Was tun in Hamburg?
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Sa, 26. 11., 19 Uhr, Resonanzraum St. Pauli, Bunker Feldstr. 66

Gläubige Musiker

Braucht man den Glauben für die Musik? Natürlich nicht: Die Zeiten, in denen Kirche Hauptauftrag- und Arbeitgeberin von Musikern war, sind vorbei. Trotzdem sind sind Themen von Klassik, Rock- und Popmusik nicht beliebig, gibt es oft Visionen. Und wenn es der Glaube an die Liebe ist, die religiöse Mystiker oft als Liebe zu Gott deuteten. Björn ­Bicker, Autor des Buchs „Was glaubt ihr denn? Urban Prayers“ wird im „Bunkersalon“ des Ensemble Resonanz fortsetzen, was er für die Buchrecherche begann. Er wird mit Musikern verschiedener Religionen über die Verbindung zwischen musikalischer und spiritueller Hingabe sprechen. Und wird Parallelen en gros und Unterschiede en détail finden. Wobei sich die Relevanz des Themas laut Bicker von selbst erklärt: Im postsäkularen Zeitalter ist nicht nur das Sprechen über Religion nach Europa zurückgekehrt. Sondern, parallel zur Migration, auch das konkrete Gebet. PS

Mo, 28. 11., 19.39 Uhr, Zentralbibliothek, Hühnerposten 1

Suchende Autorin

Es hat sie beunruhigt, immer. Diese Fetzen von Sprache, diese verflatternde Erinnerung, dieser leise Subtext in den Andeutungen der Eltern: Auf die Suche nach Esther, der Oma ihres Vaters, hat sich die 1970 geborene deutsch-ukrainische Autorin Katja Petrowskaja, die jetzt in der Zentralbibliothek liest, für ihr Buch „Vielleicht Esther“ begeben, das 2014 erschien. Dabei war Petrowskajas erstes Skript, wie sie einmal erzählte, voller Orthografie- und Grammatikfehler. Das Verlagslektorat brachte den Text in jene geschliffene Form, für die die Kiewerin, die jetzt in Berlin lebt, mehre Preise bekam. Das Zusammenspiel von Erinnerung und Fiktion ist Thema des autobiografisch gefärbten Buchs. Außerdem die Suche nach Spuren jener Ahnin, die die Nazis 1941 beim Massaker von Babij Jar bei Kiew ermordeten. Und am Ende hat Petrowskaja ihre Esther gefunden. Zumindest als Schatten an der Wand. PS

Do, 1. 12., 18 Uhr, Katholische Akademie, Herrengraben 4

Maghrebiner Lesung

Immer noch der Kolonialismus? Ja, sagt Donata Kinzelbach, die – als eine der wenigen hierzulande – seit über 20 Jahren Literatur aus dem Maghreb verlegt und während der Arabischen Kulturwoche Werke dieser Region vorstellt. Immer noch präge zum Beispiel der Kolonialismus das europäische Bild vom Maghreb mit Wüste, Kamelen, Palmen, sagt sie. Dabei sei die Literatur Marokkos, Tunesiens, Algeriens thematisch weitgespannt und modern, stilistisch raffiniert, zudem politisch wach: „Etliche Autoren haben früh die Gefahr des Fundamentalismus thematisiert und Missstände im eigenen Land angeprangert“, sagt Kinzelbach. Auch das Changieren zwischen den Kulturen. Zudem bleibt ein Sprachpro­blem: Viele Autoren schrieben französisch, um ihre Bücher in Europa zu verkaufen und international wahrgenommen zu werden. Das betrifft vor allem diejenigen aus Algerien, wo kein Buchmarkt existiert. PS