Petition der Woche: Kopfsache

Der Weltbasketballverband schließt Frauen von seinen Turnieren aus, die ein Kopftuch tragen. Eine Studentin aus Bonn will das ändern.

Frauen im Kopftuch jubeln auf der Tribüne den Basketball-Spielerinnen zu

Das Kopftuch ist bei den Basketball-Meisterschaften der Frauen nur auf der Tribüne erlaubt Foto: dpa

Fragt man Yara Nabawi, was ihr im Leben wichtig ist, dann nennt sie zwei Dinge: ihren muslimischen Glauben. Und ihren Sport, den Basketball. Das Problem: Beides geht nicht so richtig zusammen, zumindest nicht aus Sicht des Weltbasketballverbands Fiba. In dessen Regelwerk steht, dass an internationalen Wettbewerben nur teilnehmen kann, wer ohne Kopfbedeckung spielt.

Einzige Ausnahme: ein bis zu fünf Zentimeter breites Stirnband, um Haare und Schweiß zurückzuhalten. Nabawi trägt Hidschab. Sie müsste ihn ablegen, wollte sie bei den Fiba-Wettbewerben spielen.

Doch das ist für die gläubige Muslima keine Option. Nabawi ist überzeugt, dass nicht sie sich ändern muss, sondern die Fiba ihre Regeln. Sie hat deswegen eine Onlinepetition gestartet. Mehr als 130.000 Menschen unterstützen bisher ihre Forderung, Frauen mit Kopftuch zu Wettkämpfen zuzulassen.

Die Kleiderordnung der Fiba hat Nabawis Karriere schon oft im Weg gestanden. Im ägyptischen Alexandria, wo sie aufwächst, steht sie als Fünfjährige zum ersten Mal auf dem Platz. Sie trainiert regelmäßig und nimmt an Wettbewerben teil. Und sie hat Talent, TrainerInnen der Frauennationalmannschaft werden auf sie aufmerksam. Mit 14 bekommt sie das Angebot, in der ägyptischen U16-Auswahl zu spielen. Doch nur unter einer Bedingung: Nabawi soll bei den Spielen ihr Kopftuch abnehmen.

Die Fifa lässt Kopftücher zu

„Das verstand ich nicht – ich hatte doch zuvor auch mit Hidschab gespielt“, sagt Nabawi. Vor die Wahl gestellt, lehnt sie ihren Platz in der Nationalmannschaft ab. „Das war eine schwere Entscheidung. Ich habe immer von einer Basketballkarriere geträumt.“

Der Konflikt: Bei internationalen Basketballturnieren sind keine Kopfbedeckungen erlaubt, auch nicht für Musliminnen.

Das will die Initiatorin: sich beim Sport verhüllen

Das will sie nicht: nur in der Freizeit Körbe werfen

Das will sie eigentlich: gegen die Diskriminierung kopftuchtragender Frauen kämpfen

Zu finden unter: Petition auf Change.org

Zu ihrem 16. und 18. Geburtstag fragt der ägyptische Verband erneut an, hält jedoch an seiner Bedingung fest. Nabawi sagt erneut ab. Sie geht zum Studium nach Bonn, schreibt sich für Biologie ein. Und sucht sich eine Basketballmannschaft. „Ich wurde herzlich aufgenommen“, sagt sie. An den Spielen durfte sie aber auch in Deutschland nicht teilnehmen, wegen des Hidschabs.

„Früher dachte ich, die Fiba hätte gute Gründe für die Vorschriften“, sagt Nabawi. Im Regelwerk heißt es, Kopfbedeckungen erhöhten das Verletzungsrisiko für andere SpielerInnen. Nabawi, die jahrelang mit Kopftuch gespielt hat, überzeugt das aber nicht. „Ich weiß nicht, wie ich anderen schaden könnte.“

Neben ihrer Petition gibt es derzeit 23 weitere, die Ähnliches erreichen wollen. Frauen in Großbritannien, Indonesien, den USA oder der Türkei fordern, mit Hidschab bei internationalen Turnieren spielen zu dürfen. Würden Kopfbedeckungen erlaubt, könnten auch andere Gruppen profitieren, Turban tragende Sikhs oder Kippa tragende Juden etwa. In anderen Sportarten dürfen SportlerInnen sich ihrem Glauben entsprechend kleiden. Der Fußballverband Fifa etwa lässt Kopftücher zu.

Sie würde auch eine Mütze aufziehen

Die Forderungen sind dem Weltbasketballverband nicht verborgen geblieben. Im Juli 2014 beschloss die Fiba eine zweijährige Pilotphase, in der nationale Verbände Kopfbedeckungen zulassen durften. Die Erfahrung zeige, dass ein Kopftuch nicht zwangsläufig ein Risiko darstelle, sagt Fiba-Sprecher Simon Wilkinson.

Der Verband will bis Mai dieses Jahres einen Entwurf erarbeiten, der mehr Freiraum bei der Kleiderwahl lassen soll. Die Sicherheit der SpielerInnen müsse aber garantiert sein, weshalb die Fiba weiterhin klare Vorgaben machen will.

Es läuft und läuft und läuft. Seit 200 Jahren. Warum wir das Fahrrad lieben und warum es mehr Platz braucht, das lesen Sie in der taz.am Wochenende vom 4./5. März. Außerdem: Der Abgasskandal bei Volkswagen könnte kaum größer sein - das Aufklärungsbedürfnis der Politik schon. Und: Die Geschichte eines Mannes, der sein halbes Leben im Wald hauste und die andere Hälfte im Gefängnis war. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Der Deutsche Basketball Bund will sich an die Fiba-Regeln halten. Jochen Böhmcker, Referent für Spielbetrieb beim DBB, findet, religiöse Symbole haben auf dem Feld nichts verloren. Die sportliche Motivation solle im Zentrum stehen.

Yara Nabawi ist enttäuscht. Sie darf zwar trainieren, aber weiterhin nicht an Meisterschaften teilnehmen. Dabei müsste die Fiba aus Nabawis Sicht gar nicht den Hidschab erlauben. Sie will nur die Möglichkeit, sich ihrem Glauben entsprechend anzuziehen. Das heißt: mit langen Ärmeln, langer Hose und verdecktem Haar. Sie würde auch eine Mütze aufsetzen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.