Kaum noch etwas zu retten

Frankreich Exministerin Dati könnte das Fiasko für den Präsidentschaftskandidaten Fillon ausgelöst haben. Dessen Erklärungen bleiben vage. Sarkozy steht schon bereit

Die konservative Exkollegin Rachida Dati hat „Le Canard“ wohl auf die Spur geführt Foto: Vincent Kessler/reuters

Aus Paris Rudolf Balmer

Im Norden von Paris hat der konservative Kandidat François Fillon am Sonntag vor einigen tausend Sympathisanten seine Präsidentschaftskampagne offiziell begonnen. Doch statt in die Offensive zu gehen, musste Fillon sich verteidigen. Sein Image ist ernsthaft angeschlagen durch Enthüllungen in der Presse, die Zweifel an seiner Integrität aufkommen lassen. Sie haben den Beginn seines Wahlkampfs in einen Fehlstart verwandelt. Noch wollen aber Fillons Anhängers an ihn und seine Chancen glauben.

Im Lager von Les Républicains (LR) sind inzwischen viele jedoch zwischen Zorn und Panik hin- und hergerissen. Wie die meisten sind auch die Parteikollegen in der vergangenen Woche aus allen Wolken gefallen, als Le Canard enchaîné enthüllte, dass der als klarer Favorit geltende Präsidentschaftskandidat seine Gattin Penelope während Jahren für einen angeblich völlig fiktiven Job als parlamentarische Mitarbeiterin aus öffentlichen Geldern bezahlen ließ.

Im Sonntagsblatt Journal du Dimanche verteidigte sich Fillon, er sei schockiert über die „unerwartete Vehemenz“ und „Niederträchtigkeit“ der Attacken. Wie wenn die Angriffe nicht ihm, sondern seiner Gemahlin gelten würden, empört sich Fillon über deren „Frauenfeindlichkeit“. Außerdem akzeptiere er nicht, dass da „alte Geschichten“ ausgegraben würden, bloß um ihm zu schaden.

Dass seine Frau während vieler Jahre für eine Arbeit bezahlt wurde, von der sich bisher kaum eine Spur findet, konnte Fillon nicht leugnen. Mit der amtlichen Untersuchung wegen Unterschlagung öffentlicher Gelder will er kooperieren. Zudem ist auch belegt, dass Penelope Fillon als „literarische Beraterin“ einer Zeitschrift eines befreundeten Verlegers in 20 Monaten 100.000 Euro erhielt, dafür lediglich zwei winzige Rezensionen von insgesamt 3.500 Anschlägen lieferte. Das riecht verdächtig nach illegaler Finanzierung des Politikers Fillon.

Aus freien Stücken hat Fillon gegenüber der Justiz angegeben, er habe auch zwei seiner Kinder als Anwälte angestellt. Obwohl das nicht verboten ist, stellte sich doch heraus, dass diese zur der Zeit noch studierten. Auch seine Mitarbeiter verhedderten sich in Widersprüche: Die einen behaupteten, Frau Fillon oft im Parlament gesehen zu haben, andere dagegen beteuerten, sie sei als familiäre Stütze stets zu Hause gewesen.

Zwei Söhne stellte François Fillon als Anwälte ein, obwohl sie noch studierten

Fillon hat erklärt, er werde auf seine Kandidatur verzichten, falls eine Anklage gegen ihn erhoben würde. Dass vor den Wahlen die Justiz ihre Voruntersuchung abschließt, gilt indes als unwahrscheinlich. In Paris wird bereits spekuliert, dass Sarkozy gerne einspringen würde, falls Fillon ausfallen sollte.

Ungewollt hatte erst Sarkozys Vertraute Rachida Dati im letzten Jahr zu Recherchen gegen Fillon angestiftet: Dieser solle – statt damals im Vorwahlkampf Sarkozy wegen seiner Finanzaffären zu attackieren – „selber in Sachen Bezahlung der Mitarbeiter für Transparenz sorgen“, hatte Dati damals erklärt. Nur Le Canard hatte sich dieses Hinweises ernsthaft angenommen.

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