500 Pädophile melden sich zur Therapie

Pädophilie Das Projekt „Prävention sexuellen Kindesmissbrauchs in Hamburg“ zeigt Erfolg. Das Angebot sollte in die Regelversorgung der Krankenkassen aufgenommen werden, findet der Senat

500 Menschen mit pädophilen Neigungen sowie 300 Angehörige und Therapeuten haben sich in den vergangenen Jahren am Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) gemeldet. Dort gibt es seit 2012 das Projekt „Prävention sexuellen Kindesmissbrauchs“. Das für die Teilnehmer kostenlose Angebot richtet sich an Menschen, die sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen und daher therapeutische Hilfe suchen. Es soll sexuelle Übergriffe und den Konsum von Missbrauchsdarstellungen im Internet verhindern.

Das Projekt, das mit dem Kinderschutzzentrum kooperiert, ist Teil des bundesweiten Netzwerks „Kein Täter werden“. Es bietet 40 Plätze und wird fast ausschließlich von Männern genutzt. Pädophilie sei ein relevantes Problem, sagte der Leiter des Instituts für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie des UKE Peer Briken. „Etwa ein bis drei Prozent aller Männer haben ein sexuelles Interesse an Kindern.“ Es gebe Behandlungsbedarf in der Stadt, den das Projekt gut abdecken könne. Erste Untersuchungen zeigten, dass Risikofaktoren für sexuelle Straftaten minimiert werden. „Wir haben gute Hinweise dafür, dass unsere Arbeit funktioniert“, sagte Briken.

Betroffene können sich anonym bei der Präventionsambulanz melden, bei der Therapie wird dann aber der Name benötigt. Es gilt jedoch die ärztliche Schweigepflicht. Aufheben könnten die Therapeuten diese nur, wenn sie befürchten, dass der Patient in Zukunft schwere Straftaten begehen wird. Unter den 500 Kontaktsuchenden hatten etwa 20 Prozent juristische Auflagen. Sie befanden sich also beispielsweise in einem laufenden Verfahren. In diesem Fall vermittelt das Projekt die Betroffenen an entsprechende Angebote.

Die Justizbehörde finanziert die Präventionsarbeit mit jährlich 100.000 Euro. Das soll sich aber in Zukunft ändern. Die Nachfrage und der Erfolg des Projekts legten es nahe, die Finanzierung auf eine dauerhafte Grundlage zu stellen. „Wir setzen uns für eine Übernahme der Therapie in die Regelfinanzierung bei den Krankenkassen ein“, sagte Justizsenator Till Steffen (Grüne).

Birte Roden von Zorn-Rot, einer Beratungsstelle für Opfer sexueller Gewalt, findet es gut, dass von pädophilen Neigungen Betroffene sich freiwillig melden können: „Es ist toll, dass dort niederschwellig geholfen wird.“ Ein entsprechendes Projekt für Opfer sexuellen Missbrauchs fehle jedoch am UKE. PIEP