Appell an Joachim Gauck

Petition Łukasz Urban, der Fahrer des polnischen Lkw, soll das Bundesverdienstkreuz bekommen. Zahlreiche Spenden gesammelt

Mit seinem „heldenhaften Handeln hat er vermutlich viele Menschenleben gerettet und ein großes Zeichen gesetzt für die Freundschaft und Aussöhnung zwischen unserem Land und Polen“.

So steht es in einer Onlinepetition, die die Publizistin Constanze Stelzenmüller auf der Onlineplattform change.org gestartet hat. Das Ziel: Bundespräsident Joachim Gauck soll Łukasz Urban posthum das Bundesverdienstkreuz verleihen. Urban ist der Fahrer des polnischen Lkw, mit dem der mutmaßliche Attentäter Anis Amri am 19. Dezember zwölf Menschen am Breitscheidplatz getötet hatte.

Tatsächlich spricht einiges dafür, dass Urban Amri bei dessen Todesfahrt ins Lenkrad gegriffen und damit Schlimmeres verhindert hat. „Aktuellen Berichten zufolge zeigt die Obduktion, dass er mit dem Täter gerungen hat und von diesem schwer verletzt und schließlich getötet wurde“, heißt es in der Onlinepetition. Am Montagnachmittag hatten fast 35.000 Menschen unterzeichnet. Wie berichtet war Urban am Montag, den 19. Dezember, mit seinem Lkw auf dem Weg von Italien nach Berlin. Er hatte 25 Tonnen Stahl geladen, die er auf dem Firmengelände von Thyssen-Krupp am Friedrich-Krause-Ufer entladen wollte. Da er damit bis Dienstag früh warten musste, parkte er seinen Lkw.

Wie Ariel Żurawski, der Spediteuer und Cousin von Urban, gegenüber polnischen Medien mitteilte, habe die GPS-Auswertung ergeben, dass jemand kurz vor 16 Uhr versucht habe, den Lastwagen zu bewegen. Zu diesem Zeitpunkt hat offenbar Amri das Fahrzeug und Urban bereits unter seine Kontrolle gebracht. Als der Attentäter den Lkw auf den Weihnachtsmarkt steuerte, war Urban nach Angaben der Polizei noch am Leben.

Auch in Polen gilt Urban vielen deshalb als Held. Hätte es keinen Kampf in der Fahrerkabine gegeben, wären dem Anschlag womöglich noch mehr Menschen zum Opfer gefallen, heißt es in zahlreichen Medien. Urban hinterlässt seine Frau und einen 17-jährigen Sohn.

Inzwischen hat ein britischer Lkw-Fahrer 170.000 Euro Spendengelder für die Familie von Urban gesammelt, die in der Nähe von Stettin lebt. Auch die Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung hat eine Spendenkampagne gestartet. Bei einem Trauergottesdienst in der St.-Johannes-Basilika sagte der CDU-Politiker Karl-Georg Wellmann über Urban: „Er war ein Held. Deutschland und Polen sind in Trauer vereint.“ Uwe Rada