Uni-Präsident will G8 abschaffen

Bildung Flensburger Hochschul-Chef will keine unreifen und minderjährigen Studierenden. Ministerium warnt vor Strukturdebatte

Kurz nach Beginn des Wintersemesters hat der Präsident der Europa-Universität Flensburg, Werner Reinhart, das Abitur nach acht Jahren scharf kritisiert. „Das war ein Versuch, und wenn man den korrigiert, dann ist das keine Schande“, sagte Reinhart am Donnerstag in Flensburg. Zwar habe der „Versuch“ G8 in Schleswig-Holstein gerade erst begonnen, doch die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten, es sei besser, darauf zu verzichten. „Wir haben nicht ohne Grund unseren Studiengang Vermittlungswissenschaften in Bildungswissenschaften umbenannt, weil der Mensch kein Trichter ist, in den man Wissen reinsteckt.“

Die ersten Erfahrungen mit den Erstsemestern aus dem G8 zeigten, dass Menschen an die Hochschulen kämen, „die ein Zeugnis der Reife mitbringen, bei allem, was zu regeln ist, aber zurückgemeldet wird, dass sie nicht volljährig sind“. Er berichtete von einigen der 1.050 Studienanfänger, die in der Einführungswoche als Minderjährige von manchen Veranstaltungen ausgeschlossen waren sowie von Eltern, die in der Studienberatung auftauchten – in einem Fall sogar ohne ihr Kind. „Das ist für die Universitäten eine neue Situation“, sagte Reinhart.

Ob da ein vierjähriger Bachelor hilft? „Das wäre sicherlich besser, aber es ändert sich gar nichts“, sagte der Präsident. Er betonte aber, es sei nicht eine universitäre Aufgabe, das neunte Schuljahr zu ersetzen.

Das Bildungsministerium wies die Kritik zurück. Es müsse an der Qualität gearbeitet werden, statt Energie mit einer neuen Schulstrukturdebatte zu vergeuden, teilte eine Sprecherin mit. G8 sei in Schleswig-Holstein im Rahmen des Bildungsdialogs von einer Mehrheit bestätigt worden und habe sich bewährt. „Es gibt keinen Grund, diese Entscheidung infrage zu stellen.“ Außerdem böten Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe und einige Gymnasien die Möglichkeit zum Abi nach neun Jahren. (dpa)