heute in hamburg
: „Keine Fast Fashion“

VORTRAG Aktivistin spricht über ausbeuterische Arbeitsverhältnisse in der Textilindustrie

Laura Ceresna-Chaturvedi

Foto: Inkota

35, ist Mitarbeiterin des Inkota-Netzwerks und Koordinatorin der Aktion „Kampagne für saubere Kleidung“.

taz: Frau Ceresna-Chaturvedi, haben Sie beim Kauf von Kleidung ein schlechtes Gewissen?

Laura Ceresna-Chaturvedi: Nein, weil ich nicht in Geschäften, die Fast Fashion anbieten, einkaufen gehe, sondern in alternativen Läden. Ich mache auch gerne bei Kleidertauschpartys mit.

2013 stürzte in Bangladesch eine Textilfabrik ein. Haben sich die Arbeitsbedingungen daraufhin verbessert?

Nach dem Einsturz der Bangladesch Accord haben 200 Unternehmen eine Erklärung unterzeichnet, die sich aber nur mit der Gebäudesicherheit und dem Brandschutz befasst. Die Arbeitsrechte, im Sinne von Gewerkschaftsrechten oder der Anhebung von Mindestlöhnen, haben sich hingegen nicht sehr viel verbessert. Es hat sich aber einiges bei der Behebung von Sicherheitsmängeln in den Fabriken getan.

Welche Verantwortung hat die Regierung in Bangladesch für die Arbeitsverhältnisse?

Die Regierung in Bangladesch steht für die Umsetzung der Arbeitsgesetze und auch der internationalen ILO Kernarbeitsnormen in der Pflicht. Dies ist auch Teil eines Abkommens mit der EU. Bangladesch profitiert von Handelspräferenzen. Sie haben einen erleichterten Zugang zum europäischen Markt und sollen im Gegenzug dazu die Einhaltung der Arbeitsrechte gewährleisten. Und das machen sie zum Großteil nicht.

Also ist es deren Problem?

Genauso haben die Unternehmen, die in Bangladesch produzieren lassen, eine Verantwortung. Denn sie profitieren von den günstigen Produktionsbedingungen. Als europäische Unternehmen, die im Ausland agieren, haben sie eine Sorgfaltspflicht. Die Arbeitsrechte müssen in ihrer gesamten Lieferkette eingehalten werden. Also nicht nur bei direkten Zulieferern, sondern auch bei den Sublieferanten, vom Baumwollanbau bis zur Fertigung des Kleidungsstücks.

Was können Hamburger Modeunternehmen für bessere Arbeitsbedingungen tun?

Hamburger Modeunternehmen sollten mehr Transparenz schaffen. Sie sollten Kundinnen und Kunden darüber informieren, wo sie herstellen lassen. Darüber hinaus sollten sie nicht nur nationales Arbeitsrecht in den Produktionsländern vor Ort, sondern auch internationale Kernarbeitsnormen einhalten. Wenn sie dies tun würden, wäre schon einiges gewonnen.


Interview Tobias Brück

Vortrag „Vier Jahre nach Rana Plaza“: 19 Uhr, Betasalon, Eifflerstraße 43