Lawine nach Erdbeben begräbt Hotel mit Gästen

Italien Erneut wird die Region der Abruzzen von einer tödlichen Katastrophe heimgesucht

ROM taz | Bis zu 30 Tote soll die Serie schwerer Erdbeben in Italien gefordert haben. Nach den Erdstößen am Mittwoch ging eine enorme Lawine aus Schnee, Eis, Geröll und Baumstämmen auf ein Hotel in dem Skigebiet des abruzzischen Gran-Sasso-Massivs nieder.

Zum Zeitpunkt der Katastrophe hielten sich 22 Gäste und sieben Mitarbeiter in dem neun Kilometer von dem Dorf Farindola entfernten, auf 1.200 Meter Höhe gelegenen Hotel Rigopiano auf. Ein erster Notruf erreichte die Rettungsleitstelle am Mittwochnachmittag, abgesetzt von einem Gast, der sich gerade ins Freie begeben hatte. Er sowie ein Beschäftigter des Hotels konnten gerettet werden.

Die ersten Retter benötigten Stunden, ehe sie am Unglücks­ort waren, da die einzige Straße zum Hotel bis zu zwei Meter Höhe völlig eingeschneit war. Deshalb konnten sie das Hotel nur auf Skiern erreichen und trafen erst am Donnerstag um vier Uhr morgens ein. Erste Bilder zeigen, dass das Hotel völlig unter Schnee und Geröll begraben ist. Der Präsident der Provinz Pescara, Antonio Di Marco, erklärte, das Gebäude sei durch die Wucht der Lawine um zehn Meter verschoben worden.

Die Retter teilten ihrerseits mit, auch auf laute Rufe habe es keinerlei Lebenszeichen aus dem Hotel gegeben. Im Lauf des Donnerstagvormittag drangen sie in das Gebäude vor, konnten zunächst allerdings nur drei Tote bergen. Die meisten Gäste sollen sich zum Zeitpunkt des Unglücks in der Bar aufgehalten haben. Einer der Überlebenden berichtete, alle Gäste seien zur Abfahrt bereit gewesen und hätten nur auf das Eintreffen eines Schneepflugs gewartet, der die Straße wieder passierbar machen sollte.

Gleich vier schwere Beben mit Stärken zwischen 5,1 und 5,4 auf der Richterskala hatten am Mittwoch zwischen 10.25 Uhr und 14.33 Uhr die schon am 24. August von einem heftigen Erdbeben schwer getroffene Bergregion in den mittelitalienischen Apenninen erschüttert, jedoch unmittelbar nur ein Menschenleben gefordert. Das Opfer war in einem Stall unter Trümmern begraben worden.

Zugleich schneit es in dem Katastrophengebiet so heftig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. So sprachen denn auch die Retter von einem „tragischen Gemisch aus Erdbeben und Lawine“, das die enormen Schneemengen verursachte. Michael Braun