Das Ding, das kommt
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Das Fahrrad war das beste Stück des Dichters und Konkret-Kolumnisten „Hotte“ Tomayer. Jetzt ist es für einen guten Zweck versteigert worden: zur Verbreitung des Worts Hottes Foto: Foto:Thomas Willke/Cyclingfilms

Unterwegsfür einenguten Zweck

Es war das „beste Stück“ des vor drei Jahren viel zu jung (75!) verstorbenen Horst „Hotte“ Tomayer: sein liebevoll „Karren“ genanntes 27-Gang-Rennrad, mit dem der Dichter und Konkret-Kolumnist stattliche 12.000 Kilometer pro Jahr gefahren war, wie sein liebevoll „Archivar meiner Bemühungen“ genannter Tachometer ermittelt hat.

Nicht nur in Hottes Leben, auch in seinen „Ehrlichen Tagebüchern“ für Konkret und in seinen Gedichten hat es stets eine tragende Rolle gespielt. „Ja, Heilig Heilig Heilig ist das Eigentum an diesem köstlichen Gerät / Doch grausamer als aller Kains und aller Neros aller Zeiten ist des Fahrraddiebes Bestialität“, schrieb er etwa einst in seiner „Kleinen Fahrraddiebhalsgerichtsordnung“ allen gemeinen Fahrradschlossaufbrechern dieser Welt ins Stammbuch. Denen waren zuvor nämlich schon sieben „Karre“-Vorgänger zum Opfer gefallen.

Gar nicht mehr gedreht haben sich die Räder des Dichterdrahtesels seit dessen Tod. Jetzt aber dient er endlich wieder einem guten Zweck: Zum Geburtstag Tomayers am 1. November ließ die Konkret-Redaktion das gute, wenn auch nicht mehr langstreckentaugliche Stück im Internetauktionshaus versteigern. Nebst allem, was dazugehört: die wasserdichte Original-Lenkertasche, das Miniradio, mit dem Tomayer die Landstraßen beschallte, ein siebenmal geflickter Fahrradschlauch und eine Lenkervase.

Seit Donnerstag ist die Internetauktion vorbei. 286 Euro hat die „Karre“ eingebracht. Der Erlös soll der Verbreitung des „Worts Hottes“ zugute kommen. Oder die Tomayer-Gedenkradfahrer unterstützen, die sich zu seinen Ehren seit 2014 einmal im Jahr auf den Weg von Hamburg nach Berlin machen. Tomayer selbst pflegte die 270 Kilometer jeden Sommer einmal zu fahren, an nur einem Tag!

Wer in dieser Woche sein Geld ebenfalls in einem mobilen Untersatz anlegen und damit zugleich etwas Gutes tun möchte, muss allerdings ein bisschen mehr berappen. Das Gebot für den schwarzen Wacken-Wohnwagen mit eigens von Metal-Bands signierter Tür, den die Wacken Foundation jetzt bis zum 20. November bei einem großen Internetauktionshaus versteigert, hat die Elftausend-Euro-Marke schon längst überschritten. Mit dem Erlös sollen dann junge Metal-Bands unterstützt werden. MATT