„Nicht mehr zu retten“

INSOLVENZ Einst wurden die Kämpfe der Wandsbeker „Universum Box-Promotion“ zu guten Zeiten im Fernsehen übertragen. Jetzt droht das Aus

Die erfolgreichen Zeiten sind schon seit ein paar Jahren vorbei

Das Hamburger Profi-Box-Unternehmen „Universum Box-Promotion“ hat Insolvenz angemeldet. Es sei „nicht mehr zu retten“, sagt sein Geschäftsführer Waldemar Kluch, seit 2010 im Amt. Die erfolgreichen Zeiten sind sogar schon seit ein paar Jahren vorbei.

Unter der Regie des Gastronomie-Unternehmers und Immobilienhändlers Klaus-Peter Kohl veranstaltete Universum 1984 erstmals professionelle Boxkämpfe. Von 2002 bis 2010 hatte man einen Vertrag mit dem ZDF, an etwa fünfzehn Samstagen im Jahr wurden Kämpfe aus großen Hallen in aller Welt übertragen. Kohl hatte Boxer wie die Weltmeister Dariusz Michalczewski, Zsolt Erdei, Vitali und Wladimir Klitschko, Ralf Rocchigiani, Felix Sturm, Sebastian Zbik, Ruslan Chagaev und Regina Halmich unter Vertrag.

Die Klitschkos haben inzwischen eine eigene Firma gegründet, Sturm auch, ein paar Boxer hat Universum noch unter Vertrag, andere führen Prozesse gegen das Unternehmen. Zbik zum Beispiel, der seine Börse vom Kampf gegen Felix Sturm vom April 2012 – in Höhe von 190.000 Euro – einzuklagen versucht. Angeblich hat auch Kohl von den zwei Millionen Euro, die Kluch für Universum zahlen sollte, nur 25 Prozent bekommen. Den Rest versucht er demnach einzutreiben, indem er ein unter anderem Kluch gehörendes Sportzentrum in Hamburg-Lohbrügge zwangsversteigern lässt.

In den guten Jahren war Universum erfolgreich, weil der als Geschäftsmann knallharte Kohl seine Trainer Fritz Sdunek und Michael Timm in Ruhe arbeiten ließ. Sdunek, 65, hat elf Weltmeister trainiert. Er verließ Universum im Februar 2010, arbeitet weiterhin mit den Weltmeistern Vitali Klitschko und Felix Sturm zusammen – und vielleicht auch bald wieder mit Wladimir Klitschko. Timm, 50, leitet heute den Bundesstützpunkt des Deutschen Boxsport-Verbandes in Schwerin.

Als der TV-Vertrag mit dem ZDF am 31. Juli 2010 auslief, verlor Universum damit etwa 20 Millionen Euro pro Jahr. Kohl kündigte allen Mitarbeitern der Verwaltung zum 31. Oktober, das Haus lief auf Sparflamme. Als Kluch als Geschäftsführer bei Universum einstieg, zog sich Kohl nach und nach zurück. Unter Kluch gab es vollmundige Versprechungen, geheimnisvolle Investoren – die aber nicht investierten –, und kaum noch Veranstaltungen. Universum zog von Wandsbek nach Lohbrügge, Boxer trennten sich im Streit, es kam zu Prozessen und allerlei Verschwörungstheorien. Kluch, den Kohl aus der Automatenaufsteller-Branche kannte, ist bis heute kein Insider, was das Boxen anbelangt.

Übrigens: Auch der andere große deutsche Boxstall, „Sauerland Event“ in Berlin, hängt vom Geld eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders ab. Der Verlängerung des Vertrags mit der ARD um zwei Jahre hat der NDR-Rundfunkrat nach „kontroverser Debatte trotz zum Teil erheblicher Bedenken zugestimmt“. Klingt nicht so, als ob es danach lange weitergehen wird.  ROR