Und das soll Fortschritt sein?

Kommentar

von Stefan Alberti

Museum feiert Roboter als Mitarbeiter

In the year 2525“ war so ein Lied, das in den 80ern im Englischunterricht des Autors zur Besprechung anstand. Von der Bedrohung der Menschheit durch Technikgläubigkeit, vom Ersatz menschlicher Funktionen durch Roboter war da zu hören. Sex sei nicht mehr nötig, Arme und Beine auch nicht, weil alles Nötige eine Maschine übernimmt. Öder Zukunftsfatalismus schien das damals zu sein.

Nur 30 und nicht Hunderte Jahre später ist das aktuell leider Realität. „Schluss mit Sex“, titelte eine seriöse Sonntagszeitung vor zwei Wochen, weil sich jetzt Ei- und Samenzellen künstlich herstellen lassen. Kürzlich beschrieb der „Tatort“ die Gefahren von künstlicher Intelligenz und Computerwesen. Und als hätte all das noch eine Berliner Verortung gebraucht, bejubelt jetzt das Technikmuseum, dass es nun einen Roboter als Museumsführer hat. Der hat auch einen Namen bekommen – Tim – und ist in einer Presseeinladung auch noch unter „Gesprächspartner“ aufgeführt.

Ein Roboter als Museumsführer heißt aber erst mal nur eins: dass da eine Maschine einen Menschenjob übernimmt. Und zwar nicht einen menschenunwürdigen und monotonen, wie der Robotereinsatz in der Industrie oft gerechtfertigt wurde. Und dass da Kommunikation nicht mehr zwischen Menschen, sondern zwischen Mensch und Maschine stattfindet.

Natürlich ist es originärer Zweck eines Technikmuseums, einen Überblick über technischen Fortschritt zu geben. Nicht Aufgabe eines jährlich mit vielen Millionen staatlich geförderten Museums ist es hingegen, die Roboterisierung der Welt zu feiern. Da wäre eher angesagt, Kindern begleitend klar zu machen, was dieser ach so lustige Tim an gar nicht lustigen Begleiterscheinungen mit sich bringt: Dass es morgen ihr eigener Vater sein kann, den so ein Roboter in seinem Job ersetzt. Und zwar nicht, weil das eine böse diktatorische Macht wie in – noch mal Schullektüre – Orwells „1984“ so will, sondern weil Menschen sich an ihrer eigenen Abschaffung ergötzen.

Das klingt jetzt technikfeindlich? Drehen wir es doch um: menschenfreundlich.