Press-Schlag
: Unterm Uli will man niemals sein

SPIELTAGSHELDEN Ganz vorn dabei: der clevere Max Eberl und der glückliche Lewis Holtby

Siebenundsiebzig Stadtteile, trotzdem keine 10.000 Einwohner. 215 Bundesliga­spiele, dennoch kein Tor. Auch für die Bayern hatte er einen Einsatz, bei einer Auswärtsniederlage beim VfB Stuttgart. Er stammte aus der Bayern-Jugend – und möchte vorerst trotzdem nicht zurück zu seinem Erstverein. Geboren wurde er in Bogen in der Nähe von Straubing, also irgendwo im bayerischen Nichts (einer der 77 Stadtteile von Bogen heißt Eben, ein anderer Irrn, ein dritter Rankam). Die Rede ist von Max Eberl – dem einen Helden dieses Spieltags. Er hat bei den Fohlen seinen Vertrag als Manager noch einmal verlängert, bis 2022 (!), und somit den Lockungen des Großklubs aus dem Süden widerstanden.

Womit die Granden beim FCB noch immer ohne Manager/Sportdirektor dastehen, nachdem Matthias Sammer im letzten Sommer das Handtuch geworfen hat. Musterschüler Philipp Lahm hat abgewinkt, also wurde Eberl für den Job gehandelt, schließlich hatte er es mit gutem Händchen für Spieler und Trainer geschafft, aus der zwischenzeitlichen Fahrstuhlmannschaft Gladbach wieder eine gute Adresse im deutschen Fußball zu machen. Dass er sich jetzt für eine Weiterführung seiner Arbeit am Niederrhein entschieden hat, ist erstaunlich, bedenkt man die Sogkraft, die die Bayern haben. Besonders natürlich für Spieler – den neutralen Beobachter irritiert es noch immer, dass Robert Lewandowski und Mats Hummels das rote Trikot tragen, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Aber auf Geschäftsebene scheint es anders zu laufen. Eberl schenkt sich den Wechsel, er ist nicht auf den Kopf gefallen, und zu Knete und Ruhm hat er augenscheinlich ein entspannteres Verhältnis als so mancher Ex-Dortmunder. Aber was steckt wirklich hinter dieser Entscheidung? Zu vermuten ist, dass er seine Kompetenzen durch einen übergriffigen Präsidenten und dessen Adjutanten aus dem Aufsichtsrat schon vorab beschnitten sah. Der Präsident und geläuterte Steuersünder ist der Pate des FCB und als solcher ein Kontrollfreak, dem es schwer fällt, Macht abzugeben (wer Näheres wissen will, sollte sich den 3. Teil der Coppola-Saga ansehen). Zweitens sind die Schattenmächte der deutschen Wirtschaft, die die Münchener mit­lenken, für einen ehrlichen Geschäftsmann wie Eberl wohl zu dunkel. Ein System, das sich gegenseitig oben hält – eine perfekte Allianz aus fragwürdigen Firmen wie der Telekom, Adidas, VW. Aber vielleicht ist auch der Anreiz größer, aus dem Mittelfeld nach oben zu kommen, statt Größe nur zu verwalten.

Der andere Held des Spieltags war Lewis Holtby. Der wackere Dauerkämpfer hatte eine lange Phase von für ihn unglücklich laufenden Spielen hinter sich. Doch das entscheidende Tor beim 2:1-Sieg über den 1. FC Köln hatte er geschossen, kurz vor Schluss. Und der auch in dieser Saison so oft totgewünschte HSV steht (vorübergehend) auf Platz 13. René Hamann