Dienstreise zum Grübeln

Tennis Bundestrainerin Rittner sorgt sich vor dem Fed-Cup-Abstiegsduell gegen die Ukraine um die Form ihrer Spielerinnen. Andrea Petković, die in Miami früh scheitert, wird zur Streichkandidatin

„Muss sich wieder entspannen.“ – Petković steckt in der Krise fest Foto: dpa

MIAMI taz | Die Dienstreise nach Miami steht fast in jedem Jahr auf ihrem Programm. Beim hochkarätigen Turnier auf Key Biscayne kann Bundestrainerin Barbara Rittner rund einen Monat vor dem nächsten Spiel ihrer Mannschaft im Fed Cup Erkenntnisse über Formkurven und Fehler sammeln und Gespräche mit ihren Kandidatinnen führen. Bevor sie sich diesmal nach einer Woche wieder auf den Heimweg machte, hörte sich ihre Zustandsbeschreibung zusammengefasst so an: „Es läuft gerade nicht rund. Irgendwie ist der Wurm drin.“

Nachdem die deutsche Mannschaft Mitte Februar in Hawaii klar gegen die USA verloren hatte, heißt die nächste Station am 22./23. April in Stuttgart wie im vergangenen Jahr Abstiegsrunde. Auf Maui, so Rittner, habe die Mannschaft eine Riesenchance vertan, und das gegen kein besonders gutes Team ohne Serena und Venus Williams, auch ohne Madison Keys. Das Los für das Abstiegsspiel – Ukraine – hörte sich zunächst ganz gut an, aber im Gegensatz zu den deutschen Spielerinnen waren die Besten der Ukraine in den vergangenen Wochen ziemlich gut in Form, und nun stellt sich die Sache schon ein wenig anders dar. Elina Svitolina steht mittlerweile in der Weltrangliste auf Platz zehn, Lesia Tsurenko ist aktuell die Nummer 41.

Angelique Kerber ist seit einer Woche wieder die Nummer eins des Frauentennis, aber das ist in ihrem Spiel dieser Tage nicht immer zu erkennen. Kerber sagt, wenn sie wüsste, wo das Problem liege, dann würde sie daraus ja Schlüsse ziehen; sie weiß es aber nicht. Gut möglich, dass es etwas dauern wird, bis sie sich an alle Anforderungen des Daseins als Nummer eins gewöhnt haben wird, das ist auch keine Kleinigkeit. Die Tour nach Hawaii hatte Kerber nicht mitgemacht, um Kraft zu sparen, in Stuttgart wird sie aber wieder dabei sein.

Rittner findet, den besten Eindruck habe zuletzt Julia Görges gemacht, die selbst bei Niederlagen seit Wochen auf einem konstanten Niveau spiele; auch Görges wird auf jeden Fall zum Team für das Play-off-Spiel gehören. Die beiden anderen Positionen sind offen. Nach dem aktuellen Stand der Dinge kann es passieren, dass Andrea Petković, die sichtlich in einer Krise steckt, gegen die Ukraine nicht dabei sein wird.

In Miami verlor sie in der ersten Runde gegen die Slowakin Jana Čepelová und machte hinterher einen ratlosen Eindruck. Barbara Rittner sagt, sie habe seit letztem Sommer viel versucht, und immer wieder mit Petkovićgeredet, aber die Dinge seien seither eher schlechter als besser geworden. „Die Trainingsleistungen sind gut, das hört man von allen Seiten. Aber im Match verkrampft sie völlig, das habe ich hautnah in Hawaii erlebt. Sie muss irgend einen Weg finden, sich wieder entspannen. Wenn in den nächsten zwei Wochen nichts Außergewöhnliches passiert, wird sie im April in Stuttgart nicht dabei sein. Sie sagt ja immer, sie stehe zur Verfügung, aber da muss man sie vielleicht auch vor sich selbst schützen. Wenn es so weitergeht, werde ich das auch tun, und das weiß sie.“

Zum Kreis der Kandidatinnen für zwei der vier Plätze in der Mannschaft gehören Carina Witthöft, die in Hawaii schon dabei war aber nicht zum Einsatz kam, Mona Barthel, die sich immer mehr stabilisiert, und auch Annika Beck, die nach einer schwächeren Phase wieder gute Ansätze zeigt.

Bei Laura Siegemund, die im vergangenen Jahr durchgestartet war und sich sogar für die Olympischen Spiele qualifiziert hatte, müsse man sehen, wie die Sache in den kommenden Wochen auf Sand weitergeht. Rittner sagt: „Vielleicht spielt sie nächste Woche in Charleston wieder gut, und sie hatte ja letztes Jahr in Stuttgart immerhin das Finale erreicht.“ Siegemund und Witthöft hätten noch nicht die Erfahrung des Spiels im Fed Cup, Barthel und Beck hingegen schon. Am 12. April muss Barbara Rittner die Mannschaft nominieren, und sie weiß, dass sie sich bis dahin nach dem Ende der Dienstreise nach Florida noch reichlich Gedanken machen wird. Doris Henkel