Frank Dostal ist tot: Hört auf euren Mittelfinger

Er spielte in der Beat­band Rattles, saß im Aufsichtsrat der Gema und schrieb das „Lied der Schlümpfe“: zum Tode des Musikers Frank Dostal.

Ein Mann, Frank Dostal, an einem Sarg

Frank Dostal am Sarg des verstorbenen Musikers Tony Sheridan, Archivbild aus dem Jahr 2013 Foto: dpa

HAMBURG taz | „Hört auf euren Mittelfinger“ ist eine Äußerung, die man nicht von jemandem erwartet, der den Text für Vader Abrahams „Lied der Schlümpfe“ geschrieben hat.

Diesen Satz rief Frank Dostal, der zwischen 1966 und 1968 bei der Hamburger Beat­band Rattles spielte und in der Endphase des berühmten Star-Clubs dessen Mitbetreiber war, vor zehn Jahren vom Podium der Branchenmesse Popkomm seinen Musikerkollegen entgegen.

Dostal saß dort in seiner Eigenschaft als Mitglied im Aufsichtsrat der Verwertungsgesellschaft Gema, bei der Diskussion ging es um den Umgang mit Industrievertretern. „Hört auf euren Mittelfinger“ ist ein Satz, den man von Dostal, der in dieser Woche im Alter von 71 Jahren gestorben ist, in ähnlicher Form oft gehört hat, und wenn er ihn gesagt hat, dann ging es ihm stets um die bestmögliche Wahrung von Künstlerinteressen.

Seine Credibility in der Hamburger Musikszene ist enorm für jemanden, der nicht nur mitverantwortlich ist für „Das Lied der Schlümpfe“, sondern auch den Text für den Blödelhit „Du, die Wanne ist voll“ geschrieben hat – gesungen von Helga Feddersen und Dieter Hallervorden.

Er wollte dranbleiben

Nach diesen Erfolgen in den 1970er Jahren hätte Dostal den lieben Gott einen guten Mann sein lassen beziehungsweise von den Tantiemen seiner Hits leben können.

Stattdessen gründete er 1987 den Verein RockCity Hamburg, eine Lobbyorganisation im besten Sinne, und in den frühen 1990er Jahren schob er auch die Gründung des Vereins unabhängiger Musikunternehmen (VUT) an. „Er war uns Freund und Role Model, Mentor und Herausforderer“, ruft ihm RockCity nun nach.

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Die Formulierung „Herausforderer“ bezieht sich auf Dostals Unerbittlichkeit im Streit. Davon, dass die Digitalisierung für Musiker nicht nur Nachteile bringt, ließ er sich beispielsweise nicht überzeugen. Er sprach sich auch gegen die bahnbrechende Einigung zwischen YouTube und der Gema aus, die im vergangenen Herbst nach einem jahrelangen juristischen Hickhack zustande kam.

Aber Dostal war nicht konservativ. Der Plattenladen Hanseplatte, in dem es ausschließlich Produkte aus Hamburg zu kaufen gibt, schreibt: „Er wollte dranbleiben, hörte sich jede junge Band aus Hamburg an und ließ sich weder von der ­Jugend anderer noch von seinem Alterszynismus bestechen.“

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