heute in hamburg
: „Generationserlebnis“

Europa Daniel Kosak über die Idee eines Interrail-Tickets für alle europäischen Jugendlichen

Daniel Kosak

Foto: privat

28, studierte Politikwissenschaften und ist Landesvorsitzender der Jungen Europäischen Förderlisten Hamburg

taz: Herr Kosak, kann das Interrail-Ticket Europa retten?

Daniel Kosak: Das wäre ein bisschen zu viel erwartet. Die Idee eines Interrail-Tickets für alle europäischen Jugendlichen finde ich sehr sympathisch. Dies kann einen Beitrag dazu leisten, junge Menschen wieder mehr für Europa zu begeistern. Sie können die europäische Identität wahrnehmen und Europa besser kennenlernen. Damit erfahren sie auch die individuellen Vorteile, die Europa mit sich bringt: Reisefreiheit und keine Grenzkontrollen.

Gibt es in Krisenzeiten nichts Wichtigeres, als die Forderung nach einem Interrail-Ticket für alle Jugendlichen?

Eine solche Maßnahme kann die derzeitige Krise Europas natürlich nicht bewältigen und die Probleme der EU nicht lösen. Sie ist ein Schritt in die richtige Richtung. Darüber hinaus muss es aber institutionelle Reformen in der EU geben.

Was muss sich denn konkret ändern?

Es bedarf einer stärkeren Demokratisierung Europas. Das europäische Parlament muss mit einem Initiativrecht gestärkt werden. Die wirtschaftlichen Ungleichgewichte müssen angegangen werden. Innerhalb der Eurozone sollte beispielsweise über die Einführung einer europaweiten Arbeitslosenversicherung nachgedacht werden. Dies schließt sich aber nicht mit der Forderung nach einem Interrail- Ticket für alle aus.

Kann Reisen Vorurteile wirklich abschaffen?

Ja! Zum Beispiel, wenn man bei Einheimischen couchsurft, wie das bei einer Interrail-Reise oft gemacht wird. Dies kann dazu beitragen, dass es zu einem echten Austausch mit Menschen aus den jeweiligen Ländern kommt. Daraus können sich langfristige Freundschaften entwickeln. Wenn wirklich alle Europäer zum 18. Geburtstag ein solches Ticket bekämen, dann wäre das ein gemeinsames, verbindendes Generationserlebnis.

Was erhoffen Sie sich denn nun von einer Straßendiskussion?

Wir glauben, dass die Interrail- Idee noch nicht überall angekommen ist. Bei Straßenaktionen kommt man mit ganz unterschiedlichen Menschen ins Gespräch und erhält sehr kontroverse Reaktionen. Man bekommt ein Gespür dafür, ob eine Idee jenseits der politisch interessierten Milieus anschlussfähig sein kann. Damit erreichen wir andere Leute als bei unseren geschlossenen Veranstaltungen. Tobias Brück

Straßendiskussion: „Mehr Europa durch Mobilität?“, 11 Uhr, Ottenser Hauptstraße