Zu viel TV macht dumm

Neue Studie sieht Zusammenhang zwischen hohem Medienkonsum und schlechten Noten in der Schule

BERLIN dpa/taz ■ Eine neue Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) sieht Zusammenhänge zwischen dem Medienkonsum von Kindern und deren Leistungen in der Schule. Je mehr Zeit Kinder vor dem Fernseher oder der Playstation verbrächten, desto schlechter seien ihre Noten, meldet der Spiegel. Für die Studie befragte das KFN 23.000 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 15 Jahren.

Der unterschiedliche Medienkonsum erkläre auch die unterschiedlichen schulischen Leistungen von Jungen und Mädchen sowie die verschiedenen Ergebnisse der Bundesländer bei der Pisa-Studie, so KFN-Chef Christian Pfeiffer. Nur ein Drittel der Mädchen, aber fast die Hälfte der Jungen haben einen eigenen Fernseher im Zimmer stehen.

Ähnlich sieht es bei Playstation und Co aus. Knapp 40 Prozent der Jungen besitzen eine eigene Spielkonsole, im Gegensatz zu gerade mal 16 Prozent ihrer Altersgenossinnen. Mädchen seien also generell weniger gefährdet, von Medien beim Lernen abgelenkt zu werden.

Zudem verfügten von den zehnjährigen Migrantenkindern 51,3 Prozent über einen eigenen Fernseher und 43,3 Prozent über eine eigene Spielkonsole im Zimmer, jedoch nur 31,9 beziehungsweise 22,3 Prozent der deutschen Schüler. Dies könne das unterschiedliche Abschneiden von Migranten und Deutschen in der Schule erklären, so das Ergebnis der Studie. Denn deutschlandweit besuchen mehr Mädchen als Jungen und überproportional viele Deutsche ein Gymnasium.

Zudem ergibt die Studie, dass Schüler mit eigenen Unterhaltungsgeräten im Kinderzimmer häufiger jugendgefährdende Sendungen anschauen oder Computerspiele mit hohem Gewaltanteil spielen. Dies senke ebenfalls die Lernfähigkeit von Schülern. Darüber hinaus ergab die Studie des KFN, dass die befragten Hauptschüler mehr als doppelt so lange vor dem Bildschirm saßen wie die Gymnasiasten.

Auch regional gibt es Unterschiede im Medienkonsum von Schülern. Während zum Beispiel in Dortmund mehr als die Hälfte der Kinder im eigenen Zimmer fernsehen, sind es in München nur rund ein Fünftel. So könne der unterschiedliche Medienkonsum auch erklären, warum die südlichen Bundesländer bei Pisa besser abgeschnitten hätten. Sind jetzt also nicht mehr die unterschiedlichen Schulsysteme, sondern die vielen Fernseher in deutschen Kinderzimmern Schuld am Pisa-Debakel?

Die Ergebnisse der Studie klingen zunächst alarmierend. „Ein Übermaß an Medienkonsum macht dick, dumm, krank und traurig“, lautet das drastische Fazit von Pfeiffer. Was die Studie allerdings nicht in den Blick nimmt, ist zum Beispiel der Zusammenhang zwischen Medienkonsum und sozialer Herkunft der befragten Schüler, also auch der Förderung, die sie durch die Eltern erhalten. Stattdessen schließt sie monokausal vom Medienkonsum auf Schulleistungen – und macht es sich damit sehr leicht. SEM