Hü und Hott bei der Zeit bis zum Abitur

Inhalte Die Meinungsforscher von Infratest dimap haben WählerInnen in Schleswig-Holstein befragt, welche politischen Themen sie im Wahlkampf für wichtig halten. Das Ergebnis: 1. Bildung (21 Prozent), 2. Infrastruktur und Verkehr (18 Prozent), 3. Flüchtlings- und Asylpolitik (13 Prozent)

„Was tun wir Schü­lerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern an, wenn wir das System alle fünf Jahre von rechts auf links und von links auf rechts drehen?“

Torsten Albig, Ministerpräsident in Schleswig-Holstein, wehrt sich gegen ein Zurück zum neunjährigen Gymnasium

Die Schule ist ein zentrales (Wahlkampf-)Thema, darin sind sich SPD und CDU einig. Weit auseinander gehen die Meinungen darüber, wie das Thema anzupacken ist. Geht es nach der CDU, sollen die Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein künftig wieder neun Jahre Zeit bis zum Abitur bekommen. „Wir haben G8 damals eingeführt, weil wir uns haben einreden lassen, dass unsere Kinder sonst zu alt sind, wenn sie das Abitur machen. Das ist damals ein Fehler gewesen“, sagt CDU-Herausforderer Daniel Günther, der zurück zum G9 möchte – an allen Gymnasien in Schleswig-Holstein. Seine Begründung: „Wir wollen Kindern Zeit geben, die sollen auch mal nach rechts und links gucken.“

Bislang gilt die von der SPD favorisierte Wahlfreiheit. Das soll nach Wunsch der Genossen auch so bleiben und bedeutet konkret: An 84 der 99 Gymnasien wird das Abi im G8-Zug angeboten, an elf Schulen ist G9 möglich und an vier Schulen soll weiterhin beides möglich sein. Warum die CDU, die das G8 in der Prä-Albig-Ära überhaupt erst eingeführt hatte, den Schulfrieden stören will, stößt bei der SPD auf Unverständnis. „Was tun wir Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern an, wenn wir das System alle fünf Jahre von rechts auf links und von links auf rechts drehen?“, fragt sich Ministerpräsident Torsten Albig (SPD). Er setzt beim Lernen auf Flexibilität an den einzelnen Schulen, aber auf Kontinuität beim gesetzlichen Rahmen.

Ein weiteres Thema ist der Zustand der Schulen. Bei der Fernsehdiskussion beklagte eine Elft­klässlerin aus dem Publikum etliche Mängel („wir haben zahlreiche Wasserschäden; eine einsturzgefährdete Sporthalle“) an ihrem Gymnasium, obwohl sie in einer vergleichsweise reichen Gemeinde lebe. Albig sieht die Verantwortung allerdings eher bei den Kommunen, die die Gelder zugunsten der Schulen verteilen müssten.

Günther sagte neben 80 bis 100 Millionen Euro für die Kommunen auch einen „eigenen Topf für die Schulen“ zu. Wie groß der sein soll, sagte er nicht. Zudem kritisierte er die hohe Schulabbrecher-Quote in Schleswig-Holstein (7,5 Prozent) und bemängelte den „hohen Unterrichtsausfall. Es gibt zu wenig Lehrer.“ Albig konterte: „Wir haben heute 300 Lehrerinnen und Lehrer mehr als 2012.“ djo