Nach der US-Wahl

Der künftige US-Präsident plant viele Reformen. Eins ist jetzt schon neu: Protest gegen ihn auf der Straße

„Das größte Übel dieses Landes“

Proteste Tausende, vor allem junge Amerikaner, demonstrieren in Hunderten Städten gegen Donald Trump, weitere Proteste sind angekündigt. Die unter 40-Jährigen, die Latinos und die AfroamerikanerInnen hatten mehrheitlich für Hillary Clinton votiert

aus New York Dorothea Hahn
und Barbara Junge

„We reject – the President elect“ (Wir lehnen den gewählten Präsidenten ab). Der Slogan hallte am Tag nach der Wahl quer durch die USA. DemonstrantInnen, viele von ihnen jünger als 18, zogen aus Unis und Schulen auf die Straße. In New York blockierten Tausende die Kreuzung von 5th Avenue und 57. Straße, wo eine der weltweit höchsten Konzentrationen von Milliardären lebt und wo auch der Trump Tower steht. In Los Angeles zogen junge Leute auf die Hauptverkehrsader Freeway 101 in der Hauptverkehrszeit.

Auch an Hunderten anderen Orten von Chicago über Omaha bis Miami und von Boston bis Austin fanden Demonstrationen statt. Weitere sind in den folgenden Tagen angekündigt. Während Millionen US-AmerikanerInnen noch in Schockstarre waren und andere überlegten, in die äußere (Kanada und Europa) oder innere Emigration (zu Psychotherapeuten und Meditationszentren) zu gehen, entschieden viele junge Leute, ihr Entsetzen auf der Straße auszudrücken. „Der weiße Nationalismus ist das größte Übel dieses Landes“, sagte eine junge Frau auf der 5th Avenue zu dem Radiosender NPR. Um sie herum ertönten Slogans wie „Not my President“, „No Trump, No KKK, No racist USA“.

Die Demonstration in New York dauerte viele Stunden. Auf Transparenten waren durchgestrichene Hakenkreuze zu sehen, die Forderung „Baut Brücken, keine Mauern“ oder die Mitteilung an Trump: „New York Hates You“. Die Menge benutzte auch einen Slogan, der aus den Frauendemonstrationen der vergangenen Wochen gegen den „Mösen-Grabscher“ stammt: „Donald Trump, go away – racist, sexist, anti-Gay“ (Donald Trump, verschwinde – Rassist, Sexist, Schwulenfeind).

Bei den Protesten in Kalifornien war der kulturelle Einfluss der dort lebenden Latinos zu spüren. So verbrannten DemonstrantInnen in Oakland Piñatas, übergroße Pappmaché-Skulpturen, in der Form von Trumps Kopf. Manche DemonstrantInnen schwenkten mexikanische Fahnen.

Bei den Wahlen am Dienstag hat Hillary Clinton zwar eine hauchdünne Mehrheit der Stimmen bekommen (landesweit lag sie rund 200.000 Stimmen vor Trump), doch in den entscheidenden Swing States trug der Republikaner den Sieg davon und bekam so die Mehrheit der Wahlleute, die ihn nun förmlich zum Präsidenten wählen müssen. Hätten am Dienstag nur die unter 40-Jährigen gewählt, wäre Clinton mit großer Mehrheit Präsidentin geworden. Bei den unter 29-Jährigen hatte sie 55 Prozent der Stimmen, bei den AfroamerikanerInnen und Lationo/as unter ihnen noch mehr.

Zugleich stimmte diese Altersgruppe verstärkt auch für die KandidatInnen von Drittparteien – die Grüne Jill Stein und den rechten Libertären Gary Johnson. „Hillary ist bei Weitem keine Retterin“, sagte eine Demonstrantin in New York, „aber die Fähigkeit von Trump, die niedersten Instinkte zu mobilisieren, ist extrem gefährlich.“