Klappe zu, Kunst vorbei

Zwischennutzung Die Galerie „Wallywoods“ muss das einstige Kulturhaus „Peter Edel“ in Weißensee verlassen. Dann steht das bezirkseigene Gebäude leer

„Wir wussten, dass wir irgendwann rausmüssen, weil der Bezirk das Haus verpachten will“

Pächter Paul Woods

Eigentlich sollte schon vor einigen Tagen Schluss sein. Paul Woods, der Leiter der Kunstgalerie „Wallywoods“ in Weißensee, sollte die Schlüssel dem Bezirksamt aushändigen. Doch er konnte eine Verlängerung aushandeln, weil er schon die Kosten für den Monat November bezahlt hat und Zeit braucht, um seine Kunstwerke in Sicherheit bringen zu können. Seit zweieinhalb Jahren führt Woods das Wallywoods in den Gastronomieräumen des früheren Kreiskulturhauses „Peter Edel“ in Weißensee. Am 1. Dezember ist dann aber Schicht an diesem Ort.

„Wir wussten, dass wir irgendwann rausmüssen, weil der Bezirk das Haus verpachten will“, berichtet Woods, der gerne geblieben wäre. Aber bis dahin müsse das Haus auch weiterhin zwischengenutzt werden, damit die Bausubstanz nicht leide. Außerdem befürchte er, dass das leer stehende Haus durch Vandalismus beschädigt werde. „Ich musste hier schon mehrmals Leute vom Gelände jagen. Die sind aufs Dach geklettert, die machen hier alles kaputt“, schimpft Woods, ohne genau zu definieren, wer „die“ sind. „Ich habe unterschrieben, dass ich räume, und das habe ich auch vor. Aber ich habe ein persönliches Interesse daran, dass dieses Kulturhaus von lokalen Künstlern weiter genutzt wird.“

Christine Keil, Bezirksstadträtin von Pankow, sieht das etwas anders: „Im Juni 2009 hat Paul Woods selbst den Nutzungsvertrag gekündigt.“ Auf seinen Wunsch hin sei das Vertragsende mehrmals verlängert worden. „Das stimmt“, bestätigt Woods auf Nachfrage der taz. „Als ich aber gehört habe, was der Bezirk mit dem Gebäude vorhat, habe ich es mir anders überlegt.“ Er habe auch Vorschläge gemacht, wie er die monatlichen Betriebskosten von 6.000 Euro aufbringen würde. „Dieses Geld könnte ich gemeinsam mit anderen Projekten durch Konzerte, Gastronomie und Workshops einnehmen.“ Aber das Bezirksamt wolle das Gebäude lieber stilllegen, „weil es 6.000 Euro kostet und Papierkram verursacht“.

„Eine weitere Verlängerung kommt nicht mehr in Frage“, erklärt dagegen Christine Keil. Es sei nicht vertretbar, ein ganzes Gebäude zu bewirtschaften und zu beheizen, wenn nur wenige Räume vermietet würden. „Allein im Jahr 2008 hatten wir Heizkosten von insgesamt 32.000 Euro.“ Von Woods’ Finanzierungsidee ist sie nicht überzeugt: „Er hat mir nur die Übernahme von 4.000 Euro angeboten, und das auch nur einmalig für einen Monat. Das ist zu wenig.“ Das Haus werde daher jetzt winterfest gemacht und kalt gelegt, bis die endgültige Nutzung entschieden sei.

Zwar steht mit der privaten Berliner Schule für Schauspiel eine potenzielle Nutzerin des Gebäudes bereit. Doch die Erbbaurechtsverhandlungen zwischen der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und der Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE), der Partnerin der Schule im Erbbaurechtsverfahren, dauern nun schon seit Januar 2008 an. Das Erbbaurecht, auch als Erbpacht bezeichnet, sieht vor, dass die Bebauung eines Grundstücks für eine gewisse Zeit ermöglicht wird, ohne dieses zu kaufen. Im konkreten Fall würde der Bezirk das Haus an die GSE verpachten, die es an die Schauspielschule vermietet. Diese würde das Haus mit dem denkmalgeschützten und 200 Plätze fassenden Saal sanieren lassen.

Uneinigkeit herrsche im Moment noch über den Verkehrswert des Hauses, berichtet Simone Tippach-Schneider, verantwortlich für Projektentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit bei der Schauspielschule. „Der Bezirk hat per Gutachten den Wert festgelegt. Ein Gegengutachten wird gerade durch die GSE erstellt.“ Ursprünglich sollte die Schauspielschule 2010 einziehen. „Das kann noch lange dauern“, meint Tippach-Schneider. Daher sei die Schauspielschule daran interessiert, das Gebäude weiter zwischenzunutzen. „Herr Woods ist uns willkommen. Auch die BVV will Kultur in diesem Haus und die lässt sich nun einmal nicht nur in Euro berechnen.“ Zudem würde durch das Kaltlegen die Bausubstanz im Winter leiden und somit der Wert sinken.

Unterdessen hat Woods zu einem runden Tisch am 27. November geladen, an dem auch die Schauspielschule teilnehmen will. So wirklich abgeschlossen hat der Künstler anscheinend noch nicht. Jan Mohnhaupt