MARIANNE FRICKE, BUCHHÄNDLERIN
: Eine Leserin von Welt

■ die Büchhändlerin hat ein Faible für Kinder-, Jugend-, Geschichtsbücher und BiografienFoto: Werner Gabriel

Ein Foto, in digitaler Form? So ein Zeug habe sie nicht, sagt Marianne Fricke, für die nur Zeilen wirklich zählen. „Ich gehöre zu denen, die sich den Kopf krumm lesen“, pariert sie den Einwand, dass Buchhändler heute doch nur noch Titel und Waschzettel im Kopf hätten. Geehrt worden ist die leidenschaftliche Leserin nun vom Bundespräsidenten mit dem Verdienstkreuz am Bande: für ihre leidenschaftliche Vermittlung von Literatur, wenn man so will.

Seit 30 Jahren engagiert sich Fricke ehrenamtlich in zahlreichen berufsständischen Organisationen des Deutschen Buchhandels, bis hinauf zum Stiftungsrat Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In der eigenen Buchhandlung fördert sie in Zusammenarbeit mit Kindergärten und Vorschulen frühkindliche Lesekompetenzen.

Zum Kinder- und Jugendbuch, sagt Fricke, habe sie eine besondere Bindung, das sei eine „komische Geschichte“. Aufgewachsen ist sie in Lehrte bei Hannover, „in einem Arbeiterhaushalt“, in dem es gerade das nicht gab, was sie als Schulkind am meisten begehrte: „viele Bücher“. Als sie 14 ist, wird dann in dem Kaff eine öffentliche Bücherhalle eingerichtet – in der Frischte sogleich aushilft, Karteikarten schreiben, Kinderbücher sortieren und so was. Der Lohn: Freie Ausleihe, was sie will! „Vom Winde verweht“ bis Sartre, sagt Fricke, die freimütig nachschiebt, mit Sartre, da sei wohl mehr Pose, „schwarze Hosen, schwarzer Wollpulli“, als Verständnis im Spiel gewesen.

Nach der Schule dann die Buchhänderausbildung in Hannover. Mit dem Glück, an einen Senior-Chef geraten zu sein, der ihr, „der kleinstädtischen Pommeranze“, die große Welt der Literatur eröffnet hat. Die Heine- und Tucholskybände leiht er ihr aus den eigenen Beständen.

Nach der Ausbildung hat sie in Hannover eine Buchhandlung betrieben, bis es sie nach Wolfenbüttel verschlug, wo sie seit 1979 die Traditionsbuchhandlung Fritz Steuber führt. Wieder Provinz, dachte Fricke und sagte sich: „Da kann es nicht schaden, etwas mehr zu machen.“ Hat es nicht, weiß Frische heute, denn schließlich bringt sie ihr Engagement immer wieder in die große weite Welt hinaus. MAP