Nein
Dieser Turm ist ein durch und durch chauvinistisches Denkmal, ein Mahnmal, ja: wessen? Des menschlichen, vor allem männlichen Größenwahns, nicht nur phallisch, sondern auch inhaltlich und physisch dem „Immer höher, immer weiter“ verpflichtet.
Dubai, London, Shanghai, New York: überall Ikonen, die nicht nur die alten – oder elbphilharmonisch-jungen – Wahrzeichen relativieren. Sondern die auch der längst widerlegten Wachstumsideologie huldigen. Denn das Motto soll ja „Hier geht es nach oben“ lauten.
Aber wohin genau weist der schlanke Glas-Beton-Pfeil? Zu Gott, und das im heidnischen Hamburg? Nein, dieser Turm huldigt dem Mammon „Kapital“, der wird eine Gelddruckmaschine für Investoren, Architekten, Baufirmen und die Tourismus-Branche.
Denn darauf zielt ja das Projekt: auf Ausflügler, die am Fuß des Turmes verweilen, sich ehrfürchtig das Genick verrenken. Oben allerdings verliert sich der Blick, endet die Vision im Nichts. Denn ein solcher Turm ist ein Versprechen ohne Lösung, Bewegung ohne Ziel. Die Aussicht von oben auf die niedliche Elbphilharmonie dafür schier unglaublich.
Wobei der Blick von oben nicht notwendig Reflexion oder sozialpolitischen Durchblick erzeugt und etwa die Notwendigkeit sozialen Wohnungsbaus offenbart. Bei so einem Gebäude geht es eher um Rausch, um die Aureole der Technologie, in der Politiker und Planer gern baden.
Aber was an diesem Wahrzeichen ist eigentlich „wahr“? Sollte man nicht, wie es der Hamburger Künstler Boran Burchhardt formuliert, ein „Falschzeichen“ dagegen setzen, ein anti-phallisches, ein Anti-Technologie-Heldenmal, tief in die Erde gebohrt? Und wäre es nicht an der Zeit, einer solch absolutistischen Herrschaftsarchitektur abzuschwören, sich der „Wahrzeichen“-Inflation zu widersetzen?
Nein, diese Größe haben Hamburgs Politiker nicht. Die wollen einen riesigen Fußabdruck hinterlassen. „Die Menschen sollen sagen: Das hat Olaf Scholz gut gemacht“, findet Olaf Scholz. So eitel hat nicht mal Ole von Beust die Elbphilharmonie promoted. Petra Schellen