Gaspreise steigen sprunghaft

160 Euro mehr muss ein Durchschnittshaushalt im kommenden Jahr für die Gasheizung bezahlen. Die SWB beteuert, dass sie nur die Preiserhöhungen der Lieferanten weitergebe. Ihre interne Kalkulation lege sie nicht offen

bremen taz ■ Zum 1. Oktober werden die Gaspreise in Bremen wieder steigen – und zwar kräftig. Jede Kilowattstunde soll 16,4 Prozent teurer werden, von 4,46 Cent pro Kilowattstunde auf 5,19 Cent. Die monatlichen Grundgebühren bleiben unverändert. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus würde sich der Gas-Heizungspreis damit um rund 160 Euro im Jahr verteuern und dann 1.260 Euro kosten. Das teilte der Vorstand des Gasversorgers SWB, Gerhard Harder, gestern mit. Und diese Preiserhöhung ist nicht die letzte des Nachfolgers der Stadtwerke: „Ich gehe davon aus, dass wir uns dauerhaft auf höhere Energiepreise einstellen müssen“, so Harder.

Hintergrund der Preissteigerung ist die Koppelung der Gaspreise an den Ölpreis. Nicht nur wegen der Naturkatastrophen in den USA, sondern auch aufgrund des weltweit steigenden Energiebedarfs „vor allem in Asien und den USA“ rechnet Harder mit weiter steigenden Preisen – die Rohstoffquellen seien knapp. Grundsätzlich ist der SWB-Chef für mehr Markt im Energiesektor, aber er warnt vor der Hoffnung, dass so die Preise sinken würden. Wenige Länder lieferten an Großhändler, ein klassisches Oligopol: „Warum sollten die drei Lieferländer die Gaspreise senken?“, fragt Harder.

Bremerhaven könnte ein Beispiel sein. Dort hat die SWB nicht nur einen Lieferanten wie für Bremen, sondern drei. Die Gaspreise sind aber höher. Auch kürzere Vertragszeiten bringen nicht unbedingt etwas. Für Bremen sind die SWB aus dem 1996 auf 20 Jahre geschlossenen Ruhrgas-Vertrag ausgestiegen, haben derzeit einen Vier-Jahres-Vertrag. Andere Anbieter, so Harder, seien nicht in der Lage gewesen, die Menge zu dem Preis zu liefern, nicht einmal der Mutterkonzern Tractebel.

Auf das Verfahren vor dem Landgericht, bei dem 53 Kläger unter Führung der Verbraucherzentrale die Offenlegung der Preisgestaltung der SWB verlangen, hat die neue Preisanhebung keine Auswirkung. 9.000 der 110.000 Gas-Kunden haben Widerspruch gegen die Erhöhung vom 1.10.2004 eingelegt und würden einen Rückzahlungsanspruch haben, wenn die Preise wirklich überhöht waren. 93 Kunden haben ihre Gas-rechnung eigenmächtig reduziert, teilte die SWB mit. „Die SWB behauptet, sie würde nur die Preisanhebung der Vorlieferanten weitergeben. Wir können das nicht beurteilen“, sagt die Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale, Irmgard Czarnecki – eben weil die Kalkulation nicht offen gelegt wird. Deswegen raten die Verbraucherschützer Kunden weiter zum förmlichen Widerspruch.

Für die Preisanhebung im Oktober 2004 hatte die SWB Unternehmensberater zur vertraulichen Überprüfung engagiert. Die attestierten der SWB, dass sie nichts draufgeschlagen habe. Bei der Preiserhöhung am 1.1.2005 um 0,2 Cent hätte die SWB nur die Hälfte der Preiserhöhung der Vorlieferanten weitergegeben, teilte Harder mit. Damit werde einem Durchschnittshaushalt ein Vorteil von 50 Euro pro Jahr gewährt – zu Lasten der Unternehmensgewinne. Diese Summe werde auch jetzt nicht aufgeschlagen. Die SWB hätte „Luft“, den Kunden diesen Teil der Preiserhöhungen dauerhaft zu ersparen, erklärte der SWB-Chef. Mehr Spielraum habe das Unternehmen aber nicht. Klaus Wolschner