen noch aus der K.-u.-k-Zeit. Doch die Idylle ist bedroht: Seit sechs Jahren will ein rumänisch-kanadisches Konsortium das Dorf umsiedeln, um das größte Goldbergwerk Europas zu errichten.

Gegen die geplanten 13 Millionen Tonnen Jahresförderung nebst zugehörigem Stausee mit Zyanidschwemme kämpft eine Bürgerinitiative, die sich genauso nennt wie die alte römische Siedlung: Alburnus Major. Die ehemalige Journalistin Stephanie Roth organisiert für diesen Zusammenschluss von Umweltschützern und heimischen Bauern den Widerstand. „Am Anfang waren wir noch sehr idealistisch“, sagt die gebürtige Schweizerin. Inzwischen habe man den Kampf an allen Fronten aufgenommen.

Denn das Konsortium Rosia Montana Gold Cooperation (RMGC), hinter dem die kanadischen Firma Gabriel Resources steht, hat bereits 40 Prozent der Grundstücke aufgekauft. Die rumänische Regierung gab grünes Licht – „am Gesetz vorbei“, sagt Roth, „das Tal ist eigentlich geschützt.“

Alburnus Major zog vor Gericht, die bisherigen Genehmigungen wurden widerrufen, eine Umweltverträglichkeitsprüfung angeordnet.

Hierbei geht es vor allem um die Nebenwirkungen des Tagebaus: Im Stausee sollen Schlacken aus Zyanid eingelagert werden, die entstehen, wenn das Gold aus dem Gestein ausgewaschen wird. Zyanid ist hochgiftig.

Während die Firma Gabriel Resources von einem „umweltfreundlichen Projekt“ redet und den Bewohnern neue Häuser und einige hundert Arbeitsplätze verspricht, sucht die Initiative nach Alternativen zur Goldmine. „Es gäbe einen Investor, der in Rosia Montana 360 Arbeitsplätze mit einer Holzverarbeitungsanlage schaffen könnte“, sagt Stephanie Roth. Außerdem setze man auf Tourismus: Unter dem Leitspruch „The Golden Way“ sollen Gäste angelockt werden, um die Landschaft mit ihren römischen Siedlungsresten zu bewundern.

Parallel kämpft die Initiative auf europäischer Ebene. Roth wirbt derzeit in Deutschland um Unterstützung: „Wenn Rumänien EU-Mitglied werden will, muss es gewisse kulturelle und ökologische Standards erfüllen.“ Sie hofft auf das Europaparlament, Kontakte zu den Grünen gebe es bereits.

Aber auch in Rumänien geht der Kampf weiter: Im Frühjahr 2006 wird die Regierung mitteilen, welches Ergebnis ihre Umweltverträglichkeitsprüfung hatte. Alburnus Major will erneut klagen, wenn diese wie erwartet positiv für das Konsortium ausgeht. RAFAEL BINKOWSKI