Der Fall Peggy bleibt ungelöst

MORD Ermittler schließen Bezug des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt zum Mord an Neunjähriger aus

BERLIN taz | Es gibt doch keine Verbindung des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt zum Mord an der neunjährigen Peggy K. Das gaben die Staatsanwaltschaft Bayreuth und die Polizei Oberfranken am Mittwoch bekannt. Die aufgetauchte DNA Böhnhardts am Leichenfundort sei durch Polizisten übertragen worden. „Es handelte sich um eine Trugspur“, sagte Staats­anwalt Daniel Götz.

Der DNA-Fund hatte für großes Aufsehen gesorgt. Peggy K. war 2001 im bayerischen Lichtenberg verschwunden. Erst im Juli 2016 fand ein Pilzsammler ihre Leiche in einem Thüringer Wald, 15 Kilometer von Lichtenberg entfernt. Bei der Untersuchung von Gegenständen vom Fundort stießen die Ermittler im Oktober auf die Böhnhardt-DNA an einem Stofffetzen.

Der Fetzen – zwölf mal vier Millimeter klein – sei nun zuzuordnen, sagte Uwe Ebner, Chef der Soko Peggy, auf einer Pressekonferenz. Er stamme von einem Kopfhörer Böhnhardts, der 2011 im letzten Wohnmobil des Terrortrios gefunden wurde.

Laut Untersuchungen könne das Stoffteil nur am 3. Juli 2016 übertragen worden sein, als Thüringer Spurensicherer die Leiche Peggy K.s bargen, so Ebner. Der „gute Erhaltungszustand“ des Fetzens schließe aus, dass dieser 15 Jahre bei Wind und Wetter überdauert hätte.

Wie genau der Kopfhörerfetzen an den Fundort kam, bleibt offen. „Das wird noch ermittelt“, sagte Götz. Auch parallele Ermittlungen nach Bezügen Böhnhardts zu Peggy K. hätten indes „keinerlei stichhaltige Erkenntnisse“ erbracht. Eine Verbindung sei daher auszuschließen.

Schon kurz nach dem DNA-Fund war spekuliert worden, ob die Übertragung über einen Zollstock der Spurensicherer erfolgt sein könnte, der sowohl am Fundort Peggy K.s als auch im letzten NSU-Wohnmobil verwendet wurde.

Dennoch bleiben Fragen. Zwischen beiden Polizeieinsätzen lagen fünf Jahre. Woran haftete die Böhnhardt-DNA derart lange, dass sie schließlich bei Peggy K. auftauchte? „Die Tatortarbeit muss hinterfragt werden“, räumte Soko-Chef Ebner ein. „So ein Spurenübertrag darf nicht passieren.“

In den NSU-Ermittlungen ist es bereits die zweite DNA-Panne. Schon nach dem Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn 2007 hatte die Polizei eine Frau gesucht, deren DNA am Tatort aufgetaucht war. Heraus stellte sich: Die DNA gehörte einer Mitarbeiterin der Herstellerfabrik der Wattestäbchen zur Spurensicherung.

Der Fall Peggy K. bleibt damit ungelöst. „Wir ermitteln intensiv weiter“, betonte Soko-Chef Ebner. Konrad Litschko