heute in hamburg
: „Rechnen mit Abschiebung“

KundgebungDie Gruppe Romano Jekipe Ano will verhindern, dass Mitschüler abgeschoben werden

Leone Petrovič

Foto: privat

21, kam 2015 mit seiner Familie aus Serbien nach Deutschland und ist Mitglied der Gruppe Romano Jekipe Ano Hamburg.

taz: Herr Petrovič , haben Sie Angst abgeschoben zu werden, obwohl Sie in Deutschland zur Schule gehen?

Leone Petrovič: Ja, ich habe Angst, dass ich hier keinen Abschluss machen kann und dann keine Ausbildung bekomme. Momentan habe ich ein Kirchen­asyl, das heißt ich muss nicht zwingend in die Schule gehen. Aber ich will, um später hier arbeiten zu können.

Haben Sie schon einmal mitbekommen, dass in Hamburg Mitschüler abgeschoben wurden?

Nein, bisher nicht. Zumindest nicht an meiner Schule.

Wie ist denn die Situation an den Schulen in den Balkanstaaten – gerade für Roma?

Es ist sehr schwer. Für Roma ist es kaum möglich, ein normales Leben zu führen, weil in meinem Herkunftsland Serbien viel Unterdrückung herrscht. Manche Kinder gehen nicht einmal zur Schule. An meiner Schule in Neresnica gab es zum Beispiel keine Schulbücher und viel Ausgrenzung untereinander.

In der Debatte in Deutschland haben viele Menschen wenig Verständnis für Geflüchtete aus Europa. Einige bezeichnen Roma sogar als „falsche“ Flüchtlinge.

Davon habe ich gehört, aber das stimmt nicht. Wenn Leute sich im Internet hierzu informieren, können sie sehen, dass es Roma-Flüchtlingen in ihren Heimatländern nicht besser geht als anderen Flüchtlingen.

Was muss passieren?

Roma-Flüchtlinge haben keine wirkliche Sicherheit zurzeit. Sie müssen ständig mit Abschiebung rechnen. Ich würde mir wünschen, dass es ein sicheres Bleiberecht für Roma-Familien und generell alle Flüchtlinge gibt.

Was hat Ihre Gruppe Romano Jekipe Ano bisher auf die Beine gestellt?

Wir haben ein paar Demons­trationen gegen Abschiebungen in Hamburg organisiert, die sehr gut liefen. Es kamen über 9.000 Leute. Unsere Gruppe hat etwa 20 Unterstützer, die sich gegenseitig helfen und denen ich meine Schulausbildung zu verdanken habe.

Interview:Nora Kaiser

Kundgebung „Schule für alle – keine Abschiebung aus Schule und Ausbildung!“: 16 Uhr, Hamburger Straße/Ecke Winterhuder Weg