Massenrausch mit Nachspiel

Psychodroge Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen die Leiter eines Heilpraktikerseminars

Mehr als ein Jahr nach dem Massenrausch bei einem Heilpraktikerseminar im Landkreis Harburg hat die Staatsanwaltschaft Stade Anklage erhoben. Den beiden Organisatoren wird unter anderem der Besitz von Drogen vorgeworfen, wie Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas mitteilte. Beschuldigt werden eine 49-jährige Heilpraktikerin aus Aachen und ihr 51 Jahre alter Ehemann, Diplom-Psychologe und Psychotherapeut. Den beiden drohe bei einer Verurteilung außer einer Freiheitsstrafe auch ein Berufsverbot, so Breas. Wann der Prozess am Landgericht Stade beginnt, stehe noch nicht fest.

Laut Anklage wurden bei dem Seminar Drogen verteilt. Es soll um „persönliche Selbsterfahrung“ und die „Förderung der Bewusstseinsentwicklung“ im Rahmen einer sogenannten Psycholyse gegangen sein. Mithilfe von Drogen soll dabei eine Art Bewusstseinserweiterung erreicht werden.

Nach den Ermittlungsergebnissen seien die Angeschuldigten Sympathisanten der sogenannten Kirschblütengemeinschaft, so Breas. Die Gemeinschaft wird von der Zentralstelle für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche als „problematisch“ eingestuft, Kritiker sprechen von einer Sekte.

Die Teilnehmer des Seminars im südlich von Hamburg gelegenen Handeloh kamen am 4. September 2015 mit Wahnvorstellungen, Krämpfen und Herzrasen in verschiedene Krankenhäuser. In zwei Kapseln wurde anschließend die verbotene Psychodroge 2C-E nachgewiesen, wie die Behörden mitteilten. (dpa)