LeserInnenbriefe
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Tabu: Richtige Männer als Opfer

betr.: „Hinter verschlossener Tür“, taz vom 2. 5. 17

Die taz hält sich ja in der Regel eher zurück, wenn es um ­Männerthemen und Männerprobleme geht. Umso überraschender ist der Artikel „Hinter verschlossener Tür“, in dem es um Gewalt gegen Männer geht und das vor allem in Partnerschaften. Das Thema ist nicht unbedingt neu, doch immer noch sehr stark mit Vorurteilen belastet und dank der vorherrschenden Männer- und Frauenrollen weiterhin ein Tabuthema. Niemand weiß, wie hoch die Dunkelziffer ist, denn nach wie vor werden sich viele Männer nicht „outen“ wollen, erst recht nicht gegenüber der Polizei oder anderen Männern. Es passt halt nicht, dass Männer Opfer sind von Frauen; und, wie richtig erwähnt wurde, diese Männer gelten als Schwächlinge, Weicheier oder sonstiges, nur eben nicht als richtige Männer. Männer als Opfer war und ist zudem nicht wirklich ein Thema der Genderforschung. Der einseitige Blick führte jedenfalls in früheren Zeiten automatisch dazu, nur auf Männer als Täter zu schauen, selbst wenn der Mann die Spuren der Gewalt aufwies. Eine Frau als diejenige, die schlägt, das passte in keinen Polizeibericht. Ich fürchte, es braucht noch lange, um auch in diesem Bereich Rollenbilder zu überwinden. Aber es gibt immerhin mittlerweile sogar ein paar Männerhäuser in Deutschland, wohin Männer gehen können, wenn sie unter Gewalt leiden.

JÖRG WILHELM, Wiesbaden

Dafür nicht!

betr.: „Dafür verdient er Liebe“, taz vom 29. / 30. 4. 17

Benjamin Netanjahu war 2013 in Berlin und hat bei Frau Merkel die langjährige deutsch-israelische Freundschaft gewürdigt. Insofern ist es beschämend, dass Außenminister Gabriel ein Gespräch in Israel mit anderen dortigen Gruppen verwehrt wurde. Wahrscheinlich war die Absage eine Retourkutsche für die Äußerungen von Gabriel (2012) über den „rechtsfreien Raum“ in Hebron.

Man stelle sich vor, dass man dem israelischen Außenminister in Deutschland vorgeschrieben hätte, mit welchen Gruppen er sich zu treffen hätte.

Es bringt keinen Zentimeter weiter, wenn man sich immer wieder über den NS-Nachfolgestaat und die daraus sich entwickelnden Verhältnisse äußert. Die deutsche Jugend hat aus der Geschichte gelernt und weiß den Holocaust zu würdigen, nur Schuld ist nicht vererbbar. Der einzig gangbare Weg ist, zwischen den jungen Generationen in Israel, Deutschland und in den ­arabisch besetzten Gebieten sich gegenseitig zu respektieren und sich gemeinsam für demokratische Verhältnisse einzusetzen. Sohn Jair Netanjahu hat eine norwegische, nicht jüdische Freundin, die, weil sie keine Jüdin ist, als Schickse aufs Übelste beleidigt wurde. Hier könnte man mit der Liebe mal anfangen.

NORBERT BLECK, Berlin

Burda statt Burka

betr.: „Das Leid mit der Leitkultur“, taz. vom 2. 5. 17

Wie sagte doch unser Minister des Innersten in „absolut richtiges Deutsch“: „Wir sind nicht Burka“. Wie wahr, das sind wir nicht. Aber, was zum Teufel, sind wir dann? Ich möchte es, die innen-ministeriellen mentalen Auswürfe entsprechend würdigend, so zusammenfassen: „Wir sind nicht Burka, wir sind Burda!“

Und darum, lieber Herr Innenminister, geben Sie weiterhin beharrlich das „schöne“ Händchen und zeigen Sie Gesicht bei der Begrüßung. Obwohl …vielleicht wäre die Burka ja doch schmeichelhafter.

HELMUT MALMES, Stolberg

„Unverhandelbare“ Bürger?

betr.: „Pfiffe und Beifall für „Leitkultur-Thesen“, taz vom 3. 5. 17

Muss ich das Land verlassen? Was passiert, wenn ich dem Herrn de Maizière für seine Leitkultur-Thesen keinen Beifall zolle und darüber hinaus vom Grundsatz seine vorgegebene Leitkultur ablehne? Bin ich dann ein „unverhandelbarer Bürger“, der, laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, das Land verlassen muss? Oder gehe ich noch als ein „aushaltbarer Bürger“ durch, der im Land geduldet wird? Für mich ist es ein Widerspruch, Kultur per Dekret vorgeben zu wollen. Denn die kulturelle Entwicklung muss prinzipiell frei bleiben. Die Historie ist dabei unumstritten und immer eine grundlegende Voraussetzung der Landeskultur. Trotz aller Ablehnung und allem Unwillen meinerseits und der Tatsache, dass ich mich nicht integrieren lassen möchte, (wie so viele andere Deutsche im Ausland auch), bin ich noch guter Dinge, dass ich noch als ein „Aushaltbarer“ durchgehe, da mein Geburtsland doch Deutschland ist.

BOIE PETERS, Menden

Was für ein Dünnschiss

betr.: „Pfiffe und Beifall für „Leitkultur-Thesen“, taz vom 3. 5. 17

Volltreffer, Herr Innenminister! Erst füllt sich der Deutsche ­Leitkulturist auf Schützen- und Volksfesten mit Bier nach deutschem Reinheitsgebot, dann schüttelt er auf verklebten Pissoirs sein Deutsches Glied (ohne dass er sich, wie die meisten, gründlich wäscht), anschließend dem ausländischen Mitbürger die Hand, die dieser eifrig ergreift, um seinen Integrationswillen zu bekunden. Nicht selten kommt es hierbei zur Übertragung von Viren und anschließendem Dünnschiss, eben jener Substanz, aus der diese Leitkulturthese ohnehin besteht.

HORST MIDDELDORF, Scharbeutz