Der Steward

Wie machen Sie das?

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Lucas Weingärtner, 27 Jahre alt, lebt in Mannheim und finanziert sein Medizinstudium als Flugbegleiter.

taz.am wochenende: Herr Weingärtner, Sie fliegen oft um die halbe Welt und passieren mehrere Zeitzonen. Ihre innere Uhr dürfte Schwierigkeiten haben, da mitzuhalten. Wie machen Sie das?

Lucas Weingärtner: Für Langschläfer wie mich sind die „Frühaufsteher“, also die Langstreckenflüge nach Osten, besonders hart. Ich versuche, einen Rhythmus zu finden, der zwischen der Herkunftszeit und der Zeit vor Ort liegt. Ich lege mich nach der Ankunft im Hotel kurz hin, damit ich bis abends durchhalte. Den Wecker stelle ich möglichst weit vom Bett weg, damit ich wirklich wieder aufstehe. Abends bin ich trotzdem müde genug und schlafe meist durch.

Und wenn nicht?

Früher hatte ich in Amerika oft das Problem, dass ich nachts irgendwann aufgewacht bin. Zum Beispiel: 4 Uhr morgens in Houston, Heimatzeit 10 Uhr vormittags. Ich bin dann aufgestanden, mein Metabolismus kam in Gang und ich bekam Hunger. Weil um die Zeit aber nichts offen hatte, musste ich hungern. Heute passiert mir das nur noch selten.

Schlafen Sie während eines Langstreckenflugs?

Es gibt bei langen Flügen eine Ruhemöglichkeit im Bauch des Flugzeugs, wo es immer dunkel ist. Zwischen den einzelnen Service-Blocks legen wir uns hin. Mittlerweile schlafe ich dort genauso gut wie in meinem eigenen Bett. Ich war auch mal Rettungssanitäter. Da wurde man im Bereitschaftsdienst sehr unerwartet aus dem Schlaf gerissen. Das war deutlich unerholsamer, als wenn man weiß, wie lange man schlafen kann.

Ist es ungesund, so unregelmäßig zu schlafen?

Es kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht oder Schlafstörungen führen. Dem vorzubeugen ist schwierig, weil sich diese Krankheiten über lange Zeit entwickeln und dann plötzlich auftreten kann. Da kann man sich nur langfristig einen anderen Job suchen.

Interview Nora Belghaus