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Kostprobe –Gesundheit –

„Man darf trotzdemganz normal weiteressen“

Methode Durch Intervallfasten kann man ohne große Ernährungsumstellung Gewicht verlieren und nebenbei Krankheiten vorbeugen. In den Essenspausen greift der Körper auf seine Fettreserven zurück und baut so Gewicht ab. Schon das Reduzieren auf zwei Mahlzeiten am Tag genügt

Sandra Valentin

Foto: Medicum Hamburg

38, ist Ernährungsmedizinerin am Medicum Hamburg, einer Gemeinschaftspraxis für Diabetes und Ernährungskrankheiten

taz: Frau Valentin, wie funktioniert Intervallfasten?

Sandra Valentin: Der Körper ist es, im Hinblick auf die menschliche Geschichte schon seit der Steinzeit, gewohnt, dass es nicht ständig etwas zu Essen gibt. In Zeiten, in denen es keine Nahrung gab, wurde auf die körpereigenen Reserven zurückgegriffen. Das ist heute nicht anders und das greift man mit dem Intervallfasten wieder auf. Phasen des normalen Essens, so wie man es gewohnt ist, wechseln sich mit Fastenperioden ab. Das ist in der heutigen Zeit des „Snackings“, wo an jeder Ecke die Verführungen des Essens lauern, eine Rückbesinnung auf Hunger haben statt satt sein. Verschiedene Studien haben die positiven Gesundheitsfolgen nachgewiesen.

Welche positiven Folgen sind das?

Neben der Gewichtsabnahme ist das eine gute Vorbeugung gegen Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Auch, oder besser vor allem, verringert es durch den verbesserten Zucker- und Fettstoffwechsel die Gefahr einer Diabetes-Erkrankung, was ja mittlerweile eine Volkskrankheit ist.

Welche Zeitabstände sind optimal?

Da gibt es grundsätzlich zwei sinnvolle Möglichkeiten. Nach fünf Tagen der normalen Essens folgen zwei Tage, an denen gefastet wird. In diesen zwei Tagen sollte die Nahrungsaufnahme auf ein Minimum, auf etwa 500 bis 600 Kalorien reduziert werden, sodass der Körper in dieser Zeit auf seine Fettreserven zurückgreifen kann. Neben dieser Fünf-zu-zwei-Variante ist auch die 16/8-Methode möglich, bei der man 16 Stunden lang aufs Essen verzichtet und acht Stunden lang essen darf. Bestenfalls sind das in den acht Stunden zwei Mahlzeiten, also kein Daueressen in dieser Zeit. Wer eine Mahlzeit am Tag ausfallen lässt oder etwas später frühstückt beziehungsweise etwas früher zu Abend isst, schafft die Fastenzeit problemlos, da die 16 Stunden über Nacht schnell erreicht sind.

Während „normales“ Fasten als eher ungesund gilt, soll das Intervallfasten sehr sinnvoll sein. Warum?

Die Phasen zwischen Essen und Nahrungsverzicht sind gänzlich anders. Das Fasten über viele Tage oder sogar Wochen zerrt stark am Körper, Muskeln werden abgebaut, der Stoffwechsel verlangsamt sich und Mangelerscheinungen treten auf. Und nach einer langen Fastenzeit kommt es meistens schnell wieder zur Gewichtszunahme.

Der klassische Jo-Jo-Effekt.

Genau. Beim Intervallfasten besinnt man sich dagegen wieder mehr auf das Essen als Nahrungsaufnahme in einem klaren Rhythmus.

Was sind Ihre Erfahrungen mit dem Intervallfasten?

Es ist einfach ein guter Kompromiss. Man darf schließlich trotzdem ganz normal weiteressen. Lediglich die Dosierung ist eine andere. Bei radikaleren Methoden, etwa Low-Carb-Diät, bei der die Kohlenhydrataufnahme nicht mehr als 50 Gramm am Tag sein soll, ist das viel schwieriger. Die hat man häufig ja schon nach ein paar Scheiben Brot zum Frühstück oder zum Abendessen erreicht. Da haben viele irgendwann einfach keine Lust mehr auf den Verzicht.

Interview André Zuschlag