heute in hamburg
: „Man kann alles tauschen“

Teilen Umweltberater Dirk Petersen erzählt, warum sich gemeinschaftlicher Konsum lohnt

Dirk Petersen

Foto: Verbraucherzentrale

59, ist Umwelt- und Produktberater bei der Verbraucherzentrale Hamburg.

taz: Herr Petersen, warum sollten wir mehr tauschen und teilen?

Dirk Petersen: Produkte bleiben länger im Umlauf, Ressourcen werden geschont, die Umwelt weniger belastet. Ein paar soziale Probleme kriegen wir damit auch in den Griff.

Welche?

Menschen mit geringem Einkommen erhalten leichter Dinge, die sie haben möchten. Die Konsummuster der Menschen wollen bedient werden, dabei werden einige abgehängt. Wir wollen zeigen, wie breit gefächert die Möglichkeiten sind, sich ressourcenschonend zu verhalten.

Wird mehr getauscht?

Ja, die Leute denken um. Sachen, die schon ewig rumliegen, werden seltener weggeworfen. Stattdessen fragt man sich, wer damit noch was anfangen könnte. Durch die Flüchtlingssituation ist deutlicher geworden: Die Dinge die man irgendwo schlummern hat, werden noch gebraucht.

Wie ist die Tausch- und Teil­situation in Hamburg?

Hamburg ist ein tolles Pflaster fürs Teilen. Neben Online- und Offline-Tauschbörsen gibt es Umsonstläden, in vielen Bussen kann man Bücher mitnehmen und da lassen. Es hat sich eine Dynamik entwickelt, die fast schon zur Selbstverständlichkeit wird.

Muss man überhaupt noch Neues kaufen?

Im Prinzip kann man alles irgendwo durch Tauschen und Teilen bekommen. Die individuellen Randbedingungen muss man mit sich aushandeln. Aber wenn man in Hamburg ein Auto kaufen will, sollte man sich fragen: Muss ich das haben? Verschwende ich nicht unheimlich viel Zeit, weil ich ständig im Kreis fahre, weil alles dicht ist? Konzepte, die wir hier in Hamburg haben, sind einfach gut. Sie brauchen noch nicht mal ein Fahrrad zu kaufen, weil an jeder Ecke Fahrradstationen sind.

Was kann die Politik tun, um diese Entwicklung zu unterstützen?

Den Reparaturgedanken sollte die Politik fördern. Die bisherigen Organisationen machen das gut. Die könnte man fördern, indem man ihnen mehr Räume zur Verfügung stellt.

Wie arbeiten die?

Das beantworte ich mit einem Beispiel: Sie haben einen Mixer, der nicht mehr funktioniert. Da ist jemand, der gut mit einem Lötkolben umgehen kann und macht ihn heil – ehrenamtlich.Interview: Hannes Vater

Vortrag „Tauschrausch und Teilfreude“: 15 Uhr, Verbraucherzentrale, Kirchenallee 22. Anmeldung unter ☎ 24 83 21 08